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  • Day 202

    Perth/Fremantle/Rottnest Island

    March 6, 2020 in Australia ⋅ ⛅ 21 °C

    Nach unserer Ankunft in Perth verbringen wir knapp eine Woche in einer kleinen Wohnung in südlichen Stadtteil Fremantle, genießen die Freiheit selber einkaufen und kochen zu können und nicht immer direkt als Tourist/Europäer erkannt und behandelt zu werden. Wir nutzen die mitgemieteten Räder und fahren zum Strand, in die Parks und die Innenstadt und fühlen uns vom ersten Moment an wohl und willkommen. Die Australier sind durchweg freundlich und herzlich, grüßen uns auf der Straße, plaudern beim Einkaufen und helfen gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Dazu haben wir das Gefühl, dass jeder (wirklich jeder) seinen Job unglaublich gerne und mit einem Enthusiasmus ausübt, den man in Deutschland nur äußerst selten beobachten kann.
    Woran das liegt? Am Mindestlohn von umgerechnet fast 15 Euro? Vielleicht ein Baustein, aber sicher nicht der einzige. Wir haben zwar das Gefühl, dass das durchschnittliche Lebensniveau deutlich höher ist als in Deutschland, hier nahezu jeder ein freistehendes Einfamilienhaus bewohnt (Platz ist wirklich das geringste Problem), mindestens zwei Autos fährt und ein eigenes Boot besitzt. Aber darüber hinaus lässt sich in der Gesellschaft ein Gemeinschaftsgefühl erkennen, das wir aus Europa in dem Ausmaß nicht gewohnt sind. Während wir aus Deutschland eher mit dem Gefühl einer aufgeheizten Stimmung, einer äußerst heterogenen Gesellschaft und der kollektiven Rudelbildung aufgebrochen sind, scheinen die (western) Australier gesellschaftlich eher an einem Strang zu ziehen und durch einen (gutbezahlten) Job bringt sich jeder gerne in die Gemeinschaft ein. Ungewohnt, aber definitiv beneidenswert.

    Während der ersten Woche unternehmen wir eine grandiose Nachtführung im Gefängnis Fremantle, die eher einem Theaterstück gleicht als einer normalen Führung hinter die Kulissen (inklusive Besuch der Einzelhaftzellen, des Gefängnishofs der unterschiedlichen Sicherheitsstufen, Überraschungsbesuch eines Flüchtigen und Auspeitschen am Kreuz), besuchen das kostenlose Batavia-Museum in dem die Geschichten vor der Küste Westaustraliens versunkener europäischer Segler eindrucksvoll dargestellt werden und einen Ausflug auf die vorgelagerte Rottnest Island.
    Auch dort leihen wir uns Fahrräder und verbringen einen Tag damit die Insel zu umrunden, im weißen Sand am Strand oder auf den Klippen zu sitzen, zu schnorcheln und Selfies mit den putzigen tierischen Bewohnern der Insel aufzunehmen.
    Seit Roger Federer vor ein paar Jahren ein Selfie mit einem Quokka teilte (einer hüpfenden Mischung aus Ratte und Känguruh die es nur hier und noch an einem anderen Ort in Western Australia gibt), sieht man überall Touristen in allen denkbaren Positionen unter Bäumen sitzend oder in Büschen kriechend versuchen ein Foto mit dem drolligen Tier aufzunehmen, das von schräg vorne aussieht als würde es dauerhaft grinsen und immer gut drauf sein. Herrlich.
    Da die ersten europäischen Siedler diese possierlichen Tierchen für überdimensionierte Ratten hielten, gaben sie der Insel den wenig schmeichellhaften Namen Rottnest Island, übersetzt Rattennest Insel.

    Nach einer wunderbar erholsamen Woche in Fremantle, die uns eher wie Urlaub vorkam mieten wir uns schließlich einen Campervan und machen uns auf die Westküste Australiens zu erkunden. Unser Ziel ist Darwin weit im Norden, doch durch die Corona-Einschränkungen werden wir es nicht bis dorthin schaffen und müssen den Camper schließlich nach knapp 4 Wochen und guten 7000 km wieder in Perth zurückgeben.
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