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  • Day 12

    Ich kam nach Peru für Machu Picchu

    June 19, 2019 in Peru ⋅ ⛅ 14 °C

    Ich kam nach Peru für Machu Picchu und fand so viel mehr.

    Langsam neigt sich die Reise dem Ende zu und heute ist das Highlight dran: Machu Picchu. Ich hab heute früh ein bisschen getrödelt und so musste ich mein Frühstück in 15 min runterschlingen. Wir liefen danach kurz zum Bahnhof und stiegen in den Zug. 1,5 Stunden dauerte die Fahrt und sie war sehr interessant. Wir sahen Teile des Inca-Trails (der dauert 4 Tage, man schläft in Zelten und Mulis tragen das Gepäck ... Plan für nächstes Jahr ? 🤔😬🙈). Die Landschaft veränderte sich wieder. Wir fuhren an einem Fluss lang und um uns rum war viel Vegetation, teilweise Regenwald. Wahnsinn, wie schnell sich die Klimazonen hier verändern.
    Waren wir gestern noch im staubigen Italowestern mit dem Hollywood-Schamanen, geht es heute mit Indiana Jones und Hiram Bingham in den Dschungel. Ob es auch leckeren Affenschädel gibt? Wer weiß...

    Im Hotel (Casa Andina! Jippy!) in Aguas Calientes/ Machu Picchu Dorf angekommen, hatten wir noch 1,5 h Zeit um uns auszuruhen und etwas Kleines zu essen und Vorräte aufzufüllen.
    Um 11.15 liefen wir zur Busstation und stiegen in den Bus, der uns in 30 Minuten über eine Serpentinenstraße zum Eingang von Machu Picchu bringen sollte. Ein letztes Mal gingen wir auf die Toilette (innen gibt’s keine mehr, die nächsten 5 h also durchhalten). Und wir konnten hier auch unseren Pass stempeln lassen mit dem Original Machu Picchu Stempel.

    Jovanna hat es einfach drauf. Sie meinte, die meisten Besucher können nur 2 h bleiben, denn sie buchen ihr Ticket zeitgleich mit der Führung. Wir nicht 😎 wir hatten Freizeit in der Anlage von 12.00-15.00 und erst dann 2 h Führung. Sie erklärte uns den Treffpunkt und zeigte uns die Dinge, die man noch machen kann. Man kann zuerst zum Sonnentor laufen und dann noch zur Inca-Brücke. „Ein wenig anstrengend.“

    Nun sah ich zum ersten Mal die Anlage von Machu Picchu. Sie war genauso wie auf all den Bildern: majestätisch! Was für ein Ausblick! Es war am Anfang noch recht voll, viele machten Selfies. Ich machte ein paar Fotos und schaute es mir gleich dort an 😉

    Dann fing ich an mit einigen aus der Gruppe zum Sonnentor zu laufen.
    Hätte ich vorher gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich es nicht gemacht 😂 Es ging auf einem kleinen Pfad steil bergauf mit unebenen Stufen. Eine ganze Stunde lang kämpfte ich mich nach oben, es war unglaublich anstrengend. Nach jeder Kurve sagte ich mir: „Das sind jetzt die letzten Stufen!“ Naja... bis zuletzt kamen Stufen 😂 teilweise musste ich mich mit den Händen abstützen weil die Stufen 70 cm hoch waren.
    Endlich hatte ich es geschafft! Der Ausblick war gigantisch! Und sowas macht man ja auch nur einmal.

    Nach einer viertel Stunde Pause und einem Müsliriegel machte ich mich auf den Weg zurück. Auf der Karte, die wir bekommen hatten, sah es so aus, dass der Weg zur Inkabrücke relativ schnell links ab ging. In Realität war das aber anders. Ich musste den ganzen Weg zurück. Ich hätte manchmal heulen wollen. Auch bergab war es so anstrengend, man musste immer aufpassen dass man nicht rutschte oder stolperte. Meine Muskeln fingen an zu zittern und ich konnte mich nicht mehr richtig abfangen. Wanderstöcke wären hilfreich gewesen aber das hat uns niemand vorher gesagt.
    Endlich war ich wieder am Ausgangspunkt und sah den Pfeil zur Inca-Brücke. Gleichzeitig sah ich aber auch Jovanna im Gras sitzen und entschied, dass ich die 45 min nutzte, um mich auszuruhen.

    Und dann beobachtete ich Machu Picchu und biss genüsslich in mein Snickers. Das Spiel der Wolken mit der Sonne war atemberaubend. Manchmal war alles dunkel aber auf Machu Picchu strahlte die Sonne. Ich hörte die Vögel zwitschern und genoss die Ruhe.

    Gegen 15.00 trudelten alle ein („die Brücke war eine Hängebrücke- lohnt sich nicht!“) und wir wurden in 2 Gruppen aufgeteilt. Ich war in Jovannas Gruppe und sie erzählte uns die Geschichte der Wiederentdeckung von Machu Picchu. Das spricht man übrigens „Matschu Pichtschu“ (wie „ich“) aus und bedeutet alter Berg. Spricht man es „Matschu Pitschu“ aus bedeutet es „alter Penis“. Choose wisely 😉

    Hiram Bingham wollte eigentlich die legendäre Goldstadt „Eldorado“ finden und redete auf seinen Reisen mit vielen Einheimischen. Schließlich kam er zufällig in Aguas Calientes an und fragte auch dort die Einheimischen nach solchen verborgenen alten Strukturen. Ein Bauer erinnerte sich daran, dass er auf dem Berg sowas gesehen hatte und Bingham machte sich auf den steilen Weg dorthin. Der größte Teil der Anlage war überwuchert, doch Bingham fand sie trotzdem. Er musste allerdings erst Sponsoren finden, die ihm diese Erkundung finanzierten. Die Uni Yale, der Rotarierclub und National Geographic sprangen ein und so konnte er die Anlage freilegen. Bingham zog allerdings Trugschlüsse: zuerst dachte er, er hatte wirklich Eldorado entdeckt. Als er kein Gold fand, dachte er, dies sei ein mystischer Ort für Frauen (weil die Skelette alle so zierlich waren). Fakt ist: Machu Picchu war eine Inca-Stadt in der ca. 1000 Menschen lebten. Sie wurde so hoch gebaut aufgrund des außergewöhnlichen Klimas und der Fruchtbarkeit des Bodens. Sogar Pflanzen, die über 2000 Meter nicht gedeihen, wuchsen hier (auf 2400 m).

    Dass mit dem mystischen Ort kann schon sein, man fühlt die Energie hier. Man fühlt, dass da etwas nicht Greifbares in der Luft liegt.

    Die Anlage ist den Umständen entsprechend erhalten. Viele der Wände sind um 15° nach innen geneigt, das macht sie erdbebensicher.
    Auf dem Gelände leben sowohl Alpakas als auch wilde Hasen. Ich habe auch mindestens einen Hund gesehen 😂

    Das Schauspiel von Sonne und Wolken fand ich am interessantesten. Die Inkas haben immer wieder Strukturen errichtet, die sich bei Sonneneinfall verändern. Es gibt einige Fenster, durch die um zwölf die Sonne scheint. Es gibt auch manche Wasserbecken, die exakt um zwölf ein schönes Licht an die Wand reflektieren. Das Wassersystem ist übrigens immer noch intakt. In 100 Jahren wird aber vermutlich ein Teil der Stadt abgerutscht sein, jedes Jahr gehen 4 mm verloren. Man versucht, die Zerstörung aufzuhalten, indem man nur noch eine gewisse Anzahl an Touristen hinein lässt und längerfristig muss wahrscheinlich die Stadt abgestützt werden.

    Um 17:00 Uhr schließt die Anlage und auch wir verließen, nach einem letzten Blick, dieses Weltwunder.

    Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich das erleben durfte.

    Jede Stufe hat sich gelohnt.
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