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  • Day 84

    Dallas, Dealey Plaza, 22.11.1963, 12.30

    April 25, 2018 in the United States ⋅ ⛅ 11 °C

    Was an diesem Ort, an diesem Tag, um diese Zeit passierte, liess die Welt so etwas wie stillstehen. Lee Harvey Oswald hatte aus dem 6. Stock des Texas School Book Depository an der Elm Street 411 mit zwei Schüssen aus einem Zielfernrohr-Karabiner den 35. Präsidenten der USA, John Fitzgerald Kennedy, auf seiner Fahrt im offenen Lincoln Continental durch Dallas erschossen. Oswald wurde zwei Tage später vom Nachtclub-Besitzer Jack Ruby im Hauptquartier der Polizei von Dallas erschossen, und so bleibt der tatsächliche Tathergang bis heute etwas im Dunkeln, und viele Verschwörungstheorien kamen auf. Aber die ofizielle Untersuchungskommission und auch spätere Untersuchungen gehen davon aus, dass Oswald der Schütze war und als alleiniger Täter handelte.
    Heute ist der 6. Stock des ehemaligen Schulbuchlagers von Texas ein Museum und heisst einfach Sixth Floor Museum. Dort wird die ganze Vorgeschichte, der Tathergang und die Nachbereitung des Attentats eindrücklich und ausführlich mit Dokumenten, Fotos und Filmen erklärt. Und natürlich kann man den Ort, wo Oswald aus dem Gebäude geschossen hat, ebenfalls besichtigen.
    Ich wollte schon immer einmal nach Dallas, dieses Attentats wegen. Warum?
    Die Ermordung Kennedys ist der erste poltische oder historische Vorgang, den ich wissentlich mitbekommen habe, und zwar so:
    Als ich am Samstag, den 24. November 1963 aufwachte, sassen meine Mutter und mein Vater sehr betreten in der Küche und sagten mir, dass Kennedy erschossen wurde. Meine Eltern waren eher apolitische Menschen, umso erstaunlicher war diese Mitteilung. Meine Mutter sollte mir Jahre später die Ausgabe der National Zeitung vom 24. November 1963 geben, die sie extra wegen dieses Ereignisses aufbewahrt hatte.
    Ich ging danach in die Schule (damals war samstags noch Schule!), und all die zehnjährigen Mitglieder meiner Klasse diskutierten angeregt das Ereignis. Unser Primarlehrer kam herein, und auch er ging auf das Attentat ein und erklärte uns, was passiert war.
    Und: Ab diesem Tag musste ich mir, meines Vornamens wegen, für geraume Zeit das Attribut „Kennedy-Mörder“ gefallen lassen.
    Nun war ich also mehr als fünfzig Jahre später hier, und das war etwas ganz Besonderes für mich.
    Zu den Bildern: Das Texas School Book Depository, von wo aus Oswald aus dem äussersten Fenster rechts im zweitobersten Stock auf Kennedy schoss; dann der Ort des Schützen im Gebäude; der Blick des Schützen aus dem Gebäude auf die Elm Street bei der Dealey Plaza, wo heute zwei Kreuze auf der Strasse die Standorte des Wagens von Kennedy markieren, wo die Schüsse gefallen sind (der erste Schuss beim vorderen Kreuz ging daneben; die tödlichen Schüsse 2 und 3 erfolgten bei der zweiten Markierung; siehe auch erstes Bild); die zweite Markierung auf der Strassen aus der Nähe.
    Und dann noch etwas Positives aus Dallas: die Pioneer Plaza mit der eindrücklichen Dallas Cattle Drive Sculpture von Robert Summers aus dem Jahre 1994, die 49 Rinder darstellt, die von drei Cowboys durch einen Fluss getrieben werden und an das Viehtreiben entlang des Shawnee Rivers im 19. Jahrhundert erinnern soll; schliesslich mein Lieblingsbild aus dem Dallas Art Museum (Lighthouse Hill von Edward Hopper aus dem Jahre 1927).
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