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  • Day 42

    Lima - Flavors&Colors Tour & Shantytown

    August 19, 2019 in Peru ⋅ ⛅ 14 °C

    Heute habe ich noch 2 Touren mit Haku Tours gebucht, die Flavors and Colors Tour am Vormittag, am Nachmittag die Shanty Town Tour.

    Nachdem ich gestern völlig erschöpft gegen 22.00 ins Bett gefallen bin und vergessen habe, den Wecker zu stellen, wache ich heute erst um 8.10 auf! So lange habe ich schon lange nicht mehr geschlafen! Über 10 Stunden, ich scheine vom vielen Reisen der letzten Wochen doch etwas erschöpft zu sein 🤣.

    Damit ich noch eine Kleinigkeit frühstücken kann, hüpfe ich aus dem Bett, denn bereits um 9.00 werde ich für meine Tour abgeholt. Ich entscheide mich heute nur für einen Fruchtsalat mit Joghurt, denn bei der ersten Tour wird es wieder einiges zu essen geben.

    Pünktlichst werde ich von Guide Jimmy abgeholt, Marissa aus Ohio ist die zweite Tourteilnehmerin der Vormittagstour.

    Unser erster Stopp heute ist der Fischmarkt in Churrillos. Die Fischer Limas rudern mit ihren kleinen Booten jede Nacht aufs Meer hinaus um die Limeños ab 4.00 morgens mit den frischesten Köstlichkeiten aus dem Meer zu versorgen. Als wir um kurz nach 9.00 ankommen, ist der Großteil der Fische und Meeresfrüchte bereits verkauft, aber Jimmy erzählt uns über das harte Leben der Fischer, die tagtäglich bei Kälte und Dunkelheit aufs Meer rudern, um gerade mal einem Lohn von 300 $ monatlich zu erwirtschaften. Kranken- und Pensionsversicherung ist für diese Arbeitsgruppe Fehlanzeige, was bedeutet, dass die Fischer oft bis ins hohe Alter aufs Meer fahren müssen. Wir können beobachten, wie jede Menge frischer Oktopus verladen wird und einige Fischer ihre Netze ausrollen um sie auf Schäden zu überprüfen. Hier wird noch mit kleinen Netzen oder per Angel gefischt, der industrielle Fischfang vor der Küste Perus ist den Großmächten China, Russland, USA überlassen, da dies mehr Geld für die peruanische Regierung einbringt. Jimmy denkt, dass in einigen Jahren die peruanischen Fischer keine Arbeit mehr haben werden.

    Nach dem Erkunden des Fischmarktes, geht es weiter zu einem "local market", ebenfalls in Churrillos. Beim ersten Stand, bei dem wir stehen bleiben, können wir verschiedenste, teilweise nur in Peru wachsende Früchte probieren. Jimmy gibt uns Kostproben von Tumbo, auch Bananenpassionsfrucht genannt, Lucuma, der älteste kultivierten Frucht Perus, die bereits vor 8000 Jahren angepflanzt wurde und eine meiner Lieblingsfrüchte geworden ist. Die Frucht wächst nur in Peru und aufgrund ihrer leicht zerbrechlichen Schale, kann sie leider auch nicht exportiert werden. Schade, aber zum Glück kann ich sie wenigstens in Pulverform mit nach Hause nehmen 😊. Weiters probieren wir Cherimoya,
    Grenadilla, Peppino und Membrillo, eine Frucht die viele Tenine enthält, äußerst hart ist und nicht ganz meinen Geschmack trifft. Eignet sich angeblich aber gut für Marmeladen.

    Nach diesem ersten "Tasting" geht es weiter zu Stopp Nummer 2, einem kleinen, local Fisch- und Meeresfrüchterestaurant. Es stehen nur 3 Tische im Lokal und es gibt eine offene Küche. Da die Gerichte, die wir hier verkosten, ganz frisch zubereitet werden, dauert es ein Weilchen, bis wir diese serviert bekommen. Die Wartezeit vertreiben wir uns mit netten Gesprächen und dem Knabbern von Riesenmais. So lecker!

    Und auch die längere Wartezeit von knapp 25 Minuten hat sich gelohnt, denn dieses kleine, sehr einfache und äußerst billige Lokal serviert einer der besten Suppen, die ich je gegessen habe: Chupe! Diese Suppe mit frittiertem Fisch enthält etwas Milch, Ei, gelbe Paprikas und Algen. Leider konnten wir dem Koch das Rezept für diese Köstlichkeit nicht entlocken 😊. Ich nehme von der Chupe sogar einen großen Nachschlag, obwohl ich weiß, dass noch einige andere Gerichte folgen werden, in dem Lokal nämlich Arroz con Mariscos, also Reis mit frischen Meeresfrüchten. Auch dieser schmeckt vorzüglich!

    Schon gut gesättigt geht es weiter zu Stopp 3, einem Amazonasrestaurant, das sich auf Speisen aus der Amazonasregion spezialisiert hat. Wir bekommen Amazonaswildschwein-Wurst und Piranha kredenzt, dazu eine Salsa aus der Amazonasfrucht Cocona und Charabita Pepper, dem schärfsten Chili in Peru. Dank der Fruchtsäure wird die Schärfe aber erträglich. Sowohl der Piranha als auch die Wurst kombiniert mit der Salsa schmecken göttlich und obwohl ich schon ziemlich voll bin, kann ich nicht aufhören zu essen. Da hat Jimmy echt tolle Lokale für uns ausgesucht!!

    Gegen Mittag sind wir mit dem Essensteil der Tour fertig und wir fahren nach Barranco, um dort noch quasi einen Verdauungsspaziergang zu machen. Jimmy zeigt uns die farbenfrohen Murals (Grafittis) und erzählt ein bisschen was über deren Bedeutung.
    Anschließend geht es zurück ins Hotel. Ich habe knapp 40 Minuten Zeit um mich ein wenig auszurasten, bevor mich Jimmy wieder abholt, zu Tour Nummer 2 des heutigen Tages, der Shantytowntour. Obwohl ich diese Tour schon letztes Jahr gemacht habe, möchte ich auch dieses Jahr eine Community in einem der Armenviertel Limas besuchen (knapp 80% aller Limeños leben in einem Armenviertel) .
    Hakutours verwendet 100% der Einnahmen dieser Tour, um die Communities zu unterstützen und hat schon einiges mit dem Geld, das sie durch die Touristen einnahmen, auf die Beine gestellt, aber dazu mehr später.

    Wieder sehr pünktlich holt mich Jimmy vom Hotel ab. Bevor die Tour beginnen kann, sammeln wir noch 2 weitere Touristen, Marc aus Alaska und Ashley aus Seattle, ein. Dann gehts zu einer der 5 Communities, die Hakutours unterstützen, nämlich ins Armenviertel Villa El Salvador zur Community von Belo Horizonte. Unser Communitychef, der uns während der Tour begleitet ist Ramos, ein sehr freundlicher, aber zurückhaltender Mann. Bevor wir verschiedene Familien und Einrichtungen besuchen, gehen wir auf den local market um einige Früchte und Gemüse für ein paar der Bewohner als Geschenke mitzubringen. Schon auf dem Markt lernen wir das harte Leben der Bewohner der Shantytowns kennen. Viele Verkäufer sind jeden Tag ab 1.00 morgens auf den Beinen um 2 Stunden in die Stadt zu fahren um Gemüse, Obst oder Fleisch zu besorgen, das dann ab 8.00 morgen am Markt verkauft wird. Bei den kleinen Familienbetrieben muss jeder mithelfen, schon die Kleinsten verkaufen nach der Schule.

    Nachdem wir am Markt einiges besorgt haben, fahren wir noch ein Stückchen den Berg rauf, denn die Armenviertel liegen immer auf Hügel. Hier gilt: je weiter oben man wohnt, desto ärmer ist man. Die meisten hier haben zwar Strom, aber viele keinen Wasseranschluß. Heißt, früh morgens fährt am Fuße des Hügels ein Wasserlaster vor, die Bewohner können hier Wasser kaufen und müssen dies dann den Hügel über unzählige Stufen hinaufschleppen.
    Wir statten Maria, einer Mutter von 5 Kindern, einen Besuch ab. Ihre Kleinste ist gerade mal 4 Monate, die mit einem Notkaiserschnitt zur Welt gebracht werden musste. Da es für 1.000.000 Bewohner im Armenviertel Villa El Salvador gerade mal ein Containerkrankenhaus gibt, in dem zwar Notoperationen stattfinden können, die Patienten aber nur ambulant behandelt werden können, musste Maria, schon einige Stunden nach der OP das Krankenhaus wieder verlassen. Da sie die vielen Treppen zu ihrem Haus nicht selbständig hochgehen konnte, musste sie von mehreren Männern in einem Tuch, samt Baby, hochgetragen werden. Das sind für uns echt unfassbare Zustände!!

    Hakutours ist bei den Bewohnern sehr gerne gesehen, weil sie, wie oben schon erwähnt, die Einnahmen der Shantytowntour dazu verwenden, Gutes für die Community zu leisten. So haben sie schon vier Daycare-Center gebaut, wo Mütter, die arbeiten müssen, ihre Kinder betreuen lassen können, eine Suppenküche, die alte Menschen und Kinder versorgt und ihr letztes Projekt war ein Eisentor vor der Strasse der Schule, dass ab 17.00 geschlossen wird. In den Shantytowns kam es immer wieder zu Kindesentführungen und das Tor bietet ein wenig Sicherheit. Organisierte Banden entführen arme Kinder um sie in "reiche" Länder an kinderlose Paare zu verkaufen, mit ihren Organen handeln oder sie in den Dschungel als Sklaven verschleppen. Und das im Jahre 2019, unvorstellbar welch Gräueltaten auf dieser Welt passieren!!!

    Wir besuchen noch eine 85-jährige Bewohnerin, die recht weit oben wohnt. Vor 2 Jahren wurde ihr Haus aus Holz von Freiwilligen aus Holland renoviert. Da sie keine Pension bezieht, betreibt sie immer noch einen winzigen Laden am obesten Ende des Hügels, wo sie alle Produkte fast ohne Hilfe jeden Tag hochschleppt. Eine bewundernswerte Frau, die immer noch voller Energie strotzt! Das Leben im Shantytown ist kein Leichtes und wieder einmal bin ich sehr dankbar dafür, was ich alles habe. Für mich so selbstverständliche Dinge wie Strom und Wasser, sind hier nicht für jeden zugänglich und wir sollten echt öfter überlegen, bevor wir uns über unser Leben beschweren und dankbar sein, für all die Dinge, die wir haben!

    Die Tour war wieder mal ein augenöffnendes Erlebnis und ich bin froh, mit dem Tourpreis die Community ein wenig zu unterstützen!

    Gegen 17.15 bin ich wieder zurück in meinem Hotel, dankbar ein schönes Bett und eine warme Dusche genießen zu können!

    Zum Abendessen ist mir heute mal nach japanischem Essen zumute und so bestelle ich mir Gyoza und Tan Tan Ramen im Kinjo Ramen Restaurant, etwa 5 Gehminuten von meinem Hotel entfernt. Es muss ja nicht immer peruanisch sein, auch wenn ich diese Küche liebe!

    Anschließend ans Essen gehts wieder zurück ins Hotel, wo ich noch einen gemütlichen Abend verbringe.

    Ich kanns kaum glauben, aber morgen ist schon der allerletzte Tag meiner Reise!
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