Satellite
Show on map
  • Day 23

    Jööpre-Lavassaare- Audru-Valgerana

    August 4, 2019 in Estonia ⋅ ⛅ 17 °C

    Mein Gott, heute habe ich den Urlaubsrekord im Lange-Schlafen aufgestellt. Es ist 10.00 Uhr als ich wach werde. Michael sitzt schon lange in der Sonne und studiert, wie meist morgens, "Findpingus" . "Der Reisebericht ist aber noch gar nicht fertig," merkt er an, "und ich komne wieder nicht darin vor", meint er lachend. Meine Güte. Hab ich Urlaub oder nicht? Ich werde ihn schon noch beenden.
    Nach dem Frühstück, oder sollte ich besser Mittagessen sagen, folgen wir einem Tipp von Lea, unserer sehr netten Gastgeberin und starten ins Eisenbahnmuseum nach Lavassaare. Auf dem Weg dort hin wollen wir auch noch die orthodoxe Kirche in Jööpre und den Kräutergarten auf dem Thamme Bauernhof besuchen. Wieder einmal sind wir froh, den Roller dabei zu haben, denn auch mit E-bikes sind die Entfernungen zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten ziemlich groß. Mit dem Rad würde daraus ziemlich schnell eine Tagesfahrt von 40 -50 Kilometern.
    Wir fahren zunächst auf einer wenig frequentierten, gut asphaltierten Landstraße RIchtung Lavassaare. Wenige Kilometer weiter kann ich erst im letzten Moment an einer Schotterstraße auf einem kleinen Schild den Namen "Thamme" erkennen. Dann sind wir aber schon vorbei. Macht nichts. Das machen wir auf der Rückfahrt, denn es soll dort auch ein Cafe geben. Auch die Kirche in Jööpre heben wir uns für den Rückweg auf.
    Bald müssen wir von der schön geteerten Straße für einige Kilometer auf einem Schotterweg durch den Wald, um zum Museum zu kommen. Neben uns fährt die Museumseisenbahn und die Fahrgäste winken uns zu. Am Museum ankommen, stehen dort bereits viele Besucherautos, und ich bemerke nicht zum ersten Mal, dass man im Baltikum nicht mit einer bestimmten Vorstellung zu Sehenswürdigkeiten etc. gehen sollte, weil es nämlich immer ganz anders ist. So auch hier. Im ersten Moment habe ich das Gefühl, ich komme auf einen Schrottplatz. Erst als wir das große Eisentor durchschritten haben, bemerke ich die vielen Lokomotiven und Waggons. Die meisten jedoch unrenoviert. In einem Waggon am Eingang befindet sich die "Kassa". Allerdings nur zum Erwerb eines Tickets für die Fahrt mit der Bahn. Der Eintritt im Freiluftmuseum ist frei. Die Rundfahrt soll pro Person 15 Euro kosten. Das hatte ich vor einer Woche in Ventsspils für 3 Euro schon etwas billiger. Wir verzichten darauf und schauen uns dafür die Züge, Lokomotiven und Waggons an. Mit viel Beklemmung sehen wir die Waggons, mit denen 1940 Menschen nach Sibirien deportiert und zu Unzähligen in diese Holzwagen ohne Fenster und Toilette eingepfercht wurden.
    Die alten Züge bieten tolle Motive für unsere Fotos, und selbst die sich in Rost umwandelnde Farbe von Zugwaggons ergeben aufregende Bilder. So sind wir beide eine Zeitlang mit Fotografieren beschäftigt. Außer den alten Eisenbahnen gibt es nichts mehr zu entdecken und so fahren wir nach Jööpre zur alten Kirche. Leider kann man sie heute nicht von innen besichtigen. Das geht nur samstags, und das war gestern.
    Den Kräuterhof können wir wenig später einfach nicht wieder finden. Irgendwie sind wir wohl auf einer anderen Straße zurückgefahren. Wir geben die Suche auf und fahren dafür nach Audru. Unterwegs halten wir an einem Supermarkt, Marke "Tante- Emma". Das Brot ist mal wieder alle. Erst beim Betreten des Ladens registrieren wir, dass ja heute Sonntag ist. Im Urlaub verschmelzen die Tage und wir vergessen häufig Tag und Datum. Hauptsache, wir vergessen die Fähre nicht. Der Laden hat trotz Sonntag von 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet.
    Durch Audru sind wir gestern schon einmal gefahren und da ist mir der schön angelegte Park aufgefallen, in dem wir wenig später spazieren gehen. Es ist ein Fledermauspark und es gibt hier viele Kleintiere und Insekten sowie Wildpflanzen. Auf die Begegnung mit Insekten bin ich gerade nicht so scharf. Mein Fuß im geschlossenen Schuh juckt immer noch höllisch. Die Fledermäuse scheinen noch zu schlafen. Mitten im Wald dann eine Freiluftbühne und Zuschauerbänke. Das hätte ich hier am wenigsten vermutet.
    Beim Besuch der kleinen Kirche von Audru, muss ich ein wenig schmunzeln beim Eintritt. Auf allen Bänken liegen Kissen. Jedes ist anders und beschert seinem Besitzer einen weichen Sitzplatz während des Gottesdienstes. Aber der Pastor sieht natürlich auch genau, welche Kissen nicht besetzt sind.
    Jetzt habe ich Kaffeedurst. Da das mir dem Bauernhofcafé nicht geklappt hat, fahren wir nach Valgeranna in das Strandcafé und trinken unseren Kaffee mit Blick auf das Meer. Die Stellplätze am Meer sind leer und auch am Strand ist wieder wenig Betrieb. Wir fahren zurück zum Camping. Am Abend mache ich seit längeren längerem mal wieder eine Walkingtour durch die Gegend. Es gibt hier wirklich sehr viel Gegend. Und dazwischen vereinzelte Häuser. Aus einem der Häuser kommt ein älterer Mann und spricht mich auf estnisch an. Er sieht ein wenig ärgerlich aus. Oh je! Was habe ich falsch gemacht? Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich nicht weiß, was er von mir will. Da redet er plötzlich in gebrochenem Deutsch mit mir und will wissen, was ich da mit den Stöcken mache. Ich erkläre es ihm. Er schaut etwas verwundert. Dann will er noch wissen, wo ich in Deutschland zu Hause bin. Deutsch , erzählt er mir, hat er in der Schule gelernt und russisch auch. Wir halten noch ein wenig Small Talk und dann walke ich zurück zum Wohnmobil. Morgen geht es weiter nach Riga und ich bin schon sehr gespannt auf die Stadt.
    Read more