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  • Day 3

    Tag 3 Auvergne

    July 20, 2020 in France ⋅ ☀️ 22 °C

    Flussrauschen und Vogelgezwitscher wecken uns an diesem sonnigen und schon sehr warmen Morgen. Eine Dame aus der Rezeption sieht uns wohl vor dem Campingplatz stehen und redet von weitem wild gestikulierend auf uns ein. Wir verstehen nix. Ich möchte kurz mal loswerden, dass die älteren Franzosen oft, selbst wenn man ihnen kopfschüttelnd mit dem Satz "Je ne sais pas francais" antwortet, sie dennoch weiter mit einem französisch sprechen ohne Punkt und Komma. Selbst ein unhöfliches Wegschauen unsererseits oder ein ich- nix- verstehen - Gesicht ist für den Franzosen älterer Generation, keine Ausrede nicht zuzuhören, was er oder sie zu sagen hat.
    Naja jedenfalls find ich dann raus, dass es eigtl verboten ist vor dem Parkplatz mit einem Caravan zu stehen. Kevin vermutete ernsthaft, die Dame hätte bestimmt ein Problem damit gehabt, dass er oben ohne da stand.
    Wir entscheiden uns auf den Campingplatz zu fahren. Und diese Entscheidung war gut 🙂 Wirklich traumhaft, am Flussufer liegend, zwischen vielen Bäumen und Büschen hat jeder Campingplatzbesucher hier einmal das Gefühl ein Grundstücksbesitzer zu sein. Wir richten uns schön ein. Die Wäscheleine häng ich von Baum zu Baum. Jeder hat hier sowas. Also hänge ich das kleine Geschirrabtrockentuch an die 4 m Wäscheleine. Auch für das Tuch soll Urlaub sein. So.
    Wir essen unser Müsli und fühlen uns sehr wohl. Der Plan ist, heute eine Flusswanderung zu unternehmen. Wir packen Proviant und Badesachen ein. Und natürlich nicht zu vergessen. Die Angel. Kevins erneute Ankündigung: Heute gibt's Fisch zum Abendbrot.
    Ich lasse mich noch ein bisschen vom Campingopa beraten und er empfiehlt uns einen Weg an Wiesen und Feldern und Wald, direkt am Fluss entlang. Nach einigen Schwierigkeiten übers Internet eine Fischingcard zu bekommen, was nach 1000 Versuchen dann klappt, können wir los. Wir wandern so knapp bekleidet wie möglich und dicken fetten Wanderschuhen Richtung eines alten Bauernhauses direkt am Fluss und im Wald liegend. Ich werde kurz zum Touri und gaffe was das Zeug hält." Guck mal Kevin, da! Wenn wir da wohnen würden... Dann könntest du da Fischen... Und dort... Die Scheune da.. Da wäre Platz für Ziegen und ein Pferd.. Und schau mal wie die da die Stühle stehen haben... 😍😍😍" und dann gebe ich es zu. "ooh ich bin neidisch"
    Kevin läuft weiter. Er hört das nicht zum ersten Mal.
    Dann öffnet sich der Wald und eine große Lichtung kommt zum Vorschein. Eine wilde Blumenwiese. Und wir sind allein. Wie wunderschön. Der Hund rennt wie ein angestochenes Huhn und ich muss auch direkt mal ein Rad schlagen. Kevin hält seine Angel in den Fluss. "Keine Fische drin". Ok, dann kann ich jetzt ja mal in diesem Fischlosen Abschnitt des Flusses eintauchen und mich abkühlen. Lio tut es mir gleich. Dieser Hund hat wirklich spaß am Wasser. Er war sicher vorher mal ein Fisch. Oder aber ein Bär, der Meister im Lachsfang war. Tja oder aber ein Waschbär. Denn tatsächlich holt sich Lio mit seinen Vorderpfoten Steine aus dem Fluss. Ach, dieser Hund. ❤️
    Dann folgt eine Wanderung, die wirklich abenteuerlich ist. Wir klettern über klitschige Steine, umgefallene mit Moos bewachsene Baumstämme, müssen kriechen und springen. Kurz fühl ich mich wie ein Naturfilmer auf der Suche nach dem wilden Leben. Und ich werde direkt erhört. Lio bleibt wie angewurzelt vor mir stehen und starrt auf den Boden. Ich nehme ihn zurück und siehe da... Ein Gewirr aus Schlangenhaut und irgendwas riesen Aufgeblähtem. Ich kann es nicht richtig erkennen und Schrei erstmal los..." KEEEEVIIINNN Komm her. Hier macht eine Schlange komische Sachen." Kevin klettert zu mir zurück und wir werden Zuschauer eines wunderbaren und zugleich schockierendem Naturschauspiels. Ein kleine Schlange, in ihrem ausgeharktem Kiefer der Kopf einer Monsterkröte. Nein, ich übertreibe nicht. Ihr Bauch so aufgebläht wie eine Wasserbombe. Die großen Krötenbeine versuchen sich noch zu befreien. Aber die kleine Schlange lässt nicht los. Die Kröte tut mir leid. Aber wir greifen nicht ein. Das ist eben Natur. Wir wollen nicht darüber richten, welches Leben hier "lebenswerter" ist. Die Kröte, die dann weiterleben kann oder die Schlange, die jetzt endlich was zu fressen hat oder eben dann mit leerem Magen... dasteh.. Da liegt. Wir machen ein Foto und gehen. Ich frage mich dennoch ob die beiden da heute noch liegen...
    Wir laufen weiter und kommen an einem traumhaften Flussbett an. Um direkt darauf zukommen, müssen wir durch den Fluss laufen um dann durch stachlige Gewächse inklusive zerkratzten Beinen, uns durchkämpfen. Aber der Aufwand lohnt sich. Da liegt der Fluss vor uns zwischen Wäldern und Felsen. Natüüürlich, steigen in dem Moment auch noch 3 Reiher in die Lüfte. Jetzt bin absolut in meiner Tierdoku angekommen. Kevin holt seine Angel heraus und unter den wachsamen Augen von Lio versucht er sein Glück. Ich sitze da so und genieße. Toll, traumhaft, genau so lieb ich es. Und niemand da. Nur wir. Also doch ein bisschen wie "allein auf der Welt".
    Und wie immer, male ich mir nun sämtliche Dinge aus. Welche Tiere gibt es hier nochmal? Wölfe? Bären.?... Ok... Was machen wir wenn jetzt ein Bär kommt?.. Kevin und ich einigen uns drauf, bei plötzlichen Auftauchen eines Bären gaaaanz langsam in den Fluss zu laufen und ans andere Ufer zu schwimmen... 🙄 Natürlich gibt's da keine Bären. Aber man weiss ja nie. Wölfe schon. Aber vor denen habe ich keine Angst.
    Wir verweilen dort mehrere Stunden. Bis ich einen fetten Sonnenbrand bekomme und ich mir etwas Sorgen um Lio mache wegen der Hitze. Wir laufen also zurück. Und da... MENSCHEN😱 2 ältere Herren (Angler) stehen da plötzlich. Ich stelle mir gerade vor wie die beiden das wohl geschafft haben hierher zukommen. Bis ich irgendwann erfahre dass es von der Hauptstraße (Serpentinen) einen kleinen Weg hierher gibt. 🙄 na und. Dafür war unser Umweg viel abenteuerlicher. Aber wir entscheiden, diesen Weg als Rückweg zu nehmen. Vorher springen wir aber noch wie Gott uns erschuf in den superkalten Fluss. Wie Nadelstiche auf dem Körper fühlt es sich an. Was für ein Gefühl. Der ganze Körper im kalten klaren Fluss, das Gesicht in der Sonne. Wir fühlen uns wie neugeboren.
    Also laufen wir auf der Straße zurück. Und es ziiiieht sich. Es geht hoch und runter. Und plötzlich springt ein kleiner Rehbock auf die Straße direkt vor uns. Alle Anwesenden dieser Situation bleiben wie angewurzelt stehen. Was für ein Moment. Was für ein Bild. Die roten Kiefern im Hintergrund, die dunkelgrünen Farne und die schwarze Straße. Darauf der hellbraune Teenager - Bambi. Wow. Er dreht seinen Kopf zu uns und schaut uns an. Schleckt sich über seine schöne Nase und macht einen hohen grazielen Sprung auf die andere Waldseite. Ein toller Moment. Glücklich laufen wir weiter. Als wir in der Nähe des Campingplatzes ankommen, schaut uns auf der rechten Straßenseite ein wunderschönes Pferd an. Ein Kaltblüter bläht die Nüstern. Kevin begrüßt ihn wie einen alten Bekannten:" Ja wen haben wir denn da?!" und tatsächlich wiehert er uns aus seinem tiefsten Inneren zu und rennt auf uns zu soweit der Zaun es ihm erlaubt. Er freut sich wie Bolle. Ich bin mir sicher wir erinnern ihn, an seine Besitzer.
    Wir kommen am Campingplatz an und haben Bierdurst. Ich lege mich auf unsere Wiese und könnte direkt einschlafen. Lio ist auch völlig fertig. Besonders alt werden wir an diesem Tag nicht. Wir essen noch eine Kleinigkeit und legen uns dann ins Bett. Was für ein Tag 😊 Ganz nach meinem Geschmack!!!

    Gute Nacht
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