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  • Day 30

    Safari im Yala-Nationalpark

    April 29, 2019 in Sri Lanka ⋅ ⛅ 26 °C

    Als heute Morgen um 3:30 der Wecker klingelte, fragten wir uns erst einmal, wieso um Himmels Willen die Natur die Dschungeltiere im Yala-Nationalpark, die wir bald auf unserer Safari sehen sollten, nachtaktiv machen musste. Viel Zeit fürs Sinnieren blieb uns allerdings nicht, denn kurz darauf bretterten wir schon mit dem Jeep, den wir gebucht hatten, über enge Landstrassen in Richtung Yala-Nationalpark. Auf Sesseln, die hinten auf der leicht erhöhten Ladefläche des Jeeps angeschraubt waren, spürten wir zwar jede Temposchwelle auf der Strasse wie einen Tritt in den Hintern. Allerdings sassen wir anscheinend doch bequem genug, dass ich noch ein kurzes Nickerchen halten konnte, als wir vor dem Nationalpark-Eingang 15 Minuten bis zur Öffnung warten mussten.

    Als der Park schliesslich geöffnet wurde, setzte dies einen Prozess in Gang, der den Start eines Formel-1-Rennens in den Schatten stellt: Mindestens 20 wartende Jeeps mit Ladeflächen voll von kamerabewaffneten Touristen starteten zugleich ihren Motor und brausten durch die Tore des nun geöffneten Parks. Man bedenke dabei, dass der ganze Tourismus in Sri Lanka momentan auf Sparflamme läuft und normalerweise eher 50 als 20 Jeeps ins Innere des Nationalparks stürmen...

    Ziel jedes Yala-Besuchers ist es, einen Leoparden zu sehen. Der bewaldete Küstenstreifen Yala ist das Gebiet mit der höchsten Dichte des Sri-Lanka-Leoparden, einer eher menschenscheuen Leopardenart, die es nur an ganz wenigen Orten in Sri Lanka noch gibt. Da manche Touristen 3 Safaris unternehmen, ohne einmal einen auch nur flüchtigen Blick auf die gefleckte Grosskatze zu erhaschen, hatten wir uns im Vorhinein schon darauf eingestellt, eventuell ohne Leopardenfoto heimzukehren. Man kann ja nicht alles haben...

    Das Schöne an Zweckpessimismus ist, dass man mit ein wenig Glück angenehm überrascht werden kann: Nach knapp 25 Minuten Fahrt durch den Nationalpark hielt unser Fahrer ruckartig am Strassenrand, deutete nach links - und da war ein Leopard, der 5 Meter neben uns ganz gemächlich durch den Busch trottete. Von klickenden Kameras und der wachsenden Jeep-Schar scheinbar unbeeindruckt, spazierte der Leopard zu einem Baum und begann ihn zu erklimmen, bevor ihm das Ganze doch zu viel wurde und er sich 50 Meter in den Busch zurückzog. Das Schauspiel hatte vielleicht knapp 2 Minuten gedauert, aber war unheimlich beeindruckend und ein purer Glücksfall!

    In den ersten drei Stunden sahen wir dann auch noch Mitbewohner aller Art des Leopards: Elefanten, Krokodile, Mungos, Wasserbüffel, Makaken und allerlei Vögel. Mit den Elefanten machten wir nähere Bekanntschaft, als es einigen Mitbesuchern lieb gewesen wäre: Als eine Elefantenherde sich anschickte, eine Strasse zu überqueren, parkierten Jeeps die Strasse zu und liessen nur einen engen Mittelgang offen. Die Elefanten, mit Kälbern unterwegs und sichtlich nervös, machten oft bedrohlich schnelle Schritte in Richtung der Jeeps und standen schliesslich so nah, dass die Passagiere locker in Griffweite des Rüssels gewesen wären. Da die erfahrenen Jeep-Chauffeure ruhig blieben, wandten sich die Elefanten allerdings bald wieder ab. Es gibt wohl kaum eine bessere Art, ein Gefühl für die Kraft und Grösse eines Elefanten zu bekommen!

    Nach einem kurzen Frühstück in einer Bucht blieb uns noch eine Stunde im Park, in der wir ziellos herumfuhren, aber fast keine Tiere mehr zu Gesicht bekamen. Infolgedessen ebbte unser Adrenalinrausch auch langsam ab und die Fahrt auf den unebenen und durchlöcherten Schotterstrassen des Parks begann ermüdend zu werden. Gegen 12 Uhr kehrten wir dankbar ins Hotel zurück, wo wir erstmal in einen tiefen Schlaf fielen - um ein paar Stunden Schlaf beraubt, aber um viele wundervolle Eindrücke bereichert.

    Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Pool mit Buch und Tablet und entspannten uns noch einmal, bevor es morgen dann ins Hochland Sri Lankas geht!
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