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  • Day 34

    Unwetter in Dahab

    March 13, 2020 in Egypt ⋅ 🌬 18 °C

    Als wir weiterziehen wollen, gibt es für die nächsten zwei Tage eine Unwetterwarnung. Also bleiben wir lieber noch. Wir verfolgen aus der Ferne die Corona-Entwicklungen in der Welt und Heimat und fragen uns nach etwas Regen am ersten Tag, ob das Unwetter wirklich so heftig ist, dass hier an beiden Tagen vorsorglich die Schulen geschlossen bleiben. Wahrscheinlich würden sich andersrum die Leute hier auch fragen, ob es wirklich sein kann, dass es bei uns bei 27 Grad hitzefrei gibt.
    Linda nutzt den Tag für einen Friseurbesuch. Es sind kaum Leute unterwegs, so kostet es heute nur ein Drittel des sonst erfragten Preises und wird ein interessantes Erlebnis. Die vom Meerwasser verklebten Haare werden erstmal reichlich mit Kokosöl eingeschmiert, gekämmt, hingebungsvoll massiert und dann - also weder trocken noch nass, sondern geölt - geschnitten. Als ich nachfrage, wie die ägyptischen Frauen das eigentlich mit dem Friseurbesuch machen und mir nicht vorstellen kann, dass sie einfach ihr Kopftuch ablegen und der Friseur und alle anderen ihre Haare sehen können, zückt der Friseur freudig missverstehend einen Zwirnsfaden und legt mit raffinierter Halte- und Verzwirbelungstechnik los, mir ungeahnte Haare im Gesicht zu entfernen. So machen das die ägyptischen Frauen alle, erklärt er mir und ich frage nicht mehr weiter. Nach dem ausführlichen Prozedere soll nun gewaschen werden und ich dafür meinen Kopf über das winzige Waschbecken in der Ecke des kleinen Ladens halten, das wohl schon einiges mitgemacht hat, und der Friseur gießt mir eine große Mineralwasserflasche darüber. Immerwieder zeigt sich: es geht so oft auch einfach anders.

    Schon am Abend gibt es den ersten andauernden Stromausfall und macht deutlich, dass die Elektroinstallationen (genauso wie die meisten Gebäude und Läden) nicht für Regen ausgelegt sind. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass es wohl seit 27 Jahren kein solches Unwetter in Dahab gegeben hat und ganz Ägypten von Überschwemmungen betroffen ist. Auf unserem Spaziergang sehen wir dann auch viel Wasser auf der Straße, das abgepumpt wird, da es keinen Ablauf gibt und leider auch viele zuerstörte Restaurantterrassen am Meer. Viele Läden haben geschlossen und es gibt weitere Strom- und dadurch auch Wasserausfälle. Wir hangeln uns gut durch und beschließen am nächsten Tag nun weiter zu ziehen.
    Am Abend jedoch gehen wir noch zum Schneider, der zack zack die Löcher in Almas Jacke vernäht und ehe wir uns versehen noch einen Bärenaufnäher aufbringt. Alma findet ihn zum Glück ganz gut.
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