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  • Day 37

    Tough Mudder - Stewart Island im Matsch

    March 17, 2017 in New Zealand ⋅ ☁️ 8 °C

    Nun, jetzt bin ich im Süden. Noch südlicher wäre dann Antarktika und so fühlen sich die Temperaturen auch bald an. Hier wirds so langsam Herbst und der kommt von Süden nach Norden gezogen.

    Stewart Island heisst das Paradies hier. Ist bekannt für seine Ursprünglichkeit, unberührte Natur in reinster Form, die 22.000 Kiwivögel, wenig Menschen, Regenwald und Matsch! V.a. Matsch! Es gibt einen “Great Walk“, 3Tage Wanderung auf gepflegten Wegen, betreuten Hütten und relativ gut frequentiert. Dann gibt es die Nord Runde, 11Tage Wanderung auf ungepflegten Wegen (alle 5 Jahre geht mal ein Ranger durch und lässt die umgestürzten Bäume liegen), einfachen Hütten, absolut einsam (an geschäftigen Tagen sind 5 Personen auf dem Weg) und Matsch, der je nach Regenfällen bis zum Hals gehen kann (KEIN Scherz!!! Und es regnet an 210 Tagen im Jahr). Für was glaubt ihr, hab ich mich entschieden? Wer mich kennt, weiss, dass ich gern ein Dreckspatz bin :-)
    Warum man so was macht? Keine Ahnung! Vielleicht damit sich die Dusche rentiert? Schlammpackungen sind ja bekanntlich verjüngend?

    Da die Tour eine einzige Runde durch den dichten Urwald ist, kann man auch nicht abkürzen und muss die nächste Hütte erreichen. Vor oder zurück. Jäger haben mir erzählt, dass ein Engländer morgens ihre Hütte verlassen hat und abends an genau der selben Hütte bei den Jägern wieder angekommen ist... er hat nach der Brotzeit nicht mehr gewusst, aus welchem Gestrüpp er kam und ist promt in die falsche der zwei Richtungen gelaufen ist.. 7 Stunden Marsch für den Kiwi! Der Tag besteht auch meistens aus 7 Stunden Schlammwaten. JA man kann für ELF Kilometer SIEBEN Stunden brauchen!

    Da ich keine vollen 11 Tage Zeit hab entscheide ich mich für 3Tage Richtung Norden, Gipfel und wieder Retour. Also rein in die Gamaschen und auf in die Schlammschlacht, ausgestattet mit einem Sicherheitschip, den man im Notfall aktiviert und dann kommt sowas wie ne Rega, und vieeeeel Motivationsschoggi. Rauf und runter an den Wurzeln, durch den Urwald, durch die Bäche, balanciert über Steine und Äste, über wackelige 1 Personen Hängebrücken, begleitet von grünen Papageien, bezwitschernden Vogelgesängen und ein paar Rehen. Plötzlich steht man am Strand voller Muscheln, Möven und Albatrossen (theoretisch manchmal auch Seelöwen oder Pinguine, aber dieses Glück hatte ich nicht).

    Der Weg findet sich dank Markierungen an Bäumen und Fussspuren (gut sichtbar im Matsch :-) ). Aber bloss nicht den Weg verlassen, sonst irrt man ein paar Jahre durch das Dickicht! Auf dem Weg zum Gipfel gibt es dann nur noch hüfthohe Sträucher, aber selbst da hab ich mal kurz panisch die Karte ausgepackt, weil echt kein Weg mehr zu sehen war. Und immer der Nase nach könnte hier bös enden.

    Liebe Freunde des Survival Runs von Thun..das wär was für euch!! Is nicht so dass man dreckige Schuhe sehen würde, man sieht GAR KEIN Schuh mehr. Wobei die schlammige Realität gar nicht so furchtbar war. Maximal ein Meter tief ist der Matsch und diese Stellen konnte man umgehen. Und oft war der Weg auch trocken und sandig. Meist laufe ich einfach mitten durch den Schlamm, egal wie tief, denn beim Weg aussenrum muss man eh nur durchs Gebüsch u wenn man schön angestrengt über die Äste am Boden rund um die schwarzen Pfützen balanciert, dann landet man meist mit der schönsten Pirouette und Gesicht voran im Dreck. Ich nicht, hab mir vorab freiwillig Matsch ins Gesicht geschmiert, um die Maori Mud Geister zu versöhnen.

    Die Hütten waren traumhaft, immer direkt am Strand gelegen, Sonnenaufgang par excellence, mit Rehen im Vorgarten und Sandflies, die deine Kleidung wie eine schwarze Schicht bedecken!
    In einer Hütte war ich dann zwei Nächte, davon eine tatsächlich ganz allein. Du weisst, dass mind. 24h NIEMAND vorbei kommen wird, kein Handy Empfang, kein nichts, ausser der Sturm, der wie irre ans Dach peitscht! Die Hütte knarzt und kracht und die Ratte raschelt in den Plastiktüten. Klar wird's dann mal kurz mulmig aber das ist Natur! Darin muss man vertrauen, was leichter ist, als manch Menschen zu vertrauen. Die Angst entsteht nur aus blühender Phantasie.
    Die andren Nächte teilte ich die Hütten mit Bayern und Schweizern..bin ich nicht in Neuseeland????

    Nach 6 Tagen zurück im Dorf, bei Fish n Chips und Bier, frisch geduscht und Schuhe wieder sauber, sind die Beine müde, denn es war eine der anstrengenden Wanderungen. Aber die Laune ist prächtig, die Gelassenheit ist perfekt und das Training für Nepal sollte langsam reichen..

    Die letzten 10 Tage Neuseeland brechen an, mal sehn, was da noch so kommt.
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