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  • Day 64

    Artigas - Lila Steinchen

    February 28, 2020 in Uruguay ⋅ ☀️ 28 °C

    Der Faszination von farbenfrohen Kristallen sind wir seit unserem Besuch in Artigas endgültig verfallen, aber es ist auch verdammt schwer, dem zu widerstehen. Dabei rede ich nicht von irgendwelchen Glitzersteinchen an hübschen Schmuckstücken... in Artigas haben wir größeres und beeindruckenderes erlebt. Unter der Andeutung, dass die Minen hier alle in südkoreanischen Besitz sind und dass öfter mal ein bisschen was vom Lastwagen fällt, hatten wir schon vor unserem Besuch in Artigas jede Menge über die Stadt und ihre Edelsteine gehört. Das schürt natürlich Hoffnungen und Erwartungen :) und selbst die wurden noch übertroffen. Der konkrete Ort der Minen ist ein gut gehütetes Geheimnis - man kommt also nicht drum rum eine Tour zu buchen. Zu unserem Glück bestand die Tour nur aus vier Personen - uns beiden, einem Guide und einem Fahrer ... echter Luxus so eine Privatführung. Als erstes wurden wir zu einem kleinen Dorf gebracht, in dem die Amethyste in Abhängigkeit von Größe, Form und Farbe klassifiziert und sortiert werden. Außerdem werden sie bearbeitet, bei Bedarf gereinigt und für ihren sicheren Transport in den Rest der Welt (USA, China, Deutschland, etc ...) vorbereitet. Der uruguayische Amethyst wird weltweit für seine intensive lila Färbung (sehr dunkles Lila geschätzt). So sahen wir dann Männer an Schleifgeräten, Frauen, die Steine sortierten, Tischeweise aufgereihte Amethyste, große Holzpaletten, einen Amethst, dessen Hohlraum so groß war, dass 2 Menschen hineingepasst hätten ohne irgendwo anzustoßen, und jede Menge "Abfall" in Form von lilanen Kristallstücken, die auf dem Boden verstreut lagen (getreu dem Motto: wo gehobelt wird, da fallen Späne). Schade, dass sich ausgerechnet dann keine Steine in die Schuhsohlen eintreten, wenn man es mal gebrauchen könnte! Wir treffen dort auch die vierte Generation des Besitzers der Mine, der uns einige Dinge auf Englisch erzählt. Die Fahrt zur Mine bietet die Gelegenheit die wunderschöne, weite Landschaft von Uruguay zu bewundern und zu fotografieren. In der Mine erklärt uns unser Guide in sehr verständlichem Spanisch, die Unterschiede zwischen Quarz und Amethyst, zeigt uns Achat in seiner natürlichen Form (graue Farbe statt leuchtend bunt wie man es überall kaufen kann), lässt uns Quellwasser trinken und Kristallflächen zählen, erlaubt uns Fotos zu machen so lange wir wollen und alles erkunden. Außerdem betont er immer wieder, dass der farblose und durchsichtige Quarz hier "no valor" - keinen Wert - hat! Sieht aber trotzdem schön aus! Der Busfahrer erzählt, gerade weil er nichts wert und trotzdem schön ist, wäre der Quarz sein Lieblingsstein. Angeblich soll er auch beim Erhitzen seine Farbe verändern (Wir haben es nicht ausprobiert!) und gelb werden. Im Außengelände der Mine liegen alle möglichen Steinbrocken gemischt mit glitzernden Kristallen verstreut ... auch hier machen wir einen Rundgang, der Guide zertrümmert ein paar Steine und zeigt uns die schönen Innenseiten aus Quarz und Achat. Uns wird angeboten alles was wir wollen mitzunehmen (mit dem Hinweis, dass andere Touristen immer etwas großes mitnehmen). Wir versuchen, zu erklären, dass es mit unserem Rucksack und der langen Reise schwierig ist, viele Souvenirs mitzunehmen ... ob er es verstanden hat, werden wir wohl nie erfahren ... als wir dann zwischen dem ganzen Quarz ein paar lila Steinchen finden, können wir doch nicht widerstehen und bücken uns :) dem Blick des Guides zu urteilen, ist es wohl eher nicht geplant, dass man hier Amethyst statt Quarz findet, aber das ist uns egal :) Kurz bevor wir wieder in den Bus steigen, steckt mir der Busfahrer heimlich 2 größere Amethyste zu :) cooler Typ! Vorbei am von glitzernden Steinen gesäumten Wegrand und der grandiosen Landschaft geht es zurück nach Artigas. Was bleibt ist die Erinnerung an einen wahnsinnig tollen Tag und einen unglaublich netten Fahrer, lila Steine in den Taschen und die Frage, womit wir das alles bzw. so viel Glück eigentlich verdient haben ...Read more