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  • Day 2

    „Die kleine Meerjungfrau“ - Las Palmas

    September 6, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Zitat: Nur unterwegs erfährt man das Gefühl märchenhafter Verwunschenheit. (Erich Kästner)
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    Die Männer und die Jungen, ab dem 10ten Lebensjahr, arbeiteten hart für einen kargen Lohn. Und die Arbeit war gefährlich. Sie gruben sich, nur mit Hammer und Meißel, 1911 immer tiefer in das Gestein und trafen auf ein paar Hohlräume. Die Kinder krochen durch die schmalen Gänge und mussten den Abraum rausbringen...... 72 Stunden je Woche.....für 15 Groschen. Nicht genug, um die Familie zu ernähren, weshalb die meisten einen zweiten Job hatten.
    Im Schein der spärlich leuchtenden Grubenlampen konnte der neue Eigentümer der Alaunschiefergrube „Jeremia’s Glück“, Adolf Mützelburg, nur andeutungsweise erkennen, welch faszinierende Formen sich schrittweise im kargen Licht zeigten. Ein eilig installierter Scheinwerfer offenbarte die ganze Pracht in diesem weitläufigen Raum, der schon bald „Märchendom“ heißen sollte. Neben einer Fülle von Tropfsteinen und farbigen Ablagerungen beherrscht sein größter und wohl berühmtester Tropfstein, die majestätisch auf einem Bergsporn stehende „Gralsburg“, den riesigen Raum. Siegfried Wagner fand sie so toll, dass er die Silhouette der Gralsburg als Bühnenbildvorlage für den „Tannhäuser“ im Rahmen der Bayreuther Festspiele nutzte. Nun stehen wir hier vor der Vorlage und staunen nicht schlecht: Wie in einem Märchen fühlen wir uns in den „Saalfelder Feengrotten“. Kein Wunder, dass jemand auf den Gedanken kam, "Die kleine Meerjungfrau" hier zu drehen. Mittlerweile steht die Grotte als "farbenreichste Schaugrotte der Welt" sogar im Guinness-Buch der Rekorde.

    Wir cruisen in langgezogenen Kurven den Rennsteig entlang, in den fränkischen Wald. Dort besichtigen wir „Festung Rosenberg“, die nie erobert und nicht ein einziges Mal zerstört wurde und machten Pause im Eiscafé „Las Palmas“: Der ältere Herr schiebt sich das Basecap zurecht, kommt an unseren Tisch und stellt einen Becher mit zwei Kugeln Eis vor uns hin. Dann hören wir eine ausländische Sprache...... Wir brauchen alle einen Moment um zu begreifen, dass es sich um genuscheltes, tiefstes Bayrisch handelt. Also Deutsch.... irgendwie.... Wir konzentrieren uns und hören einzelne Töne, die wir irgendwie als Wörter identifizieren. Wir tauschen uns aus und kommen gemeinsam zum Ergebnis, dass er uns eine neue Eiskreation vorstellt, die wir probieren sollen: Rotwein- und Weißweineis. Sehr lecker! Befremdlich ist, dass er uns einwandfrei versteht, wir ihn aber kaum. Er erzählt uns noch, dass er Berlin aus den 70ern in Erinnerung hat und dass früher alles besser war. Dann setzt er sich an den Nachbartisch ohne zu merken, dass es Franzosen sind, die praktisch kein Deutsch sprechen. Macht nix..... er quatscht sie voll..... und irgendwie, mit Händen und Füßen, werden sie auch zu Testessern.
    Doch wieso nennt ein Bayer sein Eiscafé „Las Palmas“??

    Den Abend verbringen wir bei bayerischen Leckereien mit Livemusik: Ich wusste gar nicht, dass man den Country-Song „Mary Lou“ auch auf bayrisch spielen kann 😂

    Erkenntnis des Tages:
    Die schwere Arbeit vor 100 Jahren verkürzte die Lebenserwartung auf nur 40 Jahre. Damals wäre ich also bereits seit 20 Jahren tot. ........ Und heute regen sich manche auf, weil eine Maske getragen werden soll. Nie ging es den Menschen so gut wie heute!
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