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  • Day 3

    Etappe 3: Von Celle nach Gifhorn

    July 19, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 26 °C

    Frühstück gibt es heute um 8.30 Uhr. Es wird in drei Schichten gegessen. 7.30 Uhr finden alle zu früh und erst um 9.30 Uhr zu frühstücken, lässt sich nicht so gut mit den gut 50 Kilometern, die wir heute zu fahren haben, vereinbaren. Und wie ich uns kenne, machen wir locker 70 km daraus.
    Geschlafen habe ich ich nicht besonders gut. Das liegt aber weniger an den Betten, die waren super bequem, als mehr an der Kombination des Reiseproviantes, den wir gestern Abend gemeinsam vernichtet haben. Das Gute daran ist, bis auf 1-2 Wasserflaschen muss niemand mehr zusätzliches Gewicht mit sich schleppen.
    Das Frühstück weckt die Lebensgeister. Mit Maske ist auch Büffet möglich. Nach dem Frühstück werden die Räder ein letztes Mal bepackt. Der Inhaber des Hotel St. Georg hat für jeden eine Tüte mit süßem Reiseproviant gepackt. Wie aufmerksam. Hat er geahnt, in welche Einöde wir heute fahren werden? Aus Platzgründen ;-) verschwindet der Schaumkuss aus der Tüte nicht in meiner Radtasche, sondern in meinem Bauch. Da kann er wenigstens nicht zerdrückt werden.
    Für die letzte Etappe unserer Fahrt hat sich eine Gastradlerin angesagt. Heidrun, früher häufig Teilnehmerin unserer Radtouren und von Löhne nach Hannover verzogen, kommt mit dem Zug dazu. Sabine fährt schon mal zum Bahnhof, um sie abzuholen, während wir noch mit den Packtaschen kämpfen. Aber der Zug hat viel Verspätung und so treffen wir uns erst später an der Pfennigsbrücke an der Aller wieder. Wir anderen nutzen die Zeit bis zur eigentlichen Ankunft des Zuges, um noch einmal durch den Park und am Schloss vorbei zu fahren. Dann geht es zur Allerbrücke, dem vereinbarten Treffpunkt. Wegen der Verspätung suchen wir schon mal den Allerradweg und die Pfennigsbrücke. Endlich sind wir auf dem richtigen Weg und auch Sabine und Heidrun haben sich eingefunden. Die Strecke führt zunächst wunderschön immer entlang des Flusses. Die Sonne scheint und die Temperaturen sind noch angenehm. Ein schönes, autofreies Fahren. Das erste Highligt ist das Dorfgemeinschaftshaus von Bockelkamp nach 10 km. Aber niemand hat so recht Lust, sich das wieder aufgebaute Vierständerhaus von 1759 näher anzuschauen. Es rollt gerade so herrlich. Nach weiteren 3 km kommen wir zum Kloster Wienhausen. Das Kloster Wienhausen – ehemals ein Zisterzinserinnenkloster, heute ein evangelisches Frauenkloster – stammt aus dem 13. Jahrhundert.  Dort im Garten werden die Räder geparkt und das aus rotem Backstein gebaute Kloster besichtigt.
    Ein besonderer Schatz des Klosters ist die Sammlung gotischer Wandteppiche. Die wertvollen Stücke stammen aus der Zeit zwischen 1300 und 1480. Aber Corona bedingt ist das Kloster nicht zu besichtigen . Wir begnügen uns mit einem Spaziergang durch den historischen Dorfkern mit seinen vielen hübschen Fachwerkhäusern. Sehenswert sind unter anderem auch die alte Wassermühle und der Glockenturm.
    Ja, und nach dem Kloster verlieren wir ihn wieder einmal , den Allerradweg und orientieren uns nach den örtlichen Radwegweisern, die leider nicht auf übergeordneten Orte hinweisen. So verfahren wir uns, landen in Lachhausen, wo wir gar nicht hin wollen und müssen dann den ganzen Weg wieder zurückfahren. 10 km Bonus auf den heutigen Tag. Den Zug um 15.30 Uhr ab Gifhorn können wir uns auch abschminken. Was dann folgt sind 20 km über Feld- und Waldwege mit zum Teil schlechtem Untergrund. Radwanderer, die wir unterwegs nach einer Einkehrmöglichkeit fragen, vertrösten uns auf Gifhorn. Inzwischen ist es kurz vor zwei. Die Sonne brennt, wir haben Durst, sind verschwitzt und es sind immer noch fast 20 km bis Gifhorn zu fahren. An einer Schutzhütte im Moor von Langlingen machen wir eine Trink- und Pipipause, noch nicht wissend, dass wir den schlimmsten Teil der Tour noch vor uns haben. Ungefähr 10km durch den Wald über Schotter und Sand. Wer bis jetzt noch nicht ins Schwitzen gekommen ist, der transpiriert spätestens jetzt beim Festhalten des Rades so langsam vor sich hin. Am Ende des Waldes erblicken wir sie, die ersten Häuser von Gifhorn und eine Bank, die leider schon besetzt ist. Und, als wenn wir es nicht mit allen Sinnen gerade erfahren hätten, heißt die Straße, auf der wir uns befinden: "Im Walde". Der Radfahrer auf der Bank macht uns Mut. Nicht mehr weit zu fahren und es kommt der Gasthof
    " Zum deutschen Heinrich" Wenn wir Glück hätten, wäre vielleicht geöffnet. Wir haben Glück und können uns gegen 15.00 Uhr im Biergarten auf eine Bank fallen lassen. Die Essenszeit haben wir knapp verpasst, aber Bier (alkoholfrei, sonst radeln wir keinen Kilometer mehr) wird uns von einer im Dirndel gekleideten Osteuropäerin serviert. Nach der Erfrischung kann es weitergehen. Sightseeing Gifhorn muss entfallen. Erst einmal den Bahnhof finden und wenigstens den Zug um 16.30 Uhr bekommen. Dann wären wir 19.30 Uhr Zuhause. Wir umrunden Gifhorn weiträumig, bis wir nach vielem Fragen und Suchen (die Hinweisschilder führen alle irgendwann ins Leere oder wir sind nicht mehr konzentriert genug) endlich den Bahnhof finden. Schnell das Niedersachsenticket ziehen. Puh, das war ja eine Sucherei. Aber jetzt haben wir sogar noch knapp 10 Minuten Zeit, bis der Zug fährt. Aber komisch, der Zug steht gar nicht auf dem Fahrplan. Eine kurze Frage an einen der Wartenden und wir erfahren........wir sind auf dem falschen Bahnhof ( Stadtbahnhof). Es gibt noch den 3,5 km entfernten Südbahnhof. Wie die Geisteskranken rasen wir die Braunschweigerstraße hinunter erreichen den Bahnhof mit Müh und Not. Der Zug ist bereits da. Den Fahrstuhl zum Gleis können nicht mehr alle nehmen. Heidrun, Ulrike und Sabine tragen Rad und Gepäck die Treppe hinauf. Der Lokführer hat Mitleid und wartet bis auch Marion und Frederike mit dem Fahrstuhl den Bahnsteig erreichen und in den Zug schieben können. In der Hektik habe ich meine Maske verloren, aber Sabine hat noch Ersatz. Der Zug fährt ab und wir sind drin. Glück gehabt. Der Nächste würde erst in 2 Stunden fahren. Wir haben das Rad-Abteil für uns und können verschnaufen So gut das mit Maske möglich ist. Nach 22 Min. müssen wir in Lehrte umsteigen. Wir verabschieden uns von Heidrun, die bis Hannover Hauptbahnhof weiterfährt. Eine Stunde Aufenthalt auf einem Bahnhof, auf dem der Hund verfroren ist, gilt es nun herumzubringen. Während wir uns eine Bank im Schatten suchen und die Taschen nach Proviantresten durchstöbern, versucht Sabine mit dem Rad im Umfeld des Bahnhofes einen Kaffee zu bekommen. Nach einer halben Stubde kommt sie mit leeren Händen zurück. Die Gegend um den Bahnhof ist genauso trostlos wie der Bahnhof selbst. Endlich kommt unser Zug. Wieder haben wir das Radabteil fast für uns allein. Jetzt können wir ein wenig entspannen. 1 1/2 Stunden haben wir Zeit bis der Zug in Bad Oeynhausen ist. Voe Erschöpfung fallen da einigen gleich die Augen zu. Um 19.18 Uhr sind wir da. Wir verabschieden uns von Ulrike, die von ihrem Mann abgeholt wird. Dann gilt es noch die letzten Steigungen zu nehmen, bis wir Zuhause sind. Etwas geschafft sind wir dann doch. 180 km haben wir von Freitagmittag bis Sonntagmittag geradelt. Alles hat gut geklappt. Dieses Mal haben wir keine großen Reparaturen, keinen Plattfuß und vor allem keinen Sturz erlebt. Das Wetter war super. Die Strecke hatte für unsere Bedürfnisse etwas zuviel Landschaft, und zuviele schwerzubefahrene Feld- und Waldwege. Highlights waren natürlich
    Celle und das Antquitätencafe. Das Reservieren der Lokale im Vorfeld hat Stress herausgenommen. Die Bahnfahrt war dieses Mal bedingt durch den Nahverkehr, bis auf Gifhorn mit dem falschen Bahnhof, auch ziemlich stressfrei und die relativ kurze Anfahrt ließ sich auch mit Maske gut aushalten. Alles in allem eine gelungene, harmonische Tour mit viel Spaß. Mal sehen, wohin uns die nächsteTour führt. Ideen haben wir genug.
    Zum Video: https://youtu.be/6qyLWkxzPQE
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