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  • Day 132

    Manchmal muss man lügen - Happy Xmas!

    December 24, 2017 in Germany ⋅ ☁️ 9 °C

    Euch allen eine schöne Adventszeit, ein tolles Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr 2018!

    Okay, die Überschrift und die Bilder verraten es schon - ich habe in meinen letzten Einträgen gelogen. Es war von Anfang an klar, dass ich Weihnachten nicht in Ottawa verbingen sollte, sondern zusammen mit meiner Familie im wunderschönen Pattensen (Niedersachsen). In den Abreisetagen und den danachfolgenden Festtagen haben sich die Ereignisse komplett überschlagen und ich finde ein langweiliger, chronologischer Bericht wäre absolut nicht spannend zu lesen, deshalb schreibe ich meine Erlebnisse dieses Mal alles andere als chronologisch auf, ihr sollt ja auch etwas gefordert werden hier als Leser ;) ... (Alle Zeiten sind Ortszeit)

    Samstag, 23.12.17 11.35 Uhr
    Gott sei Dank, der Bus kann doch noch fahren! Bereits am Abend zuvor bekam ich eine ominöse Email vom Busunternehmen, dass es aufgrund der Witterungsverhältnisse passieren kann, dass mein 10-Uhr-Bus entweder zu spät fährt oder erst gar nicht kommen kann. Sofern es möglich sei, soll ich doch versuchen, umzubuchen. Das Problem war aber natürlich, dass es sich dann doch eher schwierig gestaltet rund 12 Stunden vor Abfahrt eine andere Mitfahrgelegenheit findet, die sich nicht nach dem Wetter richtet - und das ganze zwei Tage vor Weihnachten. Ich musste also nur hoffen. Der Bus fuhr auch wirklich pünktlich von Québec City los und sollte nach Plan nach zweieinhalb Stunden in Montréal eintreffen. Jetzt fuhren wir mit etwa 50 km/h über die Autobahn und ich betete, dass wir nicht rutschten oder irgendwie liegen blieben. Links und rechts fuhren wir immer wieder an Autos vorbei, die in den Schneebergen am Straßenrand steckengeblieben waren und nun auf den ADAC warteten...

    Montag, 25.12.17 20.47 Uhr
    Ich liebe ja Raclette. Und wie jedes Jahr freute ich mich auch dieses Jahr darauf. In unserer Familie gibt es das immer am ersten Weihnachtstag bei meiner Tante und co. Also dieselbe Procedure wie jedes Jahr: Wir fahren zu viert - oder manchmal auch zu sechst mit meinen Großeltern etwa zwanzig Minuten zu Tante, Onkel, Cousin und Cousine. Dort gibt es nach dem Weihnachtssmalltalk dann immer Raclette, die ein oder andere Spielrunde und vielleicht sogar eine Partie Billard. Gegen 2 Uhr nachts beschlossen wir dann, dass es Zeit war, wieder nach Hause zu gurken.

    Sonntag, 24.12.17 11.23 Uhr
    Oh Mann, da muss man sich doch allen Ernstes an Heiligabend anstellen, um seinen Koffer als vermisst zu melden. Nach den zweiten, kürzeren Flug Island-Deutschland, kam ich gut in Frankfurt an. Nur mein großer Rucksack leider nicht... Jetzt stand ich also in einer Schlange zu einem einzigen Angestellten, der einzeln die rund 30 Gepäckstücke registrieren musste. Naja, den Zug in 10 Minuten konnte ich mir so also abschminken... Neben dem Warten rief ich auch immer wieder meinen Bruder an, damit er mich später abholen sollte. Aber man kann nun nicht ernsthaft erwarten, dass so ein gemeiner Abiturient früher als Mittag auch schon wach ist xD Nach einer halben Stunde Suche und einer weiteren halben, die es brauchte, damit ich mal dran war, konnte ich nun endlich zum Flughafenbahnhöf, der nicht wirklich leicht zu finden war.

    Samstag, 23.12.17 09.20 Uhr
    Nach einer kurzen, aufgeregten letzten Nacht im Hostel, machte ich mich fertig und ging los zum nicht sehr weit entfernten Busbahnhof in Québec. Es war noch einmal eine ganze Schippe kälter und schneite ganz heftig. Ich konnte kaum etwas sehen und war ja sowieso etwas vollgepackt mit zwei Rucksäcken und einer Tragetasche. Ich brauchte durch den rutschigen Boden und der schwierigen Orientierung zwar etwas länger, aber traf immernoch sehr pünktlich auf wahre Menschenmassen am ZOB. Hoffentlich würde die Busfahrt etwas leichter über die Bühne gehen, dachte ich mir.

    Sonntag, 24.12.17 22.06 Uhr
    Um 10 Uhr abend fing ich an, die Müdigkeit und Erschöpfung der vergangenen zwei Tage in den Knochen zu spüren - schließlich war ich schon über 30 Stunden wach, wenn man die kurzen Dösetappen in den Flugzeugen oder im Zug nicht mitzählt. Meine Oma wurde nach Hause gebracht; meine Großeltern hatten sich schon längst zurückgezogen. Nachdem sich die Aufregung meines Überraschungbesuchs gelegt hatte, stießen wir an, führten eine äußerst erfolgreiche Bescherung durch und aßen Filet und Kartoffelgratin, was es die letzten Jahre immer schon an Heiligabend gab. Danach Panna Cotta!^^ Endlich bekam ich lange Updates von allen Beteiligten, was die die vergangenen Monate hier in Deutschland und speziell daheim in Pattensen verpasst hatte. Nun zeigte ich meinem Bruder noch die Netflixserie "Black Mirror" und wir spielten die ein oder andere Runde Brettspiele, um dann so um 2 schließlich ins Bett zu gehen. Endlich wieder ein Bett - das letzte hatte ich im Hostel in Québec City, fast zwei Tage zuvor.

    Mittwoch, 27.12.17 19.03 Uhr
    Meine zwei besten Freunde tauchten ja in einigen Einträgen hier auf und ein weiteres Highlight mit ihnen gab es auch gleich wieder in der Weihnachtswoche. Denn am Mittwoch nahmen die beiden die 7-Stunden-Autofahrt in Kauf, um zu mir nach Hause zu fahren. So konnten wir zwei vollen Tage bei meiner Familie verbringen und am Freitag nahmen sie mich wieder mit nach Augsburg. Am Mittwoch gingen wir zu fünft zum Griechen essen, am Donnerstag zu Pitch Perfect 3 ins Kino und am Freitag bereits auf der Heimfahrt noch Brunchen :) Ein sehr sehr gelunger Kurztrip für uns alle drei :)

    Sonntag, 31.12.17 23.57 Uhr
    Natürlich verbrachte ich mit den beiden dann auch Silvester. Um genauer zu sein bei Quirin auf dem Land. Es kamen auch sein Freund und dessen zwei Kumpels mit Anhang, sodass wir inklusive seiner kleiner Schwester auf acht Personen kamen - wwährend dem Raclette-Essen mit seinen Eltern sogar auf stolze 10 Personen. Da wir erst relativ spät anfingen, unsere Schälchen und dann unsere Bäuche vollzuschlagen, waren wir erst um halb 11 zirka fertig mit essen. Da war es dann auch schon soweit, alles für das große Anstoßen und die große Böllerei vorzubereiten. Dann zählten wir den Countdown herunter und feierten ins neue Jahr - ihr kennt das ja alle. Es war ein tolles Gefühl, wieder in Deutschland zu sein. Drinnen zurück gossen wir noch unsere Zukunft aus Blei und blieben sogar noch etwas länger als der Rest der Feiermeute. Alisa nahm mich dann mit zu sich nach Hause, da ich unter normalen Umständen nicht mehr nach Augsburg gekommen wäre...

    Samstag, 24.12.17 16.10 Uhr
    Nach einer zwar verspäteten, aber doch ganz angenehmen Zugfahrt von Frankfurt nach Hannover kam ich etwa gegen halb 4 in meiner Heimatstadt an und wurde auch (dieses Mal sogar pünktlich!) von meinem Bruder am Gleis 4 abgeholt. Offiziell war er bei seiner Freundin, sein Geschenk abliefern... Wer von meiner Familie hätte aber gedacht, dass er mit mir im Schlepptau als unschlagbares Weihnachtspräsent zurückkehrt? Um diese Uhrzeit war sowohl der Zug an sich als auch der Hbf Hannover recht verlassen. Klar, normale Menschen steckten ja schon mittendrin im Weihnachtswahnsinn. Im Zug war dem Schaffner auch wirklich echt egal, ob mein Ticket un gütig für diesen Zug war oder vier davor, da lob ich mir doch deutsche Arbeitsmoral xD Den Anfang des traditionellen Kaffeekränzchens hatte ich zwar um Vier schon verpasst, aber nun war der Moment der Überraschung gekommen. Zunächst ging mein Bruder hoch und wir warteten noch einige Minuten, damit auch gar keine Zweifel aufkommen konnten, dass eventuell noch jemand mitgekommen sein könnte. Dann stolzierte ich wie selbstverständlich ins Esszimmer und als erstes sah ich ins Gesicht meiner erschrockenen Oma, die ihren Augen wohl nicht zu trauen schien. Dann daneben meine Mutter, die auf einmal verstummte. Mein Vater blickte nun auch Richtung Treppe und lachte - natürlich verstand er direkt als erster, was wohl passiert war. Meine Großeltern, die mit dem Rücken zu mir saßen, sahen mich logischerweise als Letzte... Irgendwie wusste keiner so recht, was er sagen sollte. Es war irgendwas zwischen Erschrecken, Überraschung und Freude. Dann brachen bei meiner Mutter alle Dämme und dank der Tränen wusste ich, dass meine Entscheidung, einige Tage früher zuruckzufliegen als offiziell gedacht, völlig richtig war. Mein Vater schimpfte nur lächelnd, dass er so gar nicht meinen Flieger im Netz hatte verfolgen können und meine Mutter machte sich direkt im Anschluss Gedanken darüber, ob das Essen reicht oder wie man meine Geschenke noch vervollständigen könnte. Also dann doch wieder alles beim Alten.

    Dienstag, 26.12.17 16.33 Uhr
    Wie jedes Jahr am Zweiten Weihnachtstag statteten wir unsern Neustädtern Freunden einen Besuch zur Kaffeezeit ab und wie immer freute sich jeder über ein paar Stunden gutes Essen, interessante Gespräche und über den Boxer Ben :) Abends brachten wir meinen Bruder zu seiner Abfahrt in den wohlverdienten Skiurlaub und mich zu einem guten Freund, auf den ich mich auch schon freute, ihn wiederzusehen. Da wusste ich schon, dass ich bald noch sehr viel öfter erzählen werde "wie meine ganze Kanadareise so war"...

    Samstag, 23.12.17 18.54 Uhr
    Das Boarden verzögerte sich wieder um einige Minuten... Der Abflug in 6 Minuten schien immer uwahrscheinlicher. Aber ein Zusammenspiel aus zu spätem Vorbereiten des Boardingprozesses, eine zu knappe Zeit für diese und das Warten auf einige Passagiere ließ keine Zweifel, dass unser Flugzeug zu spät abheben würde. Das hätte mich jetzt auch nicht so gestört, aber ich musste ja mein Anschlussflug auf Island bekommen. Als wir dann auf die Rollbahn konnten, gab es aber noch ein viel größeres Problem: eine vereiste Fahrbahn. Auf dem ganzen Flughafengelände gab es wohl nur zwei Rollfelder, deren Enteisung gewährleistet war und so mussten alle Flugzeuge von dort aus starten bzw landen. Dies bedeutete, dass sich eine Schlange bildetete, in die wir uns lediglich einreihen konnten. Ich glaube ganze fünf Flugzeugstarts später waren wir dann aber auch dran - eine Stunde nach geplantem Abflug. Da der erste Flug ein längerer Nachtflug war, schliefen viele Fluggäste einfach durch. Ich versuchte aber auch zu lesen oder zu spielen. Meine tollpatschige und angeschwippste Sitznachbarin meinte dann zum Schluss noch, dass ein halbe Becher trockener Rotwein sicher ganz klasse in meinem Schos aussehe muss und probierte es kurzerhand einfach aus. Und das, nachdem ich zuvor erfolgreich einen Eiswürfelangriff der Stewardess abhalten konnte...

    Samstag, 23.12.17 14.18 Uhr
    Mal gut, dass ich bei so etwas Wichtigem wie dem Rückflug immer etwas Puffer einplane. Als ich am Busbahnhof in Montréal ankam, schneite es immer und immer mehr. Mit einer satten Verspätung versuchte ich mit Mühe und Not die Bushaltestelle für den Flughafen zu finden. Als der richtige Bus einfuhr, fand ich sie dann auch endlich. Der Busfahrer wollte ganze 10 kanadische Dollar haben. Dies habe ich natürlich nicht bedacht und gab im bei voller fahrt meine letzten 3,85 $. Die Überraschung: Er nahm mich trotzdem mit! Er sagte nämich, dass ich mit meinem ganzen Gepäck und bei dem Wetter nirgendwo ein Ticket werde kaufen können. Das Geld soll ich lieber für ein Getränk ausgeben. So freundlich! Die Fahrt zum Airport dauerte dann wieder eine ganze Stunde und dort angekommen brauchte ich dringend erst einmal was hinter die Kiemen. Der Schnellimbisssnack war zwar solala, aber ich musste ja gleich weiter, in der Sicherheitskontrolle ging es zu wie verrückt. Beim Einchecken aber schon gab es wieder einmal ein Problem: Auf meinem Ticket war vermerkt, ich würde nicht alleine reisen, sondern mit einem Baby. Da ich bis dato noch nix von einem ungewolltem Kindersegen wusste, konnte das Bodenpersonal diese Angabe aber einfach löschen. Pünktlich war ich an meinem Gate angekommen und wartete wieder einmal. Wie schon einmal festgestellt - wer viel reist, wartet auch viel...

    Freitag, 29.12.17 20.20 Uhr
    Da ich Max, meinen Mitbewohner, schon vorgewarnt hatte, wann ich wieder in Augsburg aufschlagen würde, hatte er sogar noch etwas Zeit, die Bude auf Vordermann zu bringen. Ich kann ja wirklich nicht beurteilen, wie die WG in meiner Abwesenheit ausgesehen haben muss, doch mein werter Herr Zwischenmieter kann sich nicht mit Ruhm bekläckert haben. Die Wohnung war ungeordnet, dreckig und teilweise kaputt. Daher musste ich in den darauffolgenden Tagen sehr viel Zeit in diverse Putzaktionen investieren und ein Teil der Mietkaution behielt ich ein, auch wenn das auf heftigen Widerstand des Zwischenmieters traf. Aber Glasscherben im Schrank, eine schimmelige Mandarine unter meinem Bett oder einen Brandfleck im Küchentisch waren nur die Spitze des Eisbergs. Im Eifer des Gefechts hat er auch Bilder, seine Post und den kompletten Müll einfach vergessen. Max auf jeden Fall schien sehr happy zu sein, dass ich wieder da war. Wir saßen auch noch wirklich lange in der Küche; ich erzählte Kanadastories und er ein langes Best-of der letzten Monate mit dem Zwischenmieter... Auf der einen Seite sehr amüsant, auf der anderen Seiten echt traurig^^

    Sonntag, 24.12.17 05.38 Uhr
    Während des ersten Flugs wurde schon schnell klar dass das Umsteigen in Reykjavík (Island) eine ganz knappe Kiste werden würde. Der Flug nach Frankfurt ging um 6 Uhr morgens; gelandet sind wir um 5.20 Uhr. Weil man ja aber nicht direkt aussteigen kann, sondern erst noch in Position fahren muss und da es erst noch eine Pass- und Visakontrolle gab - schließlich beginnt auch hier das Gebiet des Schengener Abkommens -, war ich erst um Viertel vor 6 am nächsten Gate, als das dann auch schloss. Ich musste tatsähclich vorher noch nie an einem Flughafen rennen und ich wurde auch bis dato noch nie ausgerufen. Es gibt ja für alles ein erstes Mal... Der zweite Flug verlief dann aber äußerst reibungslos und wurde nur von dem Auftreten eines grünen Polarlichtes am Horizont gekrönt. Erst die Crew machte uns darauf aufmerksam und war dann damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass nicht alle Leute zeitgleich auf eine Seite des Flugzeugs gingen. Die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug und hätte ich ein wenig drüber nachgedacht, wäre mir schon da klargeworden, dass mein großer Rucksack unmöglich das Umsteigen pünktlich mitmachen konnte...

    Das war eine sehr turbulente Weihnachts- und Silvesterwochen - eben ganz so wie mein gesamtes Kanadasemester in Ottawa. Aber ich bin mir sicher, dass es in den nächsten Tagen und Wochen noch so einigen zu tun und vor allem zu erzählen gibt: Ich werde wieder anfangen, bei FC Bayernspielen zu arbeiten, einen Betreuer für meine Bachelorarbeit suchen, Alisas Geburtstag feiern und und und.

    O Kanada, o Kanada,
    wie grün sind deine Wälder.

    Lasst uns froh und munter sein,
    und uns aus Kanada wiederkommen,
    happy, happy, tralalalala,
    bald ist der Marvin wieder da...

    Okay, ich hör schon auf^^
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