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  • Day 15

    Jaisalmer: Die Wüste Thar

    April 14, 2019 in India ⋅ ☁️ 31 °C

    Wir sind zurück von unserer Wüstensafari! Die vergangenen zwei Tage waren ein wunderschönes und unheimlich spannendes Erlebnis, das sich eindeutig gelohnt hat. Aber alles der Reihe nach:

    In weiser Voraussicht deckten wir uns gestern Morgen auf dem Markt in Jaisalmer mit Wüstenklamotten ein. Völlig perplex waren wir von der Freundlichkeit und der Unaufdringlichkeit der Strassenverkäufer; wahrscheinlich sind die Bewohner Jaisalmers, die in Indien als verschlossenes, ruhiges Wüstenvolk gelten, uns einfach ähnlicher. Ines gefiel die entspannte Shopping-Atmosphäre so gut, dass sie sich gleich mit einer neuen Schuhkollektion ausrüstete.

    Um der Mittagshitze zu entgehen, ging die Wüstensafari dann um 3 Uhr nachmittags schliesslich los. Zu Beginn fuhren wir eine Stunde durch die Wüste, übersät von Militär (wegen der Nähe zur pakistanischen Grenze) und Alkoholläden (wegen des Tourismus), begleitet vom gelegentlichen Kamel. Unsere Kamele warteten schliesslich an einem Strassenrand im Nirgendwo auf uns. Angeführt von unserem Guide Salim schritten die Kamele forsch in die Wüste, während wir versuchten, auf unseren ungewohnten Reittieren nicht ganz so ungelenk auszusehen. Ungewohnt war nicht nur das Reittier, sondern auch die Ruhe in der Wüste: eine wahre Wohltat, ausser dem schnaubenden Kamel unter sich und dem Wind nichts zu hören.

    Nach einer Stunde erreichten wir schliesslich erstmals richtige Dünen, wo Ines als Fotografin herhalten musste, bis ich genug Material für Instagram gesammelt hatte (Ich liebe sie für ihre Geduld!).

    In den Dünen schlugen wir schliesslich auch unser Lager auf, wo wir später unter freiem Himmel schlafen sollten. Salim bereitete über dem Feuer unser Abendessen zu: Chai, Fladenbrot und ein wirklich leckeres lokales Gericht (eine Art scharfer Kartoffeleintopf). Während wir uns langsam zu Bett begaben, wachte die Wüste um uns herum auf: Bald summten, surrten und krabbelten überraschend grosse Insekten um uns herum und läuteten die Nacht ein.

    Die Wüste sollte auch die ganze Nacht nicht mehr einschlafen: Zwar verabschiedeten sich verdankenswerterweise die Insekten, jedoch sahen wir von unserem Bett auf einer Düne aus bald, wie sich uns ein Rudel streunender Hunde näherte. Diese Kompanie wich die ganze Nacht nicht mehr von unserem Schlafplatz. Nach einiger Eingewöhnungszeit schliefen wir schliesslich - in der Obhut unseres selbsternannten, vierbeinigen Sicherheitsdiensts - friedlich ein.

    Die Streuner waren uns gegenüber friedvoll, untereinander aber weniger. Die Nachtruhe wurde regelmässig vom Gekeife der Hunde unterbrochen. Auf jeden Fall erzählte mir das Ines so, dass sie davon aufgewacht sei - ich schlief anscheinend tief und fest, während sich fünf Meter neben mir Strassenhunde zankten. Mitten in der Nacht wachte ich schliesslich doch auf und Ines deutete fragend auf ein grosses, weisses Tier unweit unseres Bettes. Ich antwortete im Halbschlaf, die Kuh würde uns schon nichts tun, und schlief sofort weiter, während Ines nicht an eine Kuh glaubte und erst wieder schlafen konnte, als das vermeintliche Raubtier ausser Sichtweite war (Randnotiz: Wie sich am Morgen herausstellte, war es tatsächlich eine Kuh gewesen).

    Nach dieser Nacht, die wir wohl als unterschiedlich nervenaufreibend empfunden hatten, stärkten wir uns mit einem von Salim zubereiteten Frühstück, sammelten noch mehr Fotomaterial im Licht des Sonnenaufgangs und wurden schliesslich wieder auf unsere Kamele gesetzt. Zu unserer Verwunderung drückte uns Salim einfach die Zügel unserer Kamele in die Hand, setzte sich selbst auch auf ein Kamel und ritt voraus. Unsere Kamele, die wir nun ungeführt ritten, spazierten hinterher und machten sich auf ihren Weg zur Ausgangsstelle, wo die Kamele jeweils ihr wohlverdientes Essen erwarten. Nach circa 30 Minuten auf teilweise trabenden, da hungrigen Kamelen erreichten wir unseren Jeep wieder, der uns zurück ins Hotel brachte.

    Dort genossen wir das Glücksgefühl, uns mit einer kalten Dusche den Sand aus dem Gesicht waschen zu können - und blickten auf ein einmaliges Erlebnis zurück, das uns zwei unerwartete Dinge in Indien offenbart hatte: Sanddünen - und Oasen der Ruhe in einem Land, das nie zu schweigen scheint.
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