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  • Day 68

    Rio/Lapa(09.03–21.03)u. Résumé Brasilien

    March 21, 2017 in Brazil ⋅ ⛅ 26 °C

    “Lapa” war frueher ein Rotlichtviertel. Heute verspruehen die alten Bauten ein anderes Flair. Prostituierte gibt es kaum noch. Der Stadtteil ist durch viele Sambabars und Gastronomiegewerbe in allen erdenklichen Varianten gepraegt. Rund um die Strassen “Mem de Sá und “Gomes Freire” tummelt sich vor allem am Wochenende die Partyszene. Das Wahrzeichen des Stadtteils sind die grossen “Arcos da Lapa”. Das Viertel liegt am suedoestlichen Rand des “Centro”.

    In diesem Viertel kamen wir im Caipihostel auf der “Gomes Freire 373” unter. Einen stilvollen Hostel mit guter Lage, guter Musik, gutem Barkeeper, zu starker Klimaanlage und ansich nettem Personal. Von dort aus starteten wir alle Ausfluge wie z. B. zu den bereits beschrieben Sehenswuerdigkeiten des Viertels “Escadaria Salarón”, “Arcos” oder einfach die Bars/ Restaurants, welche fuer uns zu Fuss erreichbar waren. (Nachts bevorzugten wir allerdings das Taxi). Manchmal verblieben wir an der Hostelbar, wo uns der Barkeeper mit guten Drinks versorgte (an einem Tag besonders gut ;D). Elly feierte ausgiebig.
    Der ganze Laden schien von einem alten, alternativen Freundeskreis unseren Alters gefuehrt zu werden, welcher sich ang. schon seit der Kindheit kannte. Das Publikum war vorwiegend suedamerikanisch, bis auf zwei deutlich entspannte Franzosen. Eine der beiden Franzosen nannte sich “Chino”, weil er mittlerweile Schlitzaugen wie ein Chinese hatte – bedingt durch seinen derzeitigen Lebensstil…:D. Da “Chino” afrikanische Wurzeln hatte, fiel er zu seinem Vorteil ueberhaupt nicht auf in Rio.
    Wir fuehlten uns gut aufgehoben, jedoch schnappte ich am vorletzten Abend bei einem Besuch im WC ueber das offene Fenster Worte von der Hofterasse auf, die unsere Habseligkeiten, den portablen Tresor und unser Zimmerfenster betrafen. Ich schob den Gedanken an moegliche Paranoia beiseite und hoerte auf meine Intuition, die mir riet uns fuer den letzten Abend spontan woanders einzuquartieren. Da Elly durch die harte Klimaanlage leicht erkaeltet war bot sich dies als Vorwand an vorzeitig und entspannt auszuchecken. Spaeter erhielten wir dann den halben Preis d. h. 50R$ fuer die bereits bezahlte Nacht zurueck.

    Unser Taxifahrer des Vertrauens Lucas Gomes (0055(21) 979391155/ executivo@transvelos.com.br), und Freund der Familie fuhr uns im Morgengrauen am 21.03 zum internationalen Aeroporto. Von dort ging unser Flug ueber den Atlantik.
    Ja - wir hatten nach langem hin und her beschlossen Brasilien frueher zu verlassen wie geplant. Eigentlich wollten wir um diese Zeit im Staat “Santa Catarina” in “Florianopolis” sein und anschliessend zu den Wasserfaellen von “Iguacu” reisen. Von dort sollte es dann direkt nach “San Tiago de Chile” gehen um einen transpazifischen Flug zunehmen usw… (Ich hatte sogar schon ueber einen Kontakt einen Umweg durch Kolumbien/ “Leticia” halb in die Wege geleitet).
    Aber aufgund unserer zwiespaeltigen Erfahrungen bisher, wegen des Zeitverlusts bislang, meiner noch nicht vollstaendig geheilten Mitbringsel aus Salvador und letztlich wegen Ellys Motivation schnellstmoeglich ein Top-Flugangebot von Rio zu finden, entschlossen wir uns fuer die fruehere Ausreise!

    Zusammenfassung Rio:
    Zusammenfassend hat uns Rio als offene, kosmopolitische Stadt mehr zugesagt, als Salvador. Wir waren nichts weiter als gewoehnliche Touristen. Die meisten Bewohner Rios mit denen wir im Gespraech waren, hatten ein eher hohes Mitteiliungsbeduerfnis und man erhielt Einblick zu persoenlichen Ansichten. Es gibt verdammt viel zu machen in Rio. Aufgrund eines Wetterumschwungs zum Ende hin, liessen wir den Flug mit dem Paraglider, eine Tour in den “Parque Nacional da Tijuca”, eine “Favelatour” und zu meinem grossen Bedauern einen Besuch der paradiesischen Insel “Ilha Grande” leider aus. Genauso gab es auch nur zwei kurze Strandnachmittage an der “Cabana” und an der schoeneren “Praia da Tjuca”. Beliebt und nicht ueberlaufen soll auch die “Praia de Joatinga” nebenbei bemerkt.

    Résumé Brasilienaufenthalt:
    Brasilien ist eine Welt fuer sich und von wahnsinniger Groesse. Wir haben nur einen kleinen Teil trotz viel Zeit gesehen! Das Land ist reich an Flora, Fauna, Recourssen, Straenden, Grossstaedten. Die exotische Bevoelkerung ist die vilt. durchmischteste der Welt. Das Essen ist deftig aber lecker, die “Agua de Coco” die Musik, die scheinbar entspannte Lebensart und der typische Charme machen einfach Spass! Nicht zu verachten ist auch das kulturelle Erbe, das hier einmalig ist. Das Land hat meiner Meinung nach eig. alles was noetig ist um ein komplett unabhaengiges Wirtschaftsland zu werden.
    Das politische und soziale Gefuege weist jedoch grosse Defizite auf. Im Schein der noblen Viertel vergisst man, dass in der Favela nebenan Sucht, Gewalt, Armut und Mord normaler Bestandteil des Lebens ist. Es mangelt an Bildung/ Erziehung und einfacher Arbeit durch welche man den Lebensunterhalt bestreiten kann. Es wundert nicht, dass die Mittel- und Oberschicht die Fenster und Gaerten mit Stacheldraht vergittert, Mauern mit Scherben versetzt oder Tuerwachter bezahlt. Die Ausgaben fuer die Militaerpolizei sind entsprechend hoch. Der Rassismus ist unterschwellig auf beiden Seiten der dominierenden Ethnien noch vorhanden, bedingt durch die ehemalige Sklavarei. Das Land steckt aktuell wiedermal in der Kriese und die Medien berichten in Dauerschleife von Ueberfaellen, Toten und politischen Skandalen.

    Unser Eindruck basiert auf den Erfahrungen die wir vorwiegend in den Grossstaedten an der Nordostkueste gemacht haben. Insgesamt sind wir froh ueber die sonnige Zeit die wir ohne schlimme Zwischenfaelle mit unseren verschiedenen Weggefaehrten erleben durften. Wir haben gelernt, dass das beste Wetter und die schoensten Straende laengst nicht so viel wert, wie die Selbstverstaendlichkeit ohne Besorgnis ueber die Strassen spazieren zu koennen. Hier sollte man auf seine Intuition vertrauen und sich draussen angepasst verhalten. Wie Elly so passend beschrieb hat Brasilien “ein lachendes und ein boeses Gesicht”. Suedamerika ist und bleibt temperamentvoll, wild und abenteuerlich.
    Weitgehend munter und um einge “Bolos de Chocolate” aermer (Ellys Nervennahrung und Substitut :D), verliessen wir den Kontinent zufreiden und mit Vorfreude auf die naechsten Ziele.

    Ggf. Komme ich irgendwann doch nochmal zurueck um die Route nach Sueden zuende zubringen.
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