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  • Day 2

    Miau

    August 19, 2019 in Cuba ⋅ ☀️ 30 °C

    Gestern Abend habe ich eine neue Serie entdeckt: The Rook! Ich steige noch nicht ganz durch die Handlung aber eine junge Frau hat ihr Gedächtnis verloren und versucht nach und nach, dieses Puzzle zu lösen.

    Meine Nacht war gut und ich freute mich an einem absolut tollen Frühstücksbuffet- es gab eine unglaublich große Auswahl an allem!

    Um 8 traf ich die Reisegruppe und mich der Schlag: Es gibt eine Familie mit 2 Teenietöchtern und eine Familie mit 2 Teeniesöhnen (ich bin gespannt, was noch passiert! Ich sehe mich schon als Amor mit Pfeil, Bogen und Rum) und ein Paar in mittleren Alter. Und ich. Miau.

    „Biste gonz alleene hior?“ fragte mich die Teeniesohnmama aus Sachsen. Genauso fangen gute Gespräche an.

    Unser schöner Reiseleiter Alexis (hat dieser Ring am Ringfinger links irgendwas zu bedeuten??) erzählte uns 90 Minuten im Bus über Kuba aber mein Kopf ist wie ein Sieb und alles, was ich jetzt noch weiß, ist, dass Zigarren aus 4 Blättern hergestellt werden und dass Cuba Zucker ausschließlich nach China exportiert.
    „Jeder Kubaner hat einen Verwandten in den USA. Die USA hat für uns also 2 Gesichter: Politik (schlecht) und Familie (gut).“
    In den 90ern gab es ein Abkommen, dass jeder Kubaner, der es IRGENDWIE in die USA schaffte und sich dort als Kubaner ausweisen konnte, innerhalb von 90 Tagen einen Job, eine Krankenversicherung und einen amerikanischen Pass bekam. „Wir verloren viele Menschen an das Meer aber ein paar haben es geschafft.“ Diese Familienmitglieder schickten amerikanische Dollar aber es war verboten für Kubaner, mit ihnen zu zahlen oder sie zu besitzen. Somit erfanden die ausgewanderten Kubaner einfach eine neue Währung mit einen ähnlichen Wert wie der Dollar und schickten diese. Also hat Kuba nun 2 Währungen: die Einheimischen benutzen weiterhin Peso, die Touristen COC. Ein Coc ist etwa ein Euro, ein Euro sind etwa 8 Pesos.
    Ich bin gespannt was ich noch über die Beziehungen der USA zu Kuba herausfinden werde.

    „Bei uns steht man viel an. Wenn es Hühnchen gibt, kaufen wir 15 Kilo für einen ganzen Monat, denn das ist der Tag, an dem es Hühnchen gibt. Wenn es Eier gibt, kaufen wir 70 Stück, denn das ist der Tag, an dem es Eier gibt. Aber wir sind offener und mehr zusammengewachsen. Wenn man ansteht, dann unterhält man sich. Ich begrüße jeden Kubaner wie einen alten Freund.“

    Mit dieser Einstellung ging es zum Mittagessen. Als Alexis fragte, ob denn jemand Vegetarier sei, und sich eines der Teenies meldete, konnte ich mir ein „Dödömm“ nicht verkneifen. Jetzt denken alle, ich sei ein Freak. In solchen Ländern, wo Auswahl schwierig ist, finde ich persönlich es unmöglich, „Ansprüche“ ans Essen zu stellen, ohne dass eine echte Unverträglichkeit vorliegt. Als die Eltern vom Veggie-Teenie aber auch darüber gescherzt haben, war ich versöhnt. So verbrachten wir unser Mittag (Platten mit Huhn, Reis, Manjok, Avocado und Bohnen standen auf den Tischen, jeder durfte sich nehmen - wie ich sowas ja liebe! Essen mit Fremden teilen, ein Traum) bei Hollando Bier (aus den Niederlanden!) auf einer Zigarrenfarm.

    „Drink some rum, smoke a cigar, dance salsa- then you have been to Cuba.“
    In feinstem amerikanisch und mit Under Armour Shirt erklärte mir der Boss der Farm, wie die Blätter getrocknet werden und dass die Zigarren von der Farm mit 5/5 Punkten in diversen Fachzeitschriften bewertet wurden. Dann durfte probiert werden: Jeder konnte aus dem gleichen Glas einen Schluck Rum nehmen und dann an der gleichen Zigarre ziehen. Ich war raus aus der Nummer.
    Anschließend gingen wir in den „Humidor“ a.k.a. Bretterhaus (Zedernholz!) mit Klimaanlage und bekamen die Möglichkeit, Zigarren zu erwerben. Da ich mir nicht sicher bin wegen den Einfuhrbestimmungen in die USA, hab ich noch keine gekauft.

    Mit dem Bus fuhren wir über Stock und Stein und zwischen Pferdekutschen und Oldtimern hindurch nach Viñales. Hier sahen wir die Warenknappheit live: Im Supermarkt gab es kein Wasser oder Cola, dafür 10 Meter lang im Regal die gleiche Nudelsorte. Es gab Shops, die änderten ihr Sortiment je nach Verfügbarkeit. Man kann also nicht sagen: „Oh, ich betreibe eine Drogerie“, denn je nachdem was da ist, ändert sich das Sortiment und dann ist die ehemalige Drogerie plötzlich ein Klamottenladen. Die Apotheke hatte erschreckend leere Regale.
    Unsicher fühlte ich mich nicht, wurde auch nicht angesprochen oder belästigt. Ich denke die Kubaner sehen hier doch einige amerikanische Touristen.
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