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  • Day 2

    Etappe 2: Von Schwarmstedt nach Celle

    July 18, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 23 °C

    Um 9.00 Uhr haben wir uns zum Frühstück verabredet. Bevor ich den Frühstücksraum aufsuche, muss ich noch einen Blick auf die schöne Terrasse und auf die Aller werfen. Im Morgenlicht wirkt der Garten mit den Skulpturen und Arrangements geheimnisvoll, romantisch und etwas versponnen und lässt großzügig über die Ecken mit Handlungsbedarf hinweg sehen. Total fasziniert bestaune ich dann den Raum, in dem wir unser Frühstück einnehmen. Antiquitäten, wohin das Auge sieht. Ob Tische, Stühle, das Geschirr von dem wir essen, Spiegel und Bilder an den Wänden, Skulpturen, Decken, Leuchter, alles im Raum, bis auf die Inhaberin sind käuflich zu erwerben. Auf einem Tisch ist das Frühstücksbüffet aufgebaut. Auf Silberetageren, in Bleikristall oder edlem Porzellan werden Salate, Käse,Wurst, Salat usw. stilvoll angeboten. Hier isst wirklich auch das Auge mit. Während wir frühstücken, erzählt uns die Inhaberin die Geschichte ihres Antiquitätencafes, über prominente Gäste, über Hauslesungen und Wohnzimmerkonzerte. Es scheint, als wären wir hier in einer anderen Welt. Man muss sich aber auch ein wenig darauf einlassen. Und so verscheuche ich während des Frühstücks die Gedanken, die sich zum Staubwischen und Saubermachen in den vollgepropften Räumen einstellen. Aber das hier ist ja nicht meine Lebensidee. Das wäre mir von allem "to much". Angefangen schon bei der unendlichen Arbeit, die dieses Anwesen und seine Nutzung als B&B, Cafe, Galerie und Antiquitätenladen von den Besitzern fordert.
    http://www.antiquitaeten-cafe.de/home.html

    Mit Frühstück im Bauch und vielen Informationen über unseren Übernachtungsort packen wir später zusammen für die Weiterfahrt. Vorher werden noch alle leeren Wasserflaschen mit dem levitierten Wasser gefüllt. Der Wasserfilter hängt am Wasserkran in unserer Appartmentküche. Levitiertes Wasser ist energetisches, belebtes, vitalisiertes Wasser und wird zwischen esoterischen Quatsch und Gesundheitsquelle im Internet beschrieben. Der Kaffee zum Frühstück aus diesem Wasser war allerdings wunderbar.
    Heute brauchen wir die Gepäcktaschen nicht mit auf die Fahrt zu nehmen. Wir laden sie in Doris' Auto. Sie wird sie mit ins Hotel St.Georg nach Celle nehmen. Das es sich einfacher mit leichtem Gepäck reist, bemerken wir gleich, als wir uns hinter Schwarmstedt wieder auf dem Aller Radweg befinden. Heute befahren wir das idyllische Aller-Leine-Tal. Es liegt an den südwestlichen Ausläufern der Lübeburger Heide. Der Radweg führt durch eine flache, ländliche Gegend mit Flüssen und Wäldern, Heide und Mooren.  Es geht durch kleine Fachwerkdörfer über Schleusen und Wehre. Sommerlich warm ist es und im Badesee in Essel tummeln sich schon die ersten Badegäste . Am Rand des Sees haben einige Wohnmobile und Zelte ihren Sonnenplatz fürs Wochenende gefunden. Der Aller-Rad-Weg ist auch heute weitgehend autofrei. Der Preis dafür sind unebene, sandige oder geschotterte Feld- und Waldwege. Jetzt wissen wir auch, warum die Strecke als anstrengend und schwer gekennzeichnet ist. Wir kommen zur Allerschleuse bei Marklendorf. Diese Staustufe aus dem Jahre 1915, gebaut mit einem zusätzlichen Wehr und Kraftwerk mit 1000 PS war ausreichend für Schleppzüge bis 165 m Länge. Der Frachtverkehr auf der Aller wurde bereits 1968 eingestellt.
    Wir überqueren die Aller auf einer Drehbrücke und machen eine schöne Pause in Stillenhöffen direkt am Allerarm gegenüber dem Marina Bay Yachtclub.
    Durch den Seitenwechsel verlieren wir den Aller-Radweg aus den Augen und fahren nach örtlichen Radwegweisern bis Wietze. In der Nähe des Erdölmuseums werden wir Zeugen von Freizeitaktivitäten an und auf der Aller. Am Ufer am Schafsbrückenweg wird gegrillt, gebadet und gepaddelt. Wir radeln weiter nach Winsen. Hier wollen wir einkehren. Doch das ist nicht ganz so einfach. Das Cafe im Heimstmuseim hat noch geschlossen, ein anderes keinen Platz für 5 Gäste und Corona-Abstand. Sabine entdeckt den Schirm einer Eisdiele in der Ferne. Hier können wir später alle draußen sitzen und Eis essen und Espresso trinken. Das tut gut.
    Wir besuchen anschließend noch das Heimatmuseum in Winsen und schauen uns an, wie man hier früher gelebt und gearbeitet hat. Auch das dortige Café hat inzwischen geöffnet und stellt sich als ein wunderbarer Ort zum Einkehren heraus. Doch unsere Pause haben wir bereits gehabt. Da wir den Radweg verloren haben, fahren wir den letzten Teil der Strecke bis nach Celle an der belebten L 180 entlang. Bei dem Versuch über eine Nebenstrecke zu fahren, handeln wir und eine Schotterstrecke durch den Wald und eine Schimpfkanonade von unfreundlichen Radfahrern ein, die sich von unserer, über den weiteren Weg diskutierenden Gruppe, auf dem Radweg behindert fühlen. Der Weg durch den Wald endet dann doch wieder auf der L 180. Bei einem zweiten Versuch gelangen wir in einen Celler Vorort. Dort ist der Radweg zur Altstsdt entlang der Aller dann ausgeschildert. Und so treffen wir sie wieder, die Aller, an deren Ufer uns ein toller Blick auf Celle, das Wehr und die Altstadt beschert wird, bevor wir zum Bahnhof, über die Bremerstraße auf die Allerbrücke und dann in die Altstadt gelangen.
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