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  • Day 30

    Mit der "Robin Hood" über die Ostsee

    August 11, 2019, Baltic Sea ⋅ ⛅ 19 °C

    Wir haben wunderbar geschlafen und überhaupt nicht bemerkt, dass wir auf einem Schiff sind. Die Zeit ist wieder mitteleuropäisch und wir sind daher pünktlich wach mit großem Kaffeedurst. Schnell unter die Dusche, und dann wird das Frühstücksbüffet gestürmt. Noch ist wenig Andrang und wir bekommen sogar einen schönen Tisch mit Blick auf die Ostsee, die mit ihrem stetigen Wellenspiel unser Frühstück begleitet. Auf der "Robin Hood" ist es wesentlich ruhiger als auf der Fähre bei der Hinfahrt. Die überwiegenden Passagiere sind Trucker. Nur eine relativ kleine Anzahl besteht aus PKWs mit Urlaubern und noch weniger sind Campingfahrzeuge vertreten. Es ist überall Platz und wir brauchen nirgendwo anstehen.
    Als wir entspannt beim Frühstück sitzen, kommen Chris und Gabi auch aus ihrer Kabine zum Frühstück und setzen sich zu uns.
    Nach dem Essen gilt es irgendwo eine windgeschützt Ecke an Deck zu finden, um Sonne, blauen Himmel und Meer zu genießen. Der Wind hat ordentlich aufgefrischt und man muss Sonnenbrille oder Sonnenhut regelrecht festhalten, damit sie nicht davon fliegen. Die Zeit an Deck nutze ich zum Schreiben. Meinem Reisetagebuch fehlen die letzten zwei Tage, die ich hier in Ruhe mit dem Blick aufs Meer nachtragen kann. Die Zeit vergeht schnell. Beim Kaffeetrinken im Salon zieht Bornholm an uns vorbei. Um 17.00 Uhr laufen wir in Trelleborg ein und haben viel zu gucken. Sonst müssen wir selber nach dem Anlegen von Bord fahren. Durch den Zwischenstopp können wir das Anlegemanöver und das Ausladen einmal von Deck aus beobachten. Zwei Stunden Aufenthalt hat die Fähre hier, und sehr viele der PKWs und LKWs verlassen das Schiff. Doch in der Wartespur vor dem Anleger stehen schon die nächsten, die mit nach Travemünde möchten.
    Nachdem die Fähre abgelegt hat, gehen wir zum Abendessen. Die Auswahl ist reichhaltig und es schmeckt uns. Das Essen hatten wir als Tellergericht schon mitgebucht. Das war eine kluge Entscheidung, denn vor Ort ist es wesentlich teurer. Und für das Upgraden auf ein 3- Gang-Menü bezahlen wir nur 2 Euro mehr.
    Nach dem Essen suche ich mir noch bis zum Sonnenuntergang eine windgeschützte Ecke zum Lesen und Schreiben. Zum Sonnenuntergang taucht Michael auch auf. Er hat mich schon auf dem ganzen Schiff gesucht. Nur hinter den Lüftungsklappen hatte er noch nicht geschaut. Es sind wenig Menschen an Deck. Die meisten sind nach dem Essen in den Kabinen verschwunden. Auch wir gehen in die Kabine. Eine heiße Dusche wärmt wieder auf. Es war zum Schluss ganz schön frisch an Deck. Dann krabbeln wir bis kurz vor Mitternacht in die Kojen, um ein wenig zu schlafen.
    Um halb zwölf macht Michael mich wach und fragt, ob ich mit kommen möchte, um einen Kaffee zu trinken. Für Kaffee nach dem Wach werden bin ich immer zu haben, egal um welche Uhrzeit. Völlig allein sitzen wir beide dann im Salon beim Kaffee und schauen durchs Fenster auf das dunkle Wasser der Ostsee. Kurze Zeit später tauchen auch Chris und Gaby auf und setzen sich dazu. Sie haben ihre Sachen schon gepackt und mitgebracht. Eine halbe Stunde vorm Anlegen müssen die Kabinen geräumt und die Schlüsselkarten abgegeben werden. Das Packen hole ich dann auch nach und komme mit meinem Rucksack zurück zur Sitzecke. Michael soll seinen Rucksack selber aus der Kabine holen und dabei noch einmal schauen, ob nichts liegen geblieben ist. Da habe ich doch tatsächlich sein kleines Schmusekissen im Bett vergessen! Vier Augen sehen eben doch mehr als zwei. Wir unterhalten uns noch ein wenig, und dann tauchen auch schon die Lichter des Hafens von Travemünde auf. Ich gehe noch einen Moment an Deck und komme gerade rechtzeitig, um die Promenade und die beleuchteten Häuser vorbeiziehen zu sehen. Kurze Zeit später erfolgt auch schon der Aufruf, die Fahrzeuge aufzusuchen. Dort verabschieden wir uns zum definitiv letzten Mal auf dieser Reise von Chris und Gaby. Es war schön, die beiden kennengelernt zu haben. Sie waren tolle Reisebegleiter auf dieser Tour, und wir haben uns immer gefreut, wenn sie auf einem Stellplatz aufgetaucht sind oder schon da waren. Es hat jeder seine eigene Reise gemacht, und trotzdem haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt.
    Dann ist es soweit, wir dürfen von Bord fahren und müssen uns einen Weg durch den dunklen Hafen suchen. Wir fahren einfach den LKWs hinterher und finden so aus dem Hafengelände heraus.
    Eigentlich wollten wir nur noch 30 km bis Rheinfeld fahren und dort übernachten. Doch der Kaffee hat uns so wach gemacht, dass wir noch bei der Ausfahrt aus dem Hafen das Navi auf " nach Hause"stellen. Die Stecke mit den vielen Baustellen ist in der Nacht besser und schneller zu fahren. Wir wollen schauen, wie weit wir kommen und wie lange wir wach bleiben. Auf der Autobahn überholen uns Chris und Gaby und blinken kurz. Sie haben es nicht mehr ganz so weit. Unterwegs finde ich noch eine Dose Cola im Vorratsschrank. Die muss jetzt den Kaffee ersetzen. Michael beschwert sich doch nach kurzer Zeit wirklich darüber, dass zu wenig Verkehr ist. Er hat im Dunkeln kein Fahrzeug vor sich, um sich orientieren zu können. Wir kommen super gut durch. In der Heide entdecken wir einen blinden Passagier im Wohnmobil. Der kleine Hunger ist da. Mit der Handytaschenlampe suche ich während der Fahrt nach der Mettwurst und dem Stück Käse, die noch im Kühlschrank sein müssen. Das hilft den Hunger zu vertreiben. Ein wenig später müssen wir dann aber doch auf einem Parkplatz anhalten. Die Cola ist auch beim Fahrer angekommen. Das ist allerdings nicht so einfach wegen der vielen LKWs, die hier nächtigen. Die treffen wir dann alle gegen 4.30 Uhr auf der A2 wieder, habe ich das Gefühl. Es ist ein regelrechtes Elefantenrennen, in das wir geraten. Gegen 5.00 Uhr beginnt es zu dämmern. Vielleicht erleben wir heute einen Sonnenaufgang vor der Haustür. Denn das Navi meint, wir wären um 5.35 Uhr zu Hause.
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