Auslandssemester Kanada

August - December 2017
A 132-day adventure by Marvin Read more
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  • Day 1

    Erster Boxenstopp: Amsterdam!

    August 15, 2017 in the Netherlands ⋅ 🌧 18 °C

    Nachdem ich mich am Sonntag noch von meiner Familie verabschieden konnte - eigentlich wollten wir eine Runde über das Maschseefest in Hannover schlendern, alllerdings hat es mächtig geregnet - ging am Montagmorgen mein Auslandsabenteuer los.

    Aber noch in Begleitung von Dustin, meines kleineren Bruders und noch auf europäischen Boden: Denn es ging in die fünf Stunden entfernte Megametropole Amsterdam. Bereits bei der Einfuhr unseres ICs in Amsterdam Centraal, durften wir echt schöne Gebäude und Wasserläufe bestaunen. Wir gingen dann erst in unser Hotel - schließlich hatte ich ja mein gesamtes Gepäck ür Kanada dabei - Das easy-Hotel am Rand der Hauptstadt.

    Der Name war aber auch echt Programm: Alles war echt easy, kein Platz, kein Schnickschnack und auch kein freies WLan oder Tv. Ersteres ist ja dank der Abschaffung der Roaminggebühren kein Problem mehr und auf Fernsehen konnten wir auch gut verzichten. Danach gingen wir über den per Zufall entdeckten Markt, enlang der unzähligen Grachten (Kanälen mit Booten drauf) und zum Hauptplatz der Stadt, an dem wir auf einer Wiese uns sonnen konnten :)



    Der zweite Tag startete für uns dann etwas verspätet, erst gegen 11 Uhr (das Steak und der Burger lagen wohl noch schwer im Magen, oder war es doch etwas anderes, was die Müdigkeit hervorrief?). Wir gingen also drei Straßen weiter und aßen erstmal ganz typisch-niederländische Nudeln in einer Hipster-Pasta-Bar. Auf meinen Wunsch hin, liefen wir dann den gesamten Weg zurück Richtung Bahnhof, vorbei an Kirchen, Souvenirläden und Museen von van Gogh, Banksy, Dalì oder Rembrandt. Unser Kulturprogramm bestand dann doch lieber aus dem Besuch des Erotikmuseums - ob ihr's glaubt oder nicht, wir sind per Zufall in das Rotlichviertel gestoßen. Dort wurden wir von Frauen in Schaufenstern und diversen Sexkinos mit Einzelkabinen begrüßt. Danach verließen wir dieses wunderschöne Prachtviertel wieder zwecks Kraftreserventankung bei Starbucks im Hafen.

    Alles in allem ist Amsterdam wahnsinnig alt und sticht durch seinen eigenwilligen Baustil hervor, es ist aber auch superinterational geprägt, man hört sehr viel Englisch, sei es durch die Touristen oder durch die Touristeneinrichtungen. Ich finde persönlich die holländische Sprache nach wie vor immernoch äußerst witzig und überhaupt nicht ernstzunehmen. Die Holländer schienen ein tiefenentspanntes und zuvorkommendes Völkchen zu sein und es gab zwar auch hier und da die ein oder andere Jointwolke, aber so viele Coffee Shops wie man annehmen will, gibt es dort gar nicht. Dafür gibt es jede Menge Blumen, Käse und tausende an Fahrrädern, wenn man nicht aufpasst, wird man zur Rush Hour glatt umgenietet!

    --Der Traum von Amsterdam also--
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  • Day 2

    Luxusprobleme

    August 16, 2017 in Canada ⋅ ⛅ 22 °C

    Da ich ja Gott sei Dank am Dienstag früh genug ins Bett gegangen bin (Ich muss nochmal betonen, wie schön Amsterdam ist!), nämlich erst gegen 1 Uhr nachts, war das Aufstehen am frühen Mittwochmorgen um 4.30 Uhr ja überhaupt gar kein Thema^^ Der Taxifahrer war immerhin pünktlich am Hotel und so fand ich mich um kurz nach 5 am Flughafen Schipol wieder, einer der größten Flughäfen Europas. Für meinen Geschmack war es nur etwas laut, etwas voll und etwas früh - aber man kann im Leben ja nicht alles haben! Dustin, der Gute durfte noch gute sechs Stündchen weiter ratzen, bevor es für ihn dann per Zug nach Hannover zurückging, es sei ihm gegönnt gewesen :)


    Um kurz nach 7 war geplanter Start meines esayJet-Flitzers und wie durch ein Wunder haben sich auch alle rechtzeitig in diesem monumentalen Ingenieursprachtstück eingefunden und es sollte losgehen. Denkste! Aufgrund unvorhergesehenen Nebels bekamen wir keine Starterlaubnis und mussten deshalb geschlagene 80 Minuten auf "bessere Zeiten" warten :/ Naja...so waren es statt knapp 70 Min im Flieger eben 150 Minuten - auch schön :)



    Angekommen in Gatwick, London, war ich wieder erstaunt wie groß und weitläufig so ein Flughafengebäude doch sein kann. Leider war es bei mir kein Verbindungsflug, sondern ein zweiter, quasi eigenständiger Flug. Also durfte ich nach Vorzeigen meines Reisepasses und aufsammeln meines Backpacks weiter in die Abflughalle und dort mich wieder beim Check-In der neuen Airline anstellen. Wieder warten. Wieder Rucksack aufs Band für Übergepäck legen. Wieder Security Check. Da ich im Kopf zeitlich immernoch im Rückstand war, versuchte ich viel Zeit wiedergutzumachen, sodass ich dann noch eine Stunde am Gate übrig hatte. Die konnte ich gut mit Frühstück überbrücken.

    Nach eines verspäteten Abflugs, da viele Leute die Reihenfolge nicht verstanden haben, in der wir uns hinsetzen sollten, musste ich ja nur knappe elf Stunden über den Wolken überstehen. Neben mir ein schnarchender Engländer, vor mir ein schreiendes Kind. Naja, immerhin freute ich mich auf ein buntes Unterhaltungsprogramm und guter Verpflegung im Flugzeug. Fehlanzeige! Bitte tut mir einen Gefallen und fliegt nie mit der Billig-Airline "WestJest"... Es gab drei mal was zu Trinken und entweder einen Cookie oder eine Minipackung Bretzeln dazu. Irgendwann gab es dann noch eklige Sandwiches. Und das war's! Keine Mahlzeit ansonsten. Zwar hätte ich für 12 € Pizza oder für 5 € Chips kaufen können, aber das habe ich nicht ganz eingesehen. Für schlappe 8 Pfund konnte man sich dann auch ein Tablet buchen, auf dem Serien, Filme und Musik zur Unterhaltung dienten. Es gab auch eine App für dieses Entertainment-Paket, aber leider fiel immer wieder das WLan aus und so konnte man nicht richtig etwas anschauen.

    Ich vertrieb mir die Zeit jedenfalls mit Lesen, Rätseln, Handyzocken - es gab immerhin einen USB-Port zum laden! - oder mit Aus-dem-Fenster-schauen. Denn das war recht spektakulär: Island und Grönland sind von Oben wirklich sehenswert und wunderschön. Und als wir schließlich wahnsinnige Berge zu Gesicht bekamen, waren wir gerde über den Rocky Mountains, also nicht mehr weit entfernt von Kanadas Westküste. Außerdem konnte ich doch rund drei Studen schlafen^^

    Zeitverschiebung ist doch was Koomisches oder? Eigentlich hab ich mir noch nie soviel darüber Gedanken gemacht, aber am bewusstesten ist sie sicher an Silvester, wenn man stündlich im Fernsehen sieht, welchen anderen Nationen schon oder eben auch noch das neue Jahr begrüßen. Oder eben wenn man durch soviele Zeitzonen fliegt. Ich gewann ja schon eine Stunde mit dem Einreisen in London, so dass der Flug im Endeffekt "nur" 90 Min gedauert hat. Ab dem nächsten Flug gewann ich pro vergange Flugstunde fast eine ganze Zeitzone. So flog ich tätsachlich zwar elf Stunden, war aber de facto ja nur von 11 bis 13 Uhr im Flugzeit. Sag ich ja, echt komisch. Also war es gerade erst Mittag, als ich am Airport in Vancouver ankam und der halbe Tag lag noch vor mir.

    Vancouvers Flughafen ist tatsächlich der schönste Flughafen, den ich jemals "besucht" habe, es ist alles indianisch und mit Vorbild der Natur dekoriert und es gibt sogar einen anzugtragenden Pianisten in der Eigangshalle^^ Nachdem ich wieder meinen Backpack aufgesammelt und dem freundlichen Polizisten erklärt habe, dass ich in Kanada wirklich nur studieren will, nahm ich den Zug Richtung Dontown. Vancouver ist ganz eingensinnig verlagert: Es gibt eine Flughafeninsel, die Vancouver Airport Island, eine Downtowninsel, Vancouver selbst und einige, kleinere Inseln drum herum. Die Nord- und Südstadt sind jeweils über Brücken mit der Hauptinsel verbunden. Bei einer Zugfahrt fährt man also über den Dächern und schließlich als UBahn unterhalb der Stadt herum. Meine Unterkuft, ein sehr großes Backpackerhostel, ist ein paar Blocks vom Rathaus entfernt, daher wirklich zentral und gut erreichbar. Nach den mehr oder weniger strapaziösen Stunden in Flugzeugen und an Flughäfen, war ich froh, um vier Uhr eingecheckt, und dann noch geduscht zu haben, um dann gegen 6 einfach nur noch ins Bett zu fallen - auch wenn keiner meiner fünf Zimmerkollegen schon da war und die Sonne ja noch voll in unser Zimmer schien...
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  • Day 3

    Nostalgie von Olympia

    August 17, 2017 in Canada ⋅ ☀️ 23 °C

    ...und weil Schlafen so schön ist und mir auch echt liegt, dachte ich mir (unbewusst), schläfst du doch einfach mal von 18 bis 6 Uhr durch!!! Oh Gott, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal, so lange am Stück geschlafen habe, aber soviel Defizit konnte ich doch gar nicht haben! ;) Naja, ich stand also gegen meiner Natur um 6 Uhr endlich auf und duschte mich, ich musste sogar noch bis 7.30 Uhr warten, bis es Frühstück gab. Leider muss ich wieder etwas meckern, diesmal über mein Hostel. Dafür, dass überall das Backpacken als super Reiseform propagiert wird, sind die anderen Touris hier alles andere als offen und nett. Da nachts das Fenster nicht augemacht werden kann, ist es während des Schlafens erdrückend heiß und stickig. Beim Frühstück herrscht leeres Schweigen, außer zwischen den Leuten, die sich ja eh schon kennen. Naja, ich bleibe sowieso nur bis morgen...

    Um halb 10 beschloss ich dann gestärkt uns motiviert, mir ein wenig diese Millionenstadt anzusehen, ohne zu wissen, dass es in eine Wanderung der Extraklasse ausarten würde :)) Ich lief die Straßen Downtowns entlang, suchte mir einen Kaffee Togo und ging dann Richtung Hafen und Tourismus Center. Ohne unbeeindruckt oder verwöhnt klingen zu wollen, Vancouver Downtown sieht mehr oder weniger wie jede amerikanische Großstadt aus: Viele Shops, noch mehr Menschen und Pick-Ups, ellenlange verspiegelte Wolkenkratzer und zwischen durch immer wieder Gebäude, die dort so gar nicht hereinpassen wie Kirchen, Museen oder Theater. Angekommen am Hafengebäude wurde mir erst bewusst, wie schön Vancouver überhaupt gelegen ist. Am Hafen im Norden der Downtowninsel kann man bis "zur anderen Seite" schauen, auf der dann kolossale Berge und malerische Wälder liegen und zu der einige, riesige Brücken führen.

    Am Hafen gibt es unzählige informationstafeln und einige Stände für die Touristen, außerdem dockte zu der Zeit gerade ein sehr großes Kreuzfahrtschiff an. Als nächstes Laufziel stach mir gleich ein (dachte ich) nicht weit entfernter Park direkt am Wasser ins Auge. Gesagt, getan. Also lief ich am Wasser entlang, über den gesamten Yachthafen der Stadt, bis ich nach einer halben Stunde am Besucherzentrum des Stanleyparks ankam. Dieser liegt - wie sollte es auch anders sein - auch auf einer eigenen Insel und ist mit zwei großen Brücken mit den anderen Teilen Vancouvers verbunden. Obwohl es ja erst 11 Uhr am Mittag war, war es beträchlich voll mit Touristen und ich wurde durch die vielen Rentnergruppen vor mir regelrecht augebremst, denn ich hatte mir ein stattliches Ziel gesetzt: Statt 2,5 Stunden für die Umrundung des Parkes, wollte ich weniger Zeit brauchen. Für die Hälfte habe ich auch wirklich nur etwas mehr als eine Stunde - also doch wie prognostiziert^^

    Neben einem Riesengebiet an Wald, gab es auch strandähnliche Küstenabschnitte, an denen die Leute auch tatsächlich baden gingen. Überall gab es zudem auch Totempfähle oder einen Leuchtturm zu bestaunen. Viele pechschwarze Eichhörnchen kreuzten meinen Weg. Ich ging weiter und weiter, bis ich dann auch mal Hunger bekam und im südlichen Hafengebiet von Vacouver mir eine Portion Fish 'n' Chips genehmigte. Ich war also bereits um die halbe Insel gelaufen! Krass. Über eine gigantische Highwaybrücke kann man Vancouver nach Süden hin verlassen und auf die Touristeninsel Granville kommen und dabei mehrere hundert Meter auf den False Creek-Fluss blicken. Also doch genau das, was man braucht, wenn man eine Höhenangst hat und die Autos mit einem Affenzahn an dir vorberauschen...Shopping auf der Insel fiel dann für mich leider flach, es waren mir einfach viel zu viele Touristen dort.

    Danach beschloss ich, dass der Osten der Insel auch noch erkundet werden musste. Deswegen: Zurück auf der anderen Seite der Brücke und weiter an den östlichen Rand der Insel. Vorbei an Wohngebieten und wiedermals Strandpromenaden. Dort kam ich dann zum Footballstadium und zur Eishockeyarena und konnte auch noch das ausdrucksvolle Naturkundemuseum der Stadt von Weitem bestaunen. Schnell einen Kaffee beim allseits beliebten Starbucks gezippt und weiter ging die lustige Wanderung durch Chinatown, das lag praktisch auf dem Weg zurück :) Das war ausdrucksvoll und irgendwo auch echt bizarr, so Straßen voller chinesischer Läden und überall Drachenfiguen. Leider bog ich offensichtlich zu einem Zeitpunkt falsch ab und kam in ein Viertel, das einfach nur durch Armut geprägt war: Leute, die in Autos schliefen oder in "Hütten" aus Kartons und Zeutungspapier, gepaart mit bettelnden, schmuddeligen Seelen, denen alle Zähne fehlen.

    Als ich endlich wieder dem Elend geflohen war, suchte ich eine Sportsbar auf, in der ich eine super Pizza essen durfte. Krass, dass Kanada so fortschrittlich ist, aber gleichzeitig soviele Menschen hier ums blanke Überleben kämpfen müssen... Nach meinem Dinner und einem klaren Sieg der neuseeländischen Rugbymannschaft gegen Irland ging ich zurück ins Hostel und ließ den sportlichen Tag ganz gemütlich ausklingen :))
    Die Nostalgie der Olympischen Winterspiele von 2010 müssen wohl auf meine Beine übergesprungen sein. Laut Google Maps bin ich mehr als 25 km gelaufen^^
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  • Day 4

    Audienz bei der Queen

    August 18, 2017 in Canada ⋅ ⛅ 21 °C

    So ich bin's! Die letzten Tage waren wieder aufregend, also hab' ich noch etwas nachzuholen :)

    Nach meiner zweiten Nacht in Vancouver-Downtown wurde es Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. Und das nahm ich dieses Mal sehr wörtlich. Mit einem Bus, der dann mit einer Fähre 90 Minuten auf die vorgelagerte Vancouver Island übersetzte, fuhr ich mittags für einige Stunden nach Victoria. Dies ist nicht nur die Hauptstadt der 30.000 qkm großen Insel, sondern auch von ganz British Columbia, also der westlichsten Provinz Kanadas (dreimal so groß wie Deutschland) - und eins sei vorweggenommen, diesen Status in der Politik ist vielerorts echt spürbar. Am südwestlichsten Punkt in Kanada :)

    Wie so oft: Der Weg war bereits Teil des Zieles! Der direkte Weg vom Anleger im Süden von Vancouver (Twawwassen) zum Fähranleger Swartz Bay führt nunmal direkt zwischen den Kanalinseln, den Gulf Islands vorbei, was natürlich beim Vorbeifahren ordentlich was hermacht. Dazu der Fotobeweis:

    In Victoria war ich schon Mal ganz froh, dass die zentrale Bushaltestelle auch in der Nähe der Innenstadt ist, das ist ja auch nicht immer selbstverständlich :) Wieder einmal Hostel suchen... Ich habe schon im Voraus über das Internet gebucht und wusste wirklich nicht, was mich erwartet. Ich betrat also ein wir irre buntbemaltes Holzhaus wie aus einem Kinderbilderbuch und es begrüßte mich eine sehr betagte Chinesin, deren wirre Worte ich nicht wirklich zuordnen konnte. Ich verstand nur, dass sie 20 $ Kaution haben wolle, da es keine Schlüssel mehr gebe, und ob ich mein Bett alleine machen könnte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie vollgestopf und bunt zusammengewürfelt diese gesamte Unterkunft war! Überall Poster und chinesische Bücher, Sprüche, die wohl aufheitern sollen oder Klebesticker. Der stinkende, alte Mann schräg im anderen Bett war da auch nicht wirklich vierlversprechender!



    Ich erkundschaftete lieber diese Stadt, statt mich mit komischen Zimmergenossen oder merkwürdigen Alibi-Hoteliers herumzuschlagen ;) Downtown ist wirklich sehr schön und es gibt, wie gesagt, sehr viele Pracht- und Luxusbauten. Die Stadt ist auch tatsächlich nach der ehemaligen Queen Victoria benannt wurden und schien vor Touristen auch nur so zu wimmeln. Ich enteckte einen Waffelladen für mich, genehmigte mir eine Stilgerechte mit Ahornsirup und ging ins dortige Einkaufszetrum, welches einfach mal fünfstöckig war. Wieso denn auch nicht? ;) Nach einem Besuch in mehreren Geschäften, merkte ich, dass die Souvenirshops auch langsam aber sicher Feierabend machten. Zeit für mich, mich ums Dinner zu kümmern. Da ich in dieser Hostelküche aus mir völlig unbekannten Gründen auf gar keinen Fall etwas kochen wollte, beschloss ich zur Abwechslung doch mal essen zu gehen. Ich beschloss, dem Konzept "Chinatown" nochmal eine Chance zu geben und wurde auch echt nicht enttäuscht. Zwar ist dieser berühmte Stadtteil in Victoria der Älteste in ganz Kanada, aber bei langem nicht so groß wie der in Vancouver. Dennoch sehr viel schöner!

    Ich wollte ein Restaurant ohne die Reisemassen und wurde auch fündig in einem heruntergekommenen Enterblissement mit einem sehr verwirrten Oberkellner. Das Essen war wirklich nicht der Knaller, jedoch gaben sich alle sichtlich Mühe und als ich gerade essen war, kam eine Gruppe von 17 Chinesen herein, die alle wie wild drauflosredeten. Das verlieh der ganzen Chose doch glatt Authentizität. Glücklich und satt ging ich zurück in meine Lieblingsunterkünft und schaute noch etwas Netflix, denn das Internet ging einwandfrei^^



    Am nächsten Morgen wurde ich äußerst sanft von einem Mitbewohner geweckt, der wohl mehrmals noch betonen wollte, dass er jetzt um 8 Uhr das Hostel verlässt und dabei noch dies und das vergisst. Dann war es das erstmal mit Schlafen und ich stand einfach auf, machte mich fertig und suchte mir Frühstück :)
    Dann checkte ich aus und lief noch etwas die Hafenpromenade entlang. Ich hatte Glück: Es war der Tag des jährlichen Drachenbootrennens und ich konnte auch noch drei Einzelrennen vor der Lunchpause mitansehen. Im Amschluss daran fand ich per Zufall ein Street Food Festival im Hinterhof des Nationalmuseums. Ich aß noch einen äußerst leckeren Burrito und machte mich dann auf zum Busbahnhof zurück.
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  • Day 6

    Die 1000km-Etappe

    August 20, 2017 in Canada ⋅ ⛅ 23 °C

    Also nahm ich den Bus zurück von Victoria nach Vancouver. Wieder das schöne Spiel Bus-Fähre-Bus :) In der Theorie ja ganz einfach, aber Leute, die mich kennen, wissen, dass ich es nicht einfach mag. Ich habe das Rückticket aus Versehen auf den nächsten Samstag gelegt, also stand ich leider nicht auf der Liste vom Busfahrer und er war sich auch nicht sicher, ob er noch Plätze über hat.

    Deshalb musste ich tatsächlich bis zum Schluss warten, bis manche von der Liste nicht pünktlich kamen und erst dann durfte ich - mit Zähneknirschen des Fahrers - doch mitfahren und genoss die malerische Fährübersetzung gleich doppelt. Diese Euphorie war leider schnell wieder vorbei. Das Stichwort heißt Nachtfahrt. Meine zweite Fehlplanung an diesem Tag war leider, dass mein großer Rucksack noch im Hostel in Downtown war. Daher musste ich erst noch 30 Min quer durch die Stadt laufen und fahren, um dann eine halbe Stunde vor der Nachfahrt nach Edmonton um halb 7 auch mal einzuchecken.

    Dann ging's auch schon los. Ich hab vorher nicht besonders positive Meinungen über "Greyhound" gehört, das ist die erschwängliche Busfirma, um von A nach B zu kommen. Aber man sitzt wirklich etwas zusammengefercht in heruntergekommenen ausrangierten Bussen. Zwar gibt es WLan und Steckdosen, jedoch hat, im meinem Fall, das Klo gestunken, der Busfahrer alle bei jeder Haltestelle wieder und wieder aufgeweckt und einige Gestalten in diesem Bus möchte ich ungern alleine begegnen. Es waren auch offensichtlich nur 2 oder 3 andere Touristen in diesem Bus und mein Sitznachbar wechselte von einem Volltättowierten über einen sehr sehr übergewichten Mann bis zu einem Teenager-Mädchen.

    Die Rocky Mountains hätte ich zwar gerne im Hellen gesehen, aber ich werde in den kommenden Tagen wieder hierher kommen ;) So kam ich um kurz vor 12 mittags (eine Stunde wegen ZV verloren) in Edmonton an (Hauptstadt von Alberta, 1,3 Mio). Natürlich nicht auch ohne kleinere Hindernisse: Da die Busstation in Downtown wegen eines Marathons gesperrt war, musste unser Bus auf die andere Haltestelle ausweichen und nach einer Stunde Warten ging es weiter mit einem zweiten Transferbus, der uns in die Nähe der Innenstadt brachte. Dort fing es an zu regnen. Aber ich konnte mein Hotel dann gut erreichen. Nach drei Nächten Hotel und dieser Nachtfahrt dachte ich mir, zwei Nächte in einem Standardhotel wären doch eine gesunde Abwechslung.
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  • Day 7

    Wenigstens das Öl

    August 21, 2017 in Canada ⋅ ⛅ 21 °C

    Leute, wenn ihr die Wahl habt, fahrt nicht unbedingt nach Edmonton. Die Stadt ist zwar echt groß, hat aber überraschend wenig zu bieten. Normalerweise könnte man doch vemuten, dass das Stadtzentrum am schönsten ist oder zumindest etwas Einzigartiges hat. Aber nein. Man kann schon hier und da relativ schöne Bauten finden, wie die Brücke, die über den Saskatchewanfluss führt, oder das Provinzpalament in einem dekadenten Park. Doch im Grunde besteht diese Stadt nur aus einfachen Glas-Hochhäusern, Fast-Food-Ketten und wahnsinnig vielen Baustellen oder Baracken.

    Die Uni, die sich auf der anderen Flussseite befindet, ist riesengroß und mächtig herausgeputzt. Auch hat mit das gigantische Eisstadion gefallen, in dem sowohl die Eskimos als auch die

    eben die Oilers trainieren. Es dreht sich sowie vil ums Öl, ich glaube auch, dass Edmonton durch den Ölboom entstanden ist. Als ich am Sonntag hierher kam, war die Millionenstadt wie ausgestorben, vielleicht weil Sonntag war oder wegen des Marathons oder einfach wegen dem schlechtem Wetter. Heute, am Montag, war allerdings etwas mehr los: Zu den herumlungernden Obdachlosen, die dir was von Sünden-Büßen erzählen wollen gesellten sich auch Businessmenschen und auch Kinder.

    Nachdem ich Mittag bis Nachmittag meine Kreise durch die Innenstadt gezogen habe, gab es für mich leider nichts mehr zu sehen. Ich weiß gar nicht genau, was mich hier so stört, aber für mich ist sie leider überhaupt nicht vergleichbar mit dem wunderbaren Vancouver - und das nicht nur, weil es dort 10 Grad wärmer war :))
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  • Day 8

    Neues vom Hitchhiker

    August 22, 2017 in Canada ⋅ 24 °C

    Für mich galt also: Edmonton mal wieder verlassen und zwar auf direktem Wege ;) Mein Ziel waren die Nationalparks der Rocky Mountains, deren geniale Bilder man so oft in Naturdokus o.ä. sieht. Die Frage war nur noch, wie... Der Bus fährt einmal täglich von Mitternacht bis 5 Uhr morgens die 350 km bis zum Nationalpark. Der Zug jeweils von 6.30 Uhr bis 11.30 Uhr. Beides jetzt nicht die Traumreisezeiten, wenn man auch noch eine halbe Stunde von Bus- und Zugbahnhof in Edmonton wegwohnt. Die Tourbusse waren alle schon ausgebucht und ein Taxi hätte mich ja ein Vermögen gekostet. Daher buchte ich eine Tour durch eben diesen NP und einen anderen für den nächsten Tag und machte mich nach dem Frühstück auf, um wiedermal per Anhalter zu fahren. In den folgenden Stunden habe ich diese Entscheidung mehrmals verflucht und dieses Erlebnis möchte ich als Vierteiler erzählen, denn die Geschehnisse hätten so genauso gut auch in einem Blockbuster auftauchen können :)

    An dieser Stelle einmal Werbung in eigener Sache: Wer nochmal mein erstes Tramp-Abenteuer in Costa Rica nachlesen möchte hier der Link:

    http://latinoblog13.auslandsblog.de/2014/04/ (Eintrag 2. April)

    Teil 1

    Obwohl noch etwas Wind wehte, schien die heiße Mittagssonne gnadenlos auf mich herab. Ich war bereits rund sechs Kilometer quer durch Edmonton gelaufen, mit dem Ziel des Highways #16, der mich gen Westen in den Jasper National Park bringen sollte. Die Auffahrt von Downtown aus schien mir ganz praktisch zu sein, da 300 Meter weiter eine Einfahrt Platz zum Anhalten geben würde. Ich holte meinen Block heraus und schrieb in Grün JASPER drauf, so groß, wie es ging. Dann stellte ich meine beiden Rucksäcke gut sichtbar vor mir auf und begann, die Fahrer nacheinander anzulächeln. Wie konnte es nur soweit kommen? Irgendwie war schon auf der Busfahrt von Victoria der Wurm drin und Karma zog ihre Kreise während des ganzen Aufenthaltes im wundervollen Edmonton. Jetzt stand ich hier, wie ein Landstreicher und hoffte, dass irgendeiner dieser netten Vorbeifahrer anhalten würde. In Gedanken versunken passierte dies tatsächlich auch nach 15 Min des Wartens. Ich musste echt weit laufen, weil der Pick-Up erst so spät gehalten hatte. Ich musste auch noch kurz warten, bis der Fahrer, der um die 30 war, den Beifahrersitz von Pfandflaschen, Klamotten und Unrat befreit hatte. Ich öffnete die Tür und wunderte mich, wie so ein "Auto" überhaupt noch fahren konnte! Man konnte wie bei Galileo, die einzelnen Kabel von der Schaltung bis zum Lenkrad zurückverfolgen, die Beifahrertür hatte weder Öffner noch Verkleidung und das ganze Armaturenbrett bastand nur aus Styropor. Ich wollte mich ja dann anschnallen, wenn es nur einen Gurt gegeben hätte. In Deutschland hätte ein Schrottplatzbesitzer wahrscheinlich sogar die Verschrottung verweigert ..."Why don't you stand on the Highway?" war meine freundlich Begrüßung des Fahrers, der neben einem blauen Auge auch einige Beulen und eine Glatze hatte, überall tattöwiert war und dessen bleichen Ärmchen aus seinem dreckigen Achselshirt herausschauten. Nach kurzem Smalltalk während der ersten Kilometer, fragte er dann, ob ich ihm etwas Benzingeld geben könnte. Natürlich, er brauchte das Geld ja schließlich. Dann wurde es etwas dubios, als er mir unbedingt Drogen verhöckern wollte, ein wenig Gras und Pillen. Er glaubte mir nicht, dass ich keine brauchte und nach 20 Minuten, war er "zuhause", also sollte ich aussteigen. Er wiederholte sein charmantes Verkaufsangebot und ich gab ihm dann 30 $, damit er mich gehen lässt. Jetzt stand ich auf dieser Autobahnbrücke (Spruce Grove) und hörte meine fahrgelegenheit davonquietschen.

    Teil 2

    Ich hatte genug, ich konnte wirklich nicht mehr diese Indianermusik hören. Dafür waren die Boxen einfach zu laut. Nach einer guten halbe Stunde Wartezeit, hatte ich den grauen Pick-Up gar nicht über zwei Spuren einscherend an mich vorbeirauschen sehen. Ich hatte einfach weiter jeden einzelnen angelächelt. Der Pick-Up hatte dann gehupt, und ich war wirklich eingestiegen. Dann bekam ich von zwei Indianern, die sehr einsilbig waren, eine tragbare Box in die Hand gedrückt mit den genuschelten Worten "damit du mal gute, kanadische Musik zu Ohren bekommst". Während ich also diese Box hielt, die einen Kriegs- oder Friedensarie nach der anderen trällerte, rauchten der etwa 40-jährige Fahrer und ein Zwanzigjähriger auf dem Beifahrersitz Pfeife - und natürlich Friedenspfeife. Als die eintönige Landschaft so an mir vorbeizog, fragte ich mich ernsthaft, ob es so schlau war, einfach naiv zu irgendwelchen Fremden ins Auto zu steigen und ob ich die ganzen Kilometer noch schaffen könnte. Ich hatte ja bereits ein gebuchtes Hotelzimmer und da Jasper um diese Zeit echt ausgebucht ist, auch ein recht Teures. Stornieren war nicht möglich. Ich erinnterte mcih autoomatisch, an das letzte Mal, als ich per Anhalte gefahren war, damals in Costa Rica, als kein Bus mehr fuhr und ich nach 15 km nicht mehr weiter laufen konnte. Dasselbe ungewisse Gefühl und denselben Respekt davo, ob dich überhaupt nochmal jemand mitnehmen wird. Die Musik verstummte, der Fahrer sagte, wir wären jetzt da, in Wabamun. Er zwang sich zu einem Lächeln und wünschte mir noch "Good luck", bevor er um die Ecke bog. ich war fast schon begeistert, dann auf der anderen Straßenseite eine Tankstelle zu sehen. ich war inzwischen echt durstig.

    Teil 3

    Wie kann man nur seine eigene Frau und Kinder schlagen? Ich musste mich immer und immer wieder diese Frage stellen, weil meine nächste Fahrerin mich genau das auch immer und immer wieder fragte. Sie war gerade - und zwar wirklich genau auf der Fahrt - auf er Flucht vor ihrem Mann, der trinkt und sie schlägt. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal scheiden lasse." Ich wusste leider nicht so recht, wie ich reagieren sollte und hörte ihr nur aufmerksam zu, es tat ihr sichtlich gut, mit jemandem zu reden. Ich saß also im Auto mit einer psychisch-unstabilen auf der Flucht. Ihr tat es echt leid, dass sie mich nur gute 40 Minuten mitnehmen konnte, der nächste Stop war nämlich hier in Wildwood, am Arbeitsplatz des ältesten Sohnes. ich hatte dann aber tatsächlich Verständnis für ihre Situation und war megadankbar, dass mich überhaupt jemand nach 3 Stunden am Highway mitgenommen hatte. Es war inziwschen halb 6, also die Zeit, zu der ich am Zielort sein wollte. Sie hielt an, kaufte sich und mir Wasser - ich wollte zwar keins, aber das juckte sie wohl scheinbar wenig - und entschuldigte sich dann nochmal für die Unordnung. Bevor sie das Wasser holte, nahm sie ihr Portemonnaie, ihre Zigaretten und ihr Handy und sagte ganz trocken: "Ich vertraue dir zwar, aber ich vertraue dir nicht." Meine Recherche im Vorfeld war doch so vielversprechend ausgefallen: "In Kanada als Mutterland der Highways zu Trampen ist kinderleicht, unkompliziert und macht sehr viel Spaß." Dies wurde sogar auf sehr vielen Internetseiten bestätigt. Nur eben scheinbar nicht bei mir. ich musste mich ja fast mehr um meine fahrerin kümmern als sie sich um mich. Man sah förmlich, dass sie in kurzer Zeit ihre wichtigsten Sachen ins Auto geschmissen hat und einfacht los ist. Ih fühlte mich echt schlecht, ich kam mir wie noch ein zusätzlicher Balast vor, aber sie meinte nur, sie hätte ja nicht anhalten müssen, sie fände es toll, wenn junge Menschen genau so reisen und einfach das Leben genießen. In kürzester Zeit kannte ich ihre Lebensgeschichte und hätte durchaus eine Biographie schreiben können, Zeit dafür hätte ich auch noch gehabt...

    Teil 4

    Jetzt wurde es dunkel. Der Elektrotechniker Joe erzählte mir die xte seiner Frauengeschichten, dabei war er nicht mal besonders ansprechend: Er war stark übergewichtig, behaart und hatte nicht mehr viel Haar unter seiner kaputten Cap, nur seine große Hornbrille schien neu zu sein. Ich durfte bereits Natalia aus Russland, Mary-Anne aus Kananda, Sara aus Dubai und seine Ehefrau aus Kasachstan per WhatsApp-Bilder kennenlernen. Dann erzählte er mir von Maria, zu der er jetzt hinfährt und ein paar "schöne Tage" verbingt, wie er sagte. Ich war überaus froh, dass er nach guten zwei Stunden nach der Fahrt mit der Ex-Ehefrau angehalten hatte, und mich fragte, wieso ich so spät noch unterwegs sei. Er bot mir ein gekültes Bier an und machte sich ebenfalls eins auf, dann sprach er mich auf meinen Sonnenbrand an, von dem ich bis dato nichts ahnte. Danach berichtete ich von meinen bisherigen Anhaltererlebnissen an diesem Tag und er lachte ganz dreckig. Mit den Worten "Wir Kanadier sind schon alle ein wenig verrückt" machte er sich einen kanadischen Whisky auf und spülte mit Diet-Pepsi hinterher. Ich hatte so keine Lust mir, dass mich das ehrlicherweise auch nicht weiter störte. "Ich habe eine Regel: Don't drink pure alcohol and drive! Wenn man es mischt, dann geht's!" Achso, das machte natürlich Sinn und war meines Wissens auch mit dem kanadischen Gesetz vereinbar.
    Wir kamen in der Kleinstadt Edson an, was etwa zwei Drittel meiner Strecke entsprach. Er würde ab morgen dort auch arbeiten. Daher fuhren wir zu eingezäunten Garagen und er zeigte mir irgendwelche elektronischen und maschinellen Gerätschaften, von denen ich auf Deutsch schon nichts verstehe. Ich fragte, ob ich gehen solle, aber Joe bestand darauf, mich wenigstens noch an das andere Ende der Stadt zu bringen und dort an der Tankstelle die Trucker zu fragen, ob nicht irgendwer von ihnen noch nach Jasper fahren muss. Leider sagten alle Nein und Joe ließ mich dort stehen, um zu Maria zu fahren. Die Nacht brach herein und ich zählte von da an die Autos und Trucks, die während der nächsten anderthalb Stunden an mir vorbeifuhren: 87 plus zwei Motorräder. Dann war es 22 Uhr und die Tankstelle machte zu. Auf mein neues Schild schrieb ich "Need Company?" Scheinbar brauchten die Kanadier so spät mehr keine Begleitung.

    Fortsetzung folgt...
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  • Day 8

    Welcome to the Middle of Nowhere!

    August 22, 2017 in Canada ⋅ ☀️ 25 °C

    Genau, nach meinem missglückten Hitchhikingabenteuer stand ich da nun am Highway und versuchte noch eine weitere Stunde, jemanden zum Anhalten zu bringen, schließlich wollte ich ja immernoch nach Jasper, oder zumindest aus Edson wieder heraus.

    Ich muss nämlich meine Aussage von vor einigen Tagen korrigieren: Edmonton ist gar nicht so schlimm, wenn man erst Edson kennt. Das liegt mitten in der Pampa und dort wohnen nur ein paar hundert Menschen, die meisten von ihnen im Bergbau oder in der Ölproduktion tätig.

    Ich ging in nächstgelegene Motel und dort fragte ich die entzückende Gloria - aus Asien offenbar -, ob sie mir ein Taxi bestellen könne. Sie war dermaßen motiviert auf ihre kommende Nachtschicht, dass die mir einfach stumm den Telefonhörer gab und einen Zettel mit der gekritzelten Nummer des Taxiunternehmens. Die Person am telefon sagte mir, ich müsste für die etwa 80 Minuten Fahrt, die mir bis zum Nationalpark noch fehlten, 250 $ (rund 200 €) bezahlen. Darum war diese Option schon Mal raus. Gloria meinte dann nur noch "Es gibt auch Bus!" Dann durfte ich den Computer in der Lobby benutzen, meine Recherche anzustellen. Natürlich war die Bushaltestelle wieder auf der anderen Seite der Stadt und der Bus sollte erst über vier Stunden später kommen, also um 3.50 Uhr. Der Wahnsinn, denn das war genau der Bus, den ich einfach auch etwa 11 Stunden nach Beginn des Hitchhikens in Edmonton hätte nehmen können...

    Gloria verabschiedete mich genauso charmant, wie sie mich auch begrüßt hatte und ich ging wieder auf die Straße. Glücklicherweise nahm mich dann ein Taxifahrer, der zufällig da stand, noch mit zur Bushaltestelle, denn er musste eh nach Hause - und das umsonst! Also merke: Wenn du nicht per Anhalter fahren willst, dann klappt's :))

    Die Busstation war in einer Hotelrezeption untergebracht und ein sehr sehr netter indischer Mitbürger verkaufte mir mein langersehntes Ticket. Allerdings war die zum Hotel gehörende Bar auch ein Spielkasino und bestimmt das Einzige weit und breit, weshalb es auch allerhand Nachteulen und verwirrte Seelen anzog. Da war zum Beispiel ein sehr besoffener Mann aus Quebéc, der mir nicht glauben wollte, dass ich wirklich die Band Scorpions kenne. Dann war da ein älterer Herr, der immer zwischen den Spielautomaten und seinem Zimmer hin- und herpendelte und der plötzlich eine Weihnachtsmannpyjamahose anhatte und mich fragte, ob ich denn die ganze Nacht noch dort sitzen würde, weil er Angst vor mir hat. Eine andere Wundergestalt ging nacheinander mit zwei Männern auf ihr Zimmer und kam immer zersauster und besoffener wieder heraus. Auf die Aufforderung von der Rezeption, dass fremde Leute nicht auf die Zimmer dürften, erwiederte sie nur den Mittelfinger. Ansonsten gab es natürlich noch andere Jugendlich und Trucker, aber ich möchte das hier nicht unnötig hinauszögern ;) Ich ging zur Tankstelle, da ich ja noch nichts wirklich gegessen hatte.

    Der Bus kam...nur eine halbe Stunde zu spät. Aber das war mir egal, endlich zwei Stunden Schlaf :))
    Allerdings musste ich dann in Jasper wieder raus und fand mich um halb 6 am Bahnhof des Nationalparks wieder. Um 8 Uhr hatte ich bereits vor ein paar Tagen eine Tour gebucht, darum musste ich nur noch das Hotel finden, von wo aus ich abgeholt werden sollte und wo ich ja normalerweise auch schlafen wollte...Aber eben nur normalerweise :)
    Ich saß dann ab Viertel vor 8 vor dem besagten Hotel und wartete auf den Tourbus, der ganze Tag lag ja noch vor mir und schlimmer als der davor konnte er ja gar nicht werden.

    Memo an mich: Erstmal nicht so schnell wieder Trampen.
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  • Day 9

    Der Rockies Blues

    August 23, 2017 in Canada ⋅ 26 °C

    Dann startete wie geplant die Tour durch die Nationalparks der Rocky Mountains. Ich muss leider wirklich sagen, dass mir Jasper so als Stadt auch wirklich zugesagt hätte, zwar alles sehr touristisch und überfüllt alles, aber während langsam die Sonne aufging, strahlten die herumliegenden Berge in einer irren Mischung aus Orange-Rosa. Ziemlich schnell würde ich aus meinem Schwärmen wieder in den Boden der Tatsachen katapultiert.

    Ich bin ja leider wirklich bekennender "Touren"-Hasser, also geführte und beguidede Touren, die meist von Rentnern in Anspruch genommen werden. Im Folgenden werde ich jetzt alle Ereignisse des Tages ganz nüchtern erzählen und jede Stelle, die mir dabei nicht do zugesagt haben, werde ich mit einem (*) versehen; ihr dürft dann raten, was ich meine.

    ABER: Die Natur war supermegaschön!

    Wir mussten ins Visitor Center, um uns dort unser Lunchpaket für den Tag abzuholen. Immerhin hatte man eine Auswahl an Sandwiches oder Salat, verschiedenes Obst und verschiedene Chipssorten. Da unserer Reisegruppe aus etwa acht Rentnerpaaren, einem Muttersöhnchen – Mutter-Gespann, einer Mutter-Tochter und neben mir noch zwei Alleinreisenden bestand, hat es leider tatsächlich echt gedauert, bis die Herrschaften gerafft haben, was sie nehmen dürfen und vor allem, wieviel (*). Dann hatten wir genau (*) 10 Min Pinkelpause und wenn wir nicht pinkeln mussten, sollten wir uns die Mitbringsel in dem Souvenirshop ansehen (*). Ich hätte mir zwar gerne die Wasserfälle angesehen, die zehn Gehminuten entfernt lagen (*), aber dafür war keine Zeit.

    Wir sind direkt weiter an die Gletscherstation des Nationalparks, wo unser Guide noch unsere Tickets holen musste. Also hatten wir dort wieder 30 Minuten Leerlauf (*) mit mindestens 500 anderen Touristen (*), 80 % davon Asiaten ? Dann bekamen wir die Tickets und mussten nur noch auf Busse warten, die uns dann zum Fuße des Gletschers fuhren. Leider war der Großteil der Leute bei uns Koreaner, so waren die ganzen Informationen auf Koreanisch, ohne Untertitel oder Übersetzung (*). Dann mussten wir alle raus und fuhren mit so einer Art Schneemobil weiter, direkt über den Gletscher. Das war atemberaubend!!! Dann kamen wir zu einem abgesperrten Bereich und zusammen mit 100 anderen Touristen (*) durften wir direkt auf dem Athabasca-Gletscher spazieren. Einfach toll! Dazu hatten wir genau 15 Min Zeit (*) und wir mussten unbedingt dasselbe Fahrzeug wieder zurücknehmen wie hin (*). Zurück an der Bergstation stiegen wir gleich wieder in einen anderen Bus, der uns nach 5 Min zum Glacier Skywalk brachte. Keine Chance zwischendurch was trinken oder zur Toilette zu gehen (*). Der Skywalk war auch wieder ultranice, denn man läuft über Glasplatten und schaut dabei rund zwei Kilometer in die Schlucht. Naja, leider war es wieder echt voll (*), sodass man nie alleine Fotos machen konnte (*). Hier gab es keine zeitliche Begrenzung, aber unser Guide hat uns eine Treffpunktzeit vorgeschrieben (*), die ich nur gerade so geschafft habe. Er hat leider eh viel gestresst und uns wenig entscheiden lassen (*).

    Klar, wir mussten auch unser Pensum schaffen und auf Überstunden hätte ich auch keine Lust, aber bei den meisten Attraktionen haben wir – wenn überhaupt – nur kurz gehalten (*). Da er den Banff-Nationalpark auch nicht so schön wie den Jasper-Nationalpark. Darum haben wir dort gar nicht mehr gestoppt und haben uns nur den Lake Bow und den Lake Louse angesehen (*). Der war mein absolutes Highlight! Vielleicht auch, weil es dort nicht ganz so voll war ? Dave hat immer wieder versucht, mit echt schlechten Witzen die Meute bei Laune zu halten (*), aber die Herrschaften waren einfach zu alt und konnten sich teilweise auch nicht mal richtig begeistern, auszusteigen (*!). Richtig Stimmung kam nur auf, als Evelyn ihre Kaffee verschüttete oder Margaret sich ihre Zehe gestoßen hat…

    Ich war froh, die genialsten Landschaften der Rocky Mountains gesehen und dann diese komischen Menschen losgeworden zu sein, als ich um 18 Uhr an meinem Hostel in Banff als Drittletzter abgesetzt wurde!
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  • Day 10

    Oscar, der Wiedergänger

    August 24, 2017 in Canada ⋅ 18 °C

    Da es ja erst 18 Uhr war und ich wahrscheinlich durch die Übermüdung zusammen mit dem Staunen des Tages in einer Art Adrenalin-Tatendrang war, spazierte ich die 20 Minuten Weg vom Hostel bis in die Innenstadt und es war mega! Banff hat Ähnlichkeit mit einem wunderschönen Bergdorf in den Alpen, aber trotzdem wirkte alles wegen dem bevorstehendem Sonnenuntergang nochmals schöner! Angekommen an der Hauptflaniermeile, war ich verwundert, welche Menschenmassen sich dort überall tummelte. Klar, dass fast alle Unterkünfte ausgebucht sind und dass man lange wegen eines freien Tisches in einem der unzähligen Restaurants suchen muss…

    Es reihen sich dort Souvenirshops an Restaurants, Hotels an Bars und hin und wieder auch an Outdoorläden wie Jack Wolfskin oder Quechua. Ich lief die Straße einmal komplett entlang und fand schließlich einen Saloon, in dem das Licht sehr gedimmt war und in dem ich mich an die Bar setzen sollte, damit „ich mich nicht alleine langweile“. Auf einmal kam ein Mann auf die dunkle Bühne und spielte einen Westernsong nach dem nächsten auf seiner Countrygitarre. Ich aß in der Zwischenzeit meinen Bisonburger – das schmeckt eigentlich wie Bison – und trank ein kleines Bier – naja, das schmeckt dort eher bescheiden. Dann ging der Sänger von der Bühne und eine Rockband baute ihre Instrumente auf. Sie sahen etwas aus wie die BossHoss, nur viel natürlicher und noch lässiger ? Dann schmetterten sie ein Johnny Cash Song nach dem anderen heraus und die Leute hatten sichtlich Spaß alle. Zwei Paare tanzten sogar richtig gut Square Dance! Gegen halb 12 dachte ich mir, es wäre vielleicht auch mal gut, wieder zurückzulaufen.

    Die Natur hingegen ist sagenhaft! Kein Wunder, dass hier, in Kanadas ältestem Nationalpark, sehr viele Filme gedreht wurden, unter anderem „The Revenant“, für den Leonardo di Caprio schließlich doch seinen Oscar bekommen hat. Innerhalb des Parkes schon gibt es viele verschiedene Landschaften, in einem Moment sieht man Mischwälder, im nächsten gewaltige Rasenflächen und stets die riesigen Rocky Mountains, die über die Baumgrenze hinausragen und teilweise auch mir Schnee bedeckt sind.

    Den nächsten Tag bin ich dann erstmal wieder ruhiger angegangen... Also bis halb 11 ausgeschlafen, und erstmal einen wunderbaren Frühstücksburrito in dem Restaurant, welches zum Hostel mit dazugehört. Da es noch relativ doll bewölkt war, habe ich den Kontakt nach Hause gepflegt und bin dann kurz nach Mittag losmaschiert, obwohl es immer mehr nach einem Regenschauer aussah. Banff ist eigentlich relativ klein und unscheinbar, aber sehr in die Länge gezogen. Außerdem – wie schon erwähnt – äußerst touristisch, was ich ja immer nicht ganz so prickelnd finde. Ich startete meinen Walk mit einem genialen Frozen Yoghurt und lief wieder aus der Stadt heraus, Richtung Wasserfälle, den Bow Waterfalls, die nur etwa 20 Min von der Stadt wegliegen und an denen es vor Touristengruppen natürlich wieder einmal nur so wimmelte… Ich glaub da muss ich mich dran gewöhnen. Die Wassserfälle waren jetzt nicht ultraspektakulär, jedoch relativ schnell dafür, dass sie nicht so hoch waren. Die Fälle enden dann in einem See, der wieder eindeutiges Postkartenpotenzial hatte.

    Danach merkte ich, dass das Wetter immer schlimmer wurde, wollte mich aber dadurch nicht beunruhigen lassen und lief dann mit Schirm in Südrichtung. Selbstverständlich habe ich unbewusst auch wieder den stündlichen Bus verpasst, weshalb ich die 3 km Berg hinaufgelaufen bin, schließlich fahren ja auch fast alle zum Wandern nach Banff. Im strömenden Regen kam ich an einer Gondelbahn an, die – wer konnte es ahnen – proppenvoll war. Ich war leider zu geizig 65 $ (fast 50 €) jeweils für eine Viertelstunde Sessellift- oder Gondelbahnfahrt auszugeben. Die Aussicht war auch so schon atemberaubend, denn ich war in etwa auf Höhe der Baumspitzen im Tal. Mit einem Starbuckskaffee bewaffnet schaute ich mir auch noch die angrenzende, zweite Attraktion an: Die heißen Quellen. Dort kann man tatsächlich für 25 $ mit rund 80 anderen Gästen in einem freibadähnlichen Schwimmbecken planschen. Gut, dass ich keine Badehose dabeihatte und wieder mal zu geizig war^^ Durch den Regen waren die Botanischen Gärten und die gesperrte Höhle sowieso kategorisch raus.

    Zurück nahm ich dann wirklich den Bus nach Banff, und unten im Tal schlenderte ich noch ein wenig durch die Souvenirläden und Stände. Dann ließ ich den Abend mit einer viel zu großen Pizza ausklingen. Ich dachte, ich könnte Medium schon schaffen, aber in Amerika sind die Größenverhältnisse eben etwas anders XD
    Nachdem es aufgehört hatte zu regnen, lief ich wiederum zum Hostel zurück und relaxte noch ein bisschen, denn ich hatte am nächsten Tag wieder viel vor.
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