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  • Day 12

    Orange/ Amphitheater

    April 23, 2019 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Der Morgen beginnt verhangen. Wir schlafen aus und frühstücken schön. Die Temperaturen sind um 10 Grad gefallen und über den Vormittag verteilt gibt es immer wieder kleinere Schauer. Die geplante Radtour nach Caderrousse, einem kleinen Dorf an einem See, fällt so zu sagen ins Wasser. Dafür mache ich eine "Schütteltorte". Geht wirklich total schnell. Gegen Mittag zeigt sich die Sonne, und da will ich die Zeit nutzen für einen kleinen Bummel zum Aldi, den ich gestern unterwegs gesehen habe. Als ich dort ankomme, ist der Parkplatz rappel voll und im Inneren kann ich vor lauter Menschen kaum die Waren sehen. Ein Stimmengewirr wie auf einem orientalischen Basar umgibt mich. Dazu passen auch die vielen Frauen in ihren Burkas, mit Schleier oder mit Kopftuch verhüllt, die plärrende Kleinkinder im Einkaufswagen zusammen mit diversen Kartons durch die Reihen bugsieren. Ich sehe Regale voller Elekrokleingeräte.....aber wo ist der Salat, den ich holen wollte? Wo sind überhaupt die Lebensmittel? Gibt es noch andere Räume? So langsam dämmert mir, dass das hier kein normaler Aldi ist. Das hier ist ein Aldi- Schnäppchenmarkt, in dem überzählige Aktionsartikel für ganz wenig Geld verkauft werden. Na, wenn ich schon hier bin, dann will ich auch ein Schnäppchen machen. Und so drängele ich mich durch die Massen, vorbei an vollgefüllten Wagen und palavernden Menschen. Gucken geht kaum. Eigentlich will ich nur noch raus. Aber da sehen meine Augen ein Fensterputzset mit Teleskopstil, abwinkelbar und mit drei verschiedenen Vorsätzen für 2,50 Euro. Genau das Teil fehlt mir, um unsere mit Saharasand voll gespritzte Windschutzscheibe bequem und ohne Leiter säubern zu können. Die Zeiten, wo Regen gleich zu setzen war mit sauberem Wasser, scheinen auch vorbei zu sein. Heute kommen die Wolken mit feinen Sandpartikeln daher, und die sorgen nicht nur für schmutzige Scheiben, sondern auch für das untypische Frühjahrswetter hier im Süden.
    Michael freut sich auf alle Fälle über mein Schnäppchen und fängt sofort an Fenster zu putzen. :-) Salat habe ich allerdings trotz weiterer Suche nach einem Geschäft nicht bekommen können. Dafür eine Schule entdeckt, deren Fassaden ca 10 m hoch zum Klettern genutzt werden. Wer da wohl in die Luft geht? Lehrer oder Schüler? Und typisch deutsch: wie ist das mit Aufsicht und Versicherungsschutz? Könnte ja mal wer herunterfallen.
    Am frühen Nachmittag können wir in der Sonne sitzend Kaffee trinken und meine Torte essen. Dann aber geht es in die Stadt. Schließlich sind wir ja nicht umsonst hier. Das Amphitheater steht auf dem Programm. Die nächsten 2-3 Stunden werden wir per Audioguide in die verschiedenen Epochen des Theaters entführt, erfahren viel über die Römer, die waren ja auch keine Kinder von Traurigkeit, wenn ich es mal so formulieren darf, und auch über die Nutzung in der jetzigen Zeit. Es ist ganz schön spannend, und eine Videoshow im Inneren des Gewölbeganges der Außenmauer zeigt Aufnahmen der Konzerte von Klassisch bis Rock. Immer höher hinauf lotst uns der Audioguide mit seinen Erklärungen. Nicht unbedingt etwas für Michael. Aber er hält es tapfer durch. Nur als sich an der Bühnenrückwand, die zur Zeit renoviert wird und eingerüstet ist, ein Bauarbeiter mit einer Leiter in gut 30 m Höhe mit einem Hammer zu schaffen macht, kann er da grade nicht hinsehen.
    Übrigens, den Kopf auf der Kaiserstatue hat man damals auswechselbar gemacht. So brauchte nicht immer eine neue Statue erschaffen und aufgestellt werden. Es rollten halt damals die Köpfe so oder auch so.
    Direkt neben dem Theater wurde noch einen griechischen Tempel ausgebuddelt, dessen Widmung aber noch nicht ganz geklärt ist. Heutzutage wohl in erster Linie den Touristen gewidmet, von denen im Moment nicht allzu viele zu sehen sind. Leider hat das " La Grotta", ein Lokal, wegen der Reservierungsarbeiten geschlossen. Hier, oberhalb des Tempels, in dem Gewölbe der Theatermauer, kehren auch die Einheimischen gern auf ein Gläschen ein.
    Der Eintritt ins Theater ( 9,50 € ) beinhaltet auch den Besuch im gegenüberliegenden Kunstmuseum. Das besuchen wir dann allerdings ohne einen angebotenen Audioguide zu nutzen. Wir wollen schließlich irgendwann mal wieder zum Wohnmobil zurück. Und so schauen wir uns die ausgestellten Exponaten mit großer Erfurcht vor den Archäologen an, die hier an riesigen Puzzlen ohne Vorlage gearbeitet haben, um all die Vasen, Schälchen, usw. zusammenzusetzen. Hier hängt übrigens auch die älteste Katasterzeichnung unserer Zeitrechnung an der Wand. Neu war mir auch der Zusammenhang der Stadt Orange mit dem niederländischen Fürstengeschlecht derer von Oranjen, die ihren Namen von dieser Stadt haben. Reisen bildet eben.
    Am Abend sind wir voll von geschichtlichem Input, dafür aber leer im Magen.
    Zurück am Womo, können wir noch draußen sitzen, den Hunger mit Grillen beseitigen und dabei Neuankömmlinge beobachten.
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