Satellite
  • Day 4

    Rund um den Aragaz

    October 1, 2019 in Armenia ⋅ ☀️ 7 °C

    Das erste Highlight des Tages ist das „Denkmal des Armenischen Alphabets“. Der Skulpturenpark ist dem 1600-jährigen Jubiläum der der armenischen Schrift gewidmet und wurde vom Architekten Dschim Trosjan im Jahre 2005 entworfen und errichtet. Es zeigt die 39 armenischen Buchstaben, die man seit dem Jahre 405/406 verwendet. Das Alphabet wurde von Mesrop Maschtoz entwickelt, um die Bibel für die Armenier lesbar zu machen und das Christentum in Armenien zu verbreiten. Ursprünglich bestand das Alphabet aus 36 Buchstaben, die dann im Mittelalter ergänzt wurden. Leider wurde in dem Bereich ein schmiedeeisernes Kreuz aufgestellt und es sollte eine Kirche gebaut werden, von der aber nur die Fragmente stehen. Das wirkt sehr störend.
    Unweit davon besuchen wir anschließend das „Psalmenkloster“ Saghmosavank am Westrand der eindrucksvollen Schlucht des Kassagh. Viele interessante Geschichten ranken sich um das Kloster und seine Bedeutung. Mehrfach richteten Erdbeben schwere Schäden an, immer wieder wurde das Kloster restauriert, zuletzt nach dem schweren Erdbeben von 1988.
    Weiter nördlich gelangen wir nach Aparan an der Ostseite des Aragaz. Die Stadt hat 6.500 Einwohner armenischer und kurdischer Nationalität. Während des Völkermordes im Osmanischen Reich an den Armeniern 1915 suchten hier viele Armenier Zuflucht. Im Mai 1918 war die Stadt auch Schauplatz der siegreichen Schlacht der Streitkräfte der Demokratischen Republik Armenien gegen die auf Jerewan vorrückende türkische Armee.
    Im Zentrum Aparans halten wir bei einer Großbäckerei, beobachteten die Bäcker, wie sie im Minutentakt überaus sportlich sich kopfüber in den traditionellen Ofen vorbeugen, um den Brotteig an die heiße Tonwand des Ofens zu kleben und wieder abzunehmen und probieren die Brote anschließend auch. Der Ort gilt als die Hochburg der „Schildbürger“ Armeniens.
    14 Kilometer nördlich von Aparan zweigt eine Nebenstraße auf der Hochebene von Tsaghkahovit ab, die nach Westen bis Gjumri führt. Hier liegen eine Reihe von Dörfern der jesidischen Minderheit Armeniens. Die Gehöfte bestehen meist aus eingeschossigen, mit Wellblech gedeckten Wohnhäusern, gemauerten Viehställen und Bretterschuppen. Für die Wintermonate werden Heuballen als Viehfutter und Kuhfladen als Heizmaterial hoch aufgetürmt. Das dünn besiedelte Hochland wird hauptsächlich als Weideland für Schafe und Rinder genutzt. Auf großen Feldern werden Kartoffeln, Mais und Weißkraut angebaut.
    Dann erreichen wir Gyumri, mit knapp 117.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Armeniens. Im Kaiserreich Russland hieß die Stadt Alexandropol, anschließend wurde sie nach Wladimir Iljitsch Lenin benannt, hieß dann Leninakan und von 1991-1992 Kumajri. Die heutige Stadt entstand bei einer 1837 gegründeten russischen Festung.
    Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, bei dem 25.000 Menschen ums Leben kamen. Vor allem die Hochhäuser aus sowjetischer Zeit brachen dabei zusammen und forderten viele Opfer. Neben der Stadt Spitak, die nahezu vollständig zerstört wurde, wurden Leninakan/Gjumri und Kirowakan/Wanadsor sowie viele umliegende Dörfer schwer beschädigt.
    Viele Länder beteiligten sich am Wiederauf der Orte. Dies spiegelt sich in der vielfältigen Architektur der Neubauten wider, die zum Teil typische Züge der Architektur der Länder aufweist, die daran beteiligt waren. Wir machen einen Spaziergang durch die interessante Altstadt und haben zum Abschluss des Tages wieder ein großartiges Abendessen!
    Read more