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  • Day 19

    Transsibirische Eisenbahn

    September 5, 2019 in Russia ⋅ ☁️ 11 °C

    Die transsibirische Eisenbahn ist wahrscheinlich ein Once in a Lifetime-Ding.

    Es ist nicht so, dass es nicht schön ist mit dem Zug durch die russische Natur zu fahren. Vor allem, je weiter wir nach Osten reisen, desto sonniger, hügeliger und grüner wird es.
    Die Mitreisenden sind größtenteils Einhemische und durchweg freundlich. Sie teilen großzügig ihre üppige Verpflegung, wir sind quasi Verbündete auf dem langen Weg von West nach Ost.

    Darüber hinaus ist der durchschnittliche russische Bahnreisende deutlich besser ausgerüstet als wir. Kaum jemand ist in diesem Zug unterwegs ohne Hausschuhe, kleine Tischdeckchen, Geschirr, Besteck, Feuchttücher, einer Trainingshose und jeder Menge Proviant. Wir sehen überall gekochte Eier, Tomaten und Gurken aus dem eigenen Anbau, Instantnudeln, Sandwiches, Kaffee, Tee... Wer weiß ob man nicht irgendwo in einen Hinterhalt des Schicksals gerät, abgeschnitten von der Außenwelt ausharren und tagelang auf seine Retter warten muss.

    Die Wagons sind ordentlich und sauber, eine Schaffnerin pro Wagon kümmert sich um alle Angelegenheiten und dient als Ansprechpartner. Leider nur auf russisch, aber Google Translate hilft unglaublich gut weiter.

    Aber vor allem ist die Strecke der transsibirischen Eisenbahn eins: lang und eintönig.

    Wir haben die Strecke von Moskau nach Irkutsk im östlichen Sibirien (insgesamt gute 5200 km) in 2 Teilabschnitte unterteilt.
    Der erste Teil von Moskau nach Ekatharienburg dauerte ca. 30h und war noch recht aufregend. Unser offener Schlafwagen war ausgebucht und überall lagen Menschen, standen Schuhe und Gepäck. Die Nacht in den viel zu kurzen Betten war ruhig, bis auf das Schaukeln des gesamten Wagons.

    Die zweiten Etappe nach Irkutsk dauerte ca. 53 h, 3 Nächte und zwei komplette Tage. Die perfekte Entschleunigung, ein Zwang zum Nichtstun, zum Lesen, zum Musikhören, zum Aus dem Fenster sehen, zum Langweilen.

    Es ist unfassbar, wie groß dieses Land ist. Wie viele Bäume links und rechts der Strecke stehen, wie viel unberührte Natur zu sehen ist.

    Aber die Sehnsucht nach einer warmen Dusche, einem großes Bett und nach der Möglichkeit sich zu bewegen, durch einen Ort oder auf einen Berg zu wandern, wird unterwegs mit jeder Stunde größer.

    Nach über 80 Stunden Bahnfahrt freuen wir uns deshalb unglaublich, unseren Zielort Irkutsk nah am Baikalsee erreicht zu haben und in unseren Unterkunft frisch geduscht einen Kaffee zu trinken...
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