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  • Day 17

    Les Sables d'Olonne

    September 13, 2021 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    Manchmal muss man Orten auch eine zweite Chance geben. Oft geht es uns so, bei Orten, die wir bei schlechtem Wetter anfahren. Sie können sich noch so viel Mühe geben, sie bleiben irgendwie negativ in Erinnerung.

    Gestern haben wir den Campingplatz als Touri-Rummelplatz wahrgenommen. Heute morgen, nachdem die Wochenendgäste weg, die Mobilhomes wieder fast leer, und die Stellplätze nur zu einem Drittel besetzt sind, sieht das doch ganz anders aus. Über allem liegt die Ruhe und Gelassenheit der Nachsaison, aber mit den Möglichkeiten und Angeboten der Hauptsaison. Und da greif ich doch heute mal gleich zu.

    Wassergymnastik wird im Pool angeboten. Ich geselle mich zu den vier weiblichen und einem männlichen Teilnehmer, alles bekennende Silverheads, und schaue dem netten, jungen Mann am Beckenrand zu, der alles gibt, sein morgentliches Trüppchen in einer Art Intervall- Training fit für den Tag zu bekommen. 30 Minuten springen, boxen paddeln, schlagen, treten. Das erste Mal, dass ich im Wasser schwitze. Ein Blick nach rechts und links, alle noch dabei, keiner abgetaucht.

    Mit weichen Knien kehre ich zum Wohnmobil zurück. Michael hat inzwischen nicht nur Brot besorgt für das Frühstück, sondern auch bereits die Räder gesattelt. So geht es direkt nach dem Frühstück auf den Radweg nach Les Sables d'Oonne.
    Das muss man wirklich sagen, der Radweg ist vom Feinsten Super ausgebaut, führt er die knapp 13 km bis in die Stadt und auch innerhalb der Stadt hat man die Radfahrer bevorzugt, mit eigenen, ausgewiesenen Wegen, während die Autos sich den schmaleren Teil der Straße mit Radfahrern und Fußgängern teilen müssen.
    Der Radweg verläuft überwiegend in Sichtweite des Meeres und es gibt immer wieder Rastplätze, die einen besonders schönen Blick auf das Meer und die vorgelagerten Felsen ermöglichen. Auch die Wander hat man nicht vergessen und ihnen markierte
    Wege direkt oberhalb der Steilküste angelegt.

    Es ist am Vormittag bereits über 30 Grad und drückend. Jede frische Brise vom Meer ist uns daher willkommen.

    Als wir Les Sables erreichen sind wir erst einmal von der Skyline etwas entsetzt. Seelenlose Hochhäusern der 60. oder 70.iger Jahre mit davor geklatscht Balkonen, die den Touristen als Unterkünfte mit Meerblick verkauft werden.
    Es ist eine so ganz andere Stadt, als die alten, gewachsenen Städte mit ihrem maroden Charme der letzten Wochen.
    Dabei soll Les Sables 'Olonne an der Côte de Lumière, doch eine ganz alte Hafen- und Fischerstadt aus dem 13. Jahrhundert sein.
    Beim zweiten Blick sehen wir dann die wunderschönen und restaurierten Villen mit ihren Holzveranden und Holzgauben, die Anfang des 19. Jahrhunderts hier entstanden sind und Les Sables d' Olonne zu einer Bäderstadt gemacht haben. Sehr gewöhnungsbedürftig ist, daß alte und schön restaurierte Häuser neben und zwischen hohen Betonklötze stehen.

    Wir stellen die Räder am Justizpalast ab und laufen von der Promenade mit dem langen, breiten Sandstrand und den vielen Bars und Cafés durch schmale Gassen zur Kirche "Notre- Dame- de-bon- Port.
    Heute dient uns die Kirchenbesichtigung zum Abkühlen, denn die Luft steht und es schwül und heiß. Das hatten wir uns eigentlich hier am Atlantik etwas anders vorgestellt.

    Die zweistöckigen Markthalle im Stadtzentrum, in der mehr als 60 Händler ihre Ware verkaufen, ist heute geschlossen. Eine kleine Trinkpause in einer Bar an der Promenade folgt der Stadtbesichtigung. Wir bestellen zu unseren Getränken auch Wasser. Das gekühlte Wasser, das in der Flasche serviert wird, ist kostenlos.

    Am angenehmsten ist es heute noch auf dem Rad, und mit dem geht es dann weiter zur Hafeneinfahrt. Ganz vorne zwischen den Leuchtfeuern weht uns eine frische Brise mit dem Geruch von Meer und Tang entgegen, die wir gierig einatmen.

    Im Jachthafen sind wieder viele Restaurants und Bars zu finden. Gegenüber der Hafeneinfahrt gibt es das Viertel "La Chaume".
    Mit der Shuttlefähre "Le Passeur" erreicht man die Gastronomie und Geschäfte um den Arundel-Turm.

    Jetzt am frühen Nachmittag sind viele Plätze in den Restaurants besetzt. Es herrscht Betrieb, aber es ist nicht überfüllt. Allein die vielen, leeren Radständer zeugen davon, wie es hier vor einigen Wochen noch zugegangen sein muss.

    Wir fahren wieder an die Promenade, denn ich möchte heute wenigstens einmal mit den Füßen in den Atlantik.U nerwartet warm schwappen die Wellen um meine Füße, bevor sie an dem relativ leeren, breiten Strand auslaufen.

    Wir fahren zurück, und verziehen uns in den Schatten Michael ist unzufrieden. Er hat sich hier am Meer etwas angenehmere Temperaturen vorgestellt.
    Unser Kühlschrank funktioniert immer noch. Allerdings nur auf 230 V. Er lässt sich aber weder manuell umstellen, noch schaltet er automatisch auf Gas oder 12 Volt um. Das AES ist defekt und wir brauchen eine neue Platine.
    Vorsichtshalber besorgen wir uns morgen oder übermorgen eine elektrische Kühlbox. Wer weiß, was der Kühlschrank noch so vor hat. Wir sind dann wenigstens vorbereitet.
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