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  • Day 10

    Ventspils - Badeort mit Se(h)ekühen

    July 22, 2019 in Latvia ⋅ ☁️ 18 °C

    Wir brechen ganz entspannt am Morgen von Verbenieki auf. Mit uns noch zwei weitere Wohnmobile. Gleich beim ersten Wohnmobil öffnet sich die Schranke nicht. Der Einfahrtchip wurde nicht umgetauscht. Mit dem Chip, den man bei der Einfahrt erhält, kommt man nicht heraus. Das Wohnmobil muss zurück und die dahinter stehenden Fahrzeuge auch. Das fängt ja schon gut an. Wir fahren durch Liepaja und dann folgen etliche Kilometer Wälder, manchmal unterbrochen von Wiesen und wenigen bestellten Feldern. Abwechslung in die Fahrt bringen nur die regelmäßig auftauchenden Baustellen und der Straßenbelag, der je nachdem, ob die Baustelle schon da war oder erst noch kommt, von super bis Schlaglochpiste wechselt. In dieser Einsamkeit sieht man hin und wieder Menschen am Straßenrand, die Pilze oder Beeren sammeln. Und Störche gibt es wieder jede Menge zu sehen. Einer kommt bei seinem Landemanöver unserem Wohnmobil gefährlich nah. Beinah hätten wir eine neue Kühlerfigur gehabt. Der Schreck sitzt beiden Seiten in den Gliedern bzw. im Gefieder.
    Das Bild ändert sich schlagartig, als wir das Ortseingangschild von Ventspils passiert haben. Gepflegte Häuser an einer gut ausgebauten Straße empfangen uns.
    Der Campingplatz, den wir ansteuern, ist ziemlich neu. Eine farbig gestaltete Kuh empfängt uns gleich bei der Ankunft. In einer parkartigen Landschaft eingebettet, gibt es drei separate Plätze für Wohnmobile und Wohnwagen, die Strom und Wasser am Platz haben, und von denen einer mehr im Wald liegt. Für die Zelter steht ein ganzer Wald zur Verfügung. Und wären da nicht überall kleine Schildchen, die die Plätze markieren und die Wifi Masten, könnte man meinen, die Zelte ständen wild in freier Natur. Freies Internet gibt es überall auf dem gesamten Camping.
    Wir finden schnell einen Platz. Noch haben wir freie Auswahl, aber das ändert sich im Laufe des Nachmittags. Ein Wohnmobil nach dem nächsten kommt, und mit dabei sind auch einige bekannte von der Fähre oder dem Platz davor.
    Kurze Zeit später befinde ich mich schon auf einem Spaziergang in die Altstadt und den Hafen. Michael hat keine Lust mitzukommen. Er hat bereits mit mir einen großen Erkundungsgang über den Platz gemacht und will sich die Stadt für morgen lassen.
    Die Haupteingangsstraße ist eine Allee mit gepflasterten Rad- und Gehwegen. Ich habe das Gefühl durch einen riesigen gepflegten Park zu laufen, überall Wiesen, Blumenbeete, Wäldchen und gepflegte Anwesen. Ventsplits oder Windau, wie es früher hieß, ist 130 Km von Liepaja und 190 km von Riga entfernt. Leider ist es heute trotz der Wärme bewölkt. Aber im Laufe des Spaziergangs zeigt sich schon wieder blauer Himmel. Auch in diesem Ort sehe ich wieder aufwendig restaurierte Holzhäuser neben verfallenen und verbarrikadiert Gebäuden.
    Mit den Letten tue ich mich etwas schwer. Sie sind sehr distanziert. Fast ein wenig abweisend. Kaum mal ein Lächeln, kein Sorry Danke oder Bitte, egal in welcher Sprache, oder andere kleine Gesten der Höflichkeit oder Aufmerksamkeit. Es hemmt mich, Kontakt aufzunehmen oder Menschen anzusprechen, die mich nicht einmal anschauen. Aber vielleicht werden wir ja noch eines besseren belehrt.
    Das Zentrum von Ventspilts liegt 2 bis 3 km vom Campingplatz entfernt. Man tut gut daran, das Rad zu nehmen. Vor allem, weil es hier so fantastische Radwege gibt.
    Ich erreiche die Venta, den Fluß, der der Stadt ihren Namen gibt und der hier in die Ostsee mündet. Von hier starten Fähren nach Königsberg und nach Schweden. Auf der anderen Uferseite sieht man die Kräne des Industriehafens. Es riecht nach Kohle und Teer. Auch hier an der Venta ist viel für die Touristen gemacht worden. Ein ausgebauter Radweg führt entlang des Flusses in die Altstadt. Überall findet man Bänke zum Ausruhen und Blumenkästen. Da steht dann auch eine weitere Kuh. Riesig mit Kofferaufklebern symbolisiert sie das Reisen. Im Sommer 2002 nahm die Stadt an einer Cowparade teil. Bei diesem Event wurden insgesamt 26 lebensgroße Fiberglaskühe wurden von verschiedenen Künstlern weltweit gestaltet und anschliessend verkauft. Seit 1999 nehmen jedes Jahr andere Städte daran teil. Insgesamt sind 5000 Kühe mit den verschiedensten Körperhaltungen und Botschaften so gestaltet worden. Einige der Kühe sind noch in der Stadt zu finden und auch im Stadtplan verzeichnet.
    Obwohl Hauptsaison, ist wenig los in der Stadt. Streckenweise bin ganz allein. Der Marktplatz aus dem 17 Jahrhundert mit der großen Uhr ist verlassen. Markt ist täglich bis 14.00 Uhr. Den werden wir und dann morgen anschauen. So langsam mache ich mich auf den Rückweg. Es ist noch ein gutes Stück zu laufen und ich bin erst nach 18.00 Uhr zurück am Wohnmobil. Nach dem Abendessen gehen wir an den Strand. Es gibt wieder einen tollen Sonnenuntergang zu sehen und wir kaufen am Strand ein leckeres Eis für den Heimweg.
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