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  • Day 48

    Rückblick

    October 17, 2020 in Canada ⋅ ⛅ 12 °C

    Am 1. September bin ich hier in Vancouver angekommen. Seid dem sind 7 Wochen vergangen. Ich sitze gerade in Vancouver Yaletown auf einer Bank mit Blick auf den Yachthafen und versuche das Wirrwar in meinen Kopf mal in Worte zu fassen. Den Morgen geht es weiter nach Victoria. Wir verlassen Vancouver und werden nur noch kurz auf Durchreise nach unseren Roadtrip hier sein, um noch die letzten Einkäufe und organisatorischen Dinge zu erledigen. In den letzten Wochen konnte ich schon viele Einblicke in die Kultur, die Sprache und die Unterschiede zu Deutschland sammeln. Und ich muss eins sagen. Den Titel "Lebenswert" hat sich diese Stadt zu Recht verdient. Das macht sich natürlich in den Unterhaltungskosten stark bemerkbar. In Vancouver findet man zum einen die Moderne mit ihren großen gläsernen Fassaden der Hochhäuser und zum anderen die Natur, welche man in den vielen Parkanlagen und der Umgebung von Vancouver erleben kann. Die Stadt wirkt sehr ruhig mit ihren gerade mal 600. 000 Einwohner. Ob es in Nicht-Corona-Zeiten auch so ist, wenn die Touristen die Stadt erobern, kann ich nicht einschätzen. Was man hier stehts vermisst, ist die schöne Altstadt, welche man aus europäischen Städten gewohnt ist. Dafür gibt es aber jede Menge andere schöne Plätze und tolle Lokale, wo Gastfreundschaft größer geschrieben ist, als in Deutschland.
    Nach der Quarantäne startete ich bei Pristine Labour zu arbeiten. 4 Wochen harte Arbeit auf einer kanadischen Baustelle liegen jetzt hinter mir. Und ja was soll ich sagen... Sie liegen hinter mir😁 Zu meinen Aufgabengebieten, welche oftmals an Sinnhaftigkeit sehr zweifelhaft waren, zählten: den Boden mit der Schleifmaschine zu schleifen, Müll einsammeln (damit sind auch große Zementbrocken, Holzplatten etc. gemeint), Abkleben von Teppichen, Möbeln und Laminat, Reinigungsarbeiten wie Staubsaugen und meine "Lieblingsbeschäftigung", Zäune verrücken. Ein Meter vor, Zwei Meter zurück, gefühlt jeden zweiten Tag. Vor einer Woche sollte ich mit Niko einen Haufen Holzleisten umlagern. 10 Minuten nachdem wir den Arbeitsauftrag bekommen hatten, schickte uns Jay (Chef Nummer 1) zu einen Baggerfahrer, welcher unsere Hilfe brauchte. Dieser bat uns den Haufen Zäune, welcher in seinen Arbeitsbereich lag, 10 Meter weiter hinter zu tragen und diese dort wieder zu stapeln. Gesagt, getan und Niko und Ich starteten mit dem Umschichten der nicht ganz leichten und unhandlichen Zäune. Nachdem die Hälfte der Zäune umgelagert war, schrie es von oben: "Hey was macht ihr da, ich brauch da Platz". Also begannen wir die nicht ganz leichten und unhandlichen Zäune 20 Meter weiter hinter zu tragen und diese dort zu lagern. Meine Laune war dementsprechend nicht mehr ganz auf so guten Niveau. Als wir endlich alle Zäune um 30 Meter verrückt hatten, kam Pearl (Chef 2) mit ernster Miene zu uns. Sie fragte in strengen Ton, was wir hier machen?! Wir erklärten ihr die Situation, dass wir den Auftrag vom Baggerfahrer haben und sie fragte uns mit einen noch strengeren Ton, wer hier der Boss ist und machte uns unmissverständlich klar, dass sie den Ton angibt. Danach sagte sie mit freundlicher Stimme, das wir alle Zäune nach der Arbeit vom Baggerfahrer wieder zurück tragen müssen. Meine Laune war im Keller. Kurz darauf hieß es Zementbrocken wegräumen, welche uns der Baggerfahrer freundlicherweise direkt in die Schubkarre lud, weil diese nicht tragbar waren. Zu den verfügbaren Schubkarren und dessen Zustand verkneife ich mir jetzt mal jeglichen Kommentar. Also fuhr ich mit den nicht ganz so leichten Schubkarrenladungen in der völlig verbogenen und verzogenen Schubkarre los, quer übers Gelände, erst Asphalt, dann über Sandboden. Mein Launetief hatte die nächste Stufe erreicht. Wenn zu diesen Umständen noch jeder der an mir vorbei läuft, mich fragt "How are you? " Dann könnte es mit der inneren Ruhe auch gleich ganz vorbei sein. Ich antworte stehts, wie es mir beigebracht wurde, auf die durchaus freundlich gemeinten Anfragen, welche aber auf mich zu diesen Zeitpunkt eher provokant wirkten, mit einen erzwungenen "Fine, thank you". Dachte mir aber insgeheim: "Vorsicht, ganz dünnes Eis". Nachdem ich meinen Auftrag erfüllt hatte, war es Zeit für die Pause (welche ich auch dringend nötig hatte). Nach der Pause ging es weiter und Pearl meinte zu Niko und mir, dass wir doch bitte die grünen Zäune mit den blauen Zäunen tauschen sollen, weil diese doch schöner aussehen. Herzlich Willkommen in Etage Nummer 3 des Launetiefs! Und ab gings... Alle Zäune 30 Meter wieder vor getragen, grüne Zäune abgebaut (weil sie nicht schön genug für eine Baustelle sind) und blaue Zäune aufgestellt. Fix und fertig ging es an diesen Tag 15.30 Uhr Nachhause. Diese und so einige andere Situationen konnte ich erleben. So sehr ich manchmal geflucht habe, jetzt im Nachhinein gibt es allerhand zu Lachen und zu Schmunzeln. Dennoch waren alle Mitarbeiter immer repsektvoll, dankbar und freundlich. Natürlich gab es das ein oder andere Späßchen auch. Die Zeit war hart, aber dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Jetzt geht es weiter nach Vancouver Island und wir sagen "Tschüss" Vancouver und freuen uns auf neue Abenteuer.
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