Satellite
  • Day 7

    L'Escala Stadt -Torre Montgo

    April 18, 2019 in Spain ⋅ 🌙 12 °C

    Der strahlende Sonnenschein des gestrigen Tages ist verschwunden, dafür ist es wärmer geworden. Die Sonne ist immer mal da, und dann zieht sie sich wieder eine Wolkengardine vor. Wir "drödeln" (ostwestfälisch für bummeln) nach dem Aufstehen erst einmal etwas herum. Auch das ist Urlaub. Einfach mal ohne Terminplan in den Tag hinein leben. Am späten Vormittag aber fahren wir mit dem Roller los. Zunächst geht es in den Hafen von L' Escala. Uhi! Da sind zu Ostern aber einige und vor allem große Yachten vor Anker gegangen. Weiter geht es zum Strand. Dort stellen wir die "Rote Paula" ab und laufen entlang der Strandpromenade. Auch hier ist man gewappnet für den Ansturm der Osterurlauber. Alle Bars, Cafes und Restaurants haben geöffnet. In kleinen Läden werden Souvenirs, Kleidung und jede Menge Kitsch angeboten. Und Michael wird gleich zwei Mal fündig. Blechschilder mit Vespa Motiven für seinen Hänger. Was sein muss, das muss sein. Das Eisangebot ist gewaltig. Aber mit 2.50€ pro Kugel auch ein Spitzenangebot. Eis haben wir genug im Wohnmobil. Das hab ich vorgestern Abend bei einem Bummel durch den Supermarkt gegenüber des Campingplatzes besorgt, 12 Stück in der Packung. Mit dem Kauf habe ich eine mittlere Krise bei Michael ausgelöst, weil er das Fleisch in dem Gefrierfach in Gefahr sah. Wir haben von beidem gegessen und dann passte alles hinein . Wir gehen zurück zum Roller. Und wieder steht ein Interessierter davor. Wir sollten ein Sparschwein daran befestigen: "Angucken 50 Cent , mit Auskunft einen Euro." Das würde sich auch beim Hänger lohnen. Der Ausbau mit den Solarzellen lockt auf jedem Platz Interessierte an, denen Michael bereitwillig die Technik erklärt. Wir fahren weiter in die Altstadt von L'Escala. Die Fahrt geht immer am Meer entlang. Dann sind wir plötzlich mitten in der Stadt und "Paula" braucht einen Parkplatz. Entweder ändert sich die Wahrnehmung, wenn man mit einem Zweirad unterwegs ist, oder hier gibt definitiv wesentlich mehr Zweirad-Parkplätze. Auf alle Fälle habe ich einen entdeckt. Allerdings befindet er sich in einer Einbahnstraße. Wir müssen einmal um den Block fahren. Beim Anblick des Schildes: "Alle Fahrtrichtungen",hoffe ich inbrünstig, nie mit dem Wohnmobil eine solche Stadtdurchführung fahren zu müssen. Die vielen Macken im Mauerwerk des Eckhauses sprechen Bände. Wir nähern uns ordnungsgemäß dem Parkplatz in der Einbahnstraße als entgegengesetzt zu der erlaubten Fahrtrichtung, ein Motorrad kommt und auf unseren Parkplatz zu steuert. In diesem Fall war Michael einfach schneller. Kurze danach folgt dem Zweirad noch ein Auto. Nun wird es eng in der Straße, denn ein paar Pömpel zur Verkehrsberuhigung haben hier auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich frage mich in dieser Situation nur: "Warum gibt es Verkehrszeichen und Verkehrsregeln, wenn sich außer uns niemand dran hält?" Muss wohl an der Mentalität liegen. Anders ist das nicht zu erklären. Das Knäuel löst sich langsam auf und ich kann endlich absteigen.
    Wir bummeln entlang der Promenade, die den kleinen Stadtstrand umgibt. Viele Osterurlauber genießen die Sonne, sitzen in den Bars oder durchstöbern die vielen kleinen Läden der Altstadt. Die müssen hier mit Heerscharen von Urlaubern rechnen. So ein riesiges Angebot von allem. An einem Zaun fallen uns wieder die gelben Schleifen auf, die dort befestigt sind, und die wir bereits in Cadaques gesehen haben. Auf einer Bank am Wasser bleibt Zeit, Google mal zu fragen. Die gelbe Schleife wird schon seit vielen Jahren und auch in vielen Ländern als Zeichen der Unterstützung und Solidarisierung benutzt. Hier in Katalanien wird sie als Symbol der Unterstützung für inhaftierte katalanische Minister verwendet, die im Zuge der Katalanienkrise des Tatbestandes „Rebellion“, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel angeklagt wurden, von Unabhängigkeitsanhängern aber als politische Gefangene betrachtet werden. Einige international bekannte Persönlichkeiten wurden mit gelber Schleife gesehen und in der Folge kam es zur massenhaften Anbringung gelber Schleifen an öffentlichen Einrichtungen durch Unabhängigkeitsbefürworter.
    Der Sinn der vielen gelben Schleifen ist somit auch geklärt. Wir lassen uns weiter durch die Stadt und ihren Gassen treiben. Eine besondere Spezialität des Ortes sind Anchovies, die in vielen Läden angeboten werden. Anchovies sind Sardellen, die gesalzen und fermentiert als Gewürz eingesetzt werden (Anchoviespaste). Milder gesalzene und nicht so lange gereifte Sardellen werden auch so verzehrt.
    Wir erreichen wieder den Roller. Nun müssen wir nur noch aus dem Gewirr der Gassen herausfinden. Auf den Straßen zurück zum Platz ist deutlich mehr Verkehr als gestern.
    Auch auf dem Campingplatz reißt die Anzahl der anreisenden Campingfahrzeugen nicht ab. Es wird voller und quirliger. Es sind vor allem spanische und französische Familien. die mit Zelt, Wohnwagen oder Mobil angereist kommen. Auch die Niederländer sind wieder gut vertreten. Deutsche findet man unter den Gästen eher weniger. Auf dem Hauptweg müssen wir aufpassen, dass wir nicht von Bobbycars, Rollern, Lauf- und Dreirädern umgefahren werden. Es wird eben Ostern, und da möchte jeder seine Freizeit an einem schönen Ort verbringen. An der deutschen Nord-und Ostsee dürfte es in diesen Stunden auch nicht anders aussehen.
    Zur Kaffeezeit kämpfen wir mit unserem Erdbeerbestand. Dieses Mal kommen sie mit Waffeln und Sahne auf den Teller. Ein Grund kurze Zeit später für etwas Bewegung zu sorgen. Michael hat für heute Dank "Paula" schon genug Bewegung gehabt, und so mache ich mich allein auf den Camino de Rondo. Ich möchte den Rundweg zum
    Punta de la Bassetta nehmen. Aber nach gut 3 km gebe ich auf. Es ist eine Kletterei durch Steine und Geröll. Oft in unmittelbarer Nähe der Klippen. "Wenn ich hier falle, umknicke oder abrutsche, findet mich keiner", denke ich. Und mache mich auf den Rückweg, um den GR 92 in die andere Richtung zu laufen, zum Torre de Montgo. Auch hier muss ich schon nach kurzer Zeit die Stöcke aus den Händen legen, um an den Felsen hochklettern zu können. Der Blick, der sich mir bietet, wird mit jedem Meter bergauf schöner. Tief unter mir sehe ich das blaue Wasser der Bucht. Der Weg führt weiter durch kurze Sträucher und Heide. Das Geröll , die Steine, bilden bis hinauf zum Turm den Weg . Oben am Turm stehen zwei Männer. Sie beginn ein Gespräch mit mir mangels Spanisch aus einem Mix aus Englisch, Französisch plus Händen und Füßen. Sie sind beeindruckt, dass ich über die Felsen und nicht über die Straße heraufgekommen bin. Die Straße nehme ich dann als Rückweg und freue mich über die tollen Ausblicke auf die Cala Montgo und die Bucht von L'Escala. Diesen Ausblick haben auch die Bewohner der Villen am Berg zum Anlass genommen, um ihre Häuser an dieser Stelle zu bauen. Kleine, verspielte Schlösschen und gradlinige moderne Architektur wechseln sich ab. Bauvorschriften, Bauordnungen, Bebauungsplan scheint es hier nicht zu geben.
    Gegen 18.30 Uhr bin ich wieder am Campingplatz. Es sind noch mehr Gäste gekommen. Auch die Holzhütten sind jetzt alle belegt . Nach dem Abendessen machen wir noch einen Gang über den Platz, um die Nationalitäten unser mobilen Nachbarn festzustellen und das eine oder andere Wort zu wechseln
    Read more