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  • Day 10

    Coromandel und Hot Water Beach

    December 10, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 18 °C

    Wir haben den Regenwald für heute hinter uns gelassen. Der Weg führte uns über den Pacific Coast Highway zurück zum Meer. Highway ist gut. Heißt er so, weil er einen Berg nach dem anderen hinauf führt? Es kann auf keinen Fall damit zusammen hängen, dass man ihn schnell befahren kann. Das kann man nämlich nicht. Der Highway ist so schmal, dass man sich immer wieder mit entgegen kommenden Fahrern einigen muss, wer wartet und wer fährt. Nun ja, überwiegend regeln das die Schilder. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Straßenverhältnisse ist die Strecke sehr schön. Nur Coromandel Town hat mir nicht wirklich gefallen. Deshalb sind wir am nächsten Morgen auch sofort weiter Richtung Hahai. Auf dem Weg dorthin kamen wir an traumhaften Buchten vorbei, unter anderem auch an Hot Water Beach.
    Hot Water Beach ist wie kein anderer Strand. Auf den ersten Blick gibt es nichts Besonderes. Er leidet fast unter dem Vergleich mit den anderen Wundern des Landes. Und doch erscheint er in der Rangliste der besten Atraktionen des Kiwipals.

    Der beliebteste Strand in Neuseeland wird jedes Jahr von 700.000 Touristen besucht! Es ist ein gut zugänglicher Ort, wo Pohutukawas Bäume wachsen. Vom Parkplatz aus geht man ein Stück durch den Urwald und erreicht schon bald den Strand. Als wir ankamen, waren schon einige vor Ort und gruben tiefe Löcher. Sie gruben wie irre geworden und es kamen immer mehr mit Schüppen ausgerüstete Besucher, die ebenfalls sofort mit dem Graben anfingen. Ein Uneingeweihter hätte denken können, sie alle seien im Goldrausch. Dies war natürlich nicht der Fall. Sie suchten nicht nach Gold, sondern sie gruben nach heißem Wasser. Thermische Quellen vulkanischen Ursprungs fließen etwa in einer Tiefe von fünfzehn Metern. Zwei unterirdische Fissuren filtern das kochende Wasser, das langsam an die Oberfläche steigt. Mit einer Rate von 15 Liter pro Sekunde erwärmt die Quelle das Meerwasser und damit den Sand. Ich bemerkte einen Mann, der schon über Hüfthöhe in einem Loch stand und immer noch nicht auf Wasser gestoßen war. Herbert schaute mich etwas zweifelnd an und fragte: „Und du glaubst, dass sich das lohnt? Das ist harte Arbeit, richtig anstrengend“.

    Ich beobachtete das Spiel weiter und entschied mich, ebenfalls zur Lochgräberin zu werden. Allerdings wartete ich die inzwischen eintretende Ebbe ab. Ich hatte gelesen, dass die heißen Quellen bei diesem Meeresstand nur wenige cm unter der Sandoberfläche zu finden sind. Also suchten wir uns ein Plätzchen im Schatten und sahen dem ulkigen Treiben zu. Als ich das Gefühl hatte, dass der steilere Strandabschnitt nun frei lag, untersuchte ich diese Stelle vorsichtig mit meinen Füßen. Ich merkte schnell, in welchem Bereich die Füße warm wurden. Ich musste noch etwas warten, denn hier war das Meer noch nicht weit genug zurück gewichen. Ich bat Herbert, mir eine Schüppe zu organisieren. Bis zu seiner Rückkehr hatte sich das Wasser ausreichend zurück gezogen. Die von mir ausgesuchte Stelle erwies sich als Volltreffer. Das von mir frei gelegte Wasser war nicht warm, sondern kochend heiß. Wenn man genau die Quelle trifft, kann man darin Muscheln garen oder Eier "kochen". Das Wasser kocht nicht wirklich, aber es ist heiß genug, um - wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann - sich zu verbrühen. Eier brauchen hier etwa 30 Minuten um gar zu werden. Geht Garen umweltschonender? Es waren wie beim Turmbau von Babel sehr viele Nationalitäten am Strand vertreten. Er glich einer Open-Air-Baustelle. Schon bald sah der Strand wie eine Kraterlandschaft auf dem Mond aus. Glücklicherweise wird jedes Sandloch mit jeder Flut wieder verschlossen.
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