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  • Day 4

    Lost in Paradise - Fort Laauterdale

    October 12, 2011 in the United States ⋅ ⛅ 29 °C

    Mittwoch, 12.10.2011 - Miami Beach - Fort Lauterdale

    Nachdem wir unser Auto vor zwei Tagen, mit einem leicht mulmigen Gefühl, von einem Mann, der sich als Angestellter unseres Hotels ausgab, haben irgendwo in der Gegend parken lassen, baten wir heute an der Hotelrezeption darum, dass es uns zurückgebracht wird. Dabei stellte sich heraus, dass die Amis gar nicht so verrucht sind, wie einem stets Glauben gemacht werden soll. Wir bekamen unser Auto nämlich unversehrt und ohne Lösegeldforderung wieder ausgehändigt. 

    Der Tacho stand auf 17005 Meilen. Nun, dann wollen wir ihm ab sofort noch ein paar mehr verschaffen. 

    Karsten hatte das Navi gestern Abend noch fit gemacht, nicht, dass wir wieder in irgendwelchen windigen Gegenden landen. ...obwohl... Wir sind hier in Florida, da stürmt es ja regelmäßig ziemlich heftig...

    Über die A1A fuhren wir Richtung Norden. (Verkehrszeichen der A1A hier einfügen) Wir wählten die A1A, weil es die Straße ist, welche am nächsten am Ozean entlang führt. Zwar hatte das Navi andere Pläne mit uns, doch wir setzten uns durch. 

    Vorbei an riesigen Hotels mit gelegentlichen Blicken auf den Ozean ging es im dichten, aber dennoch stets zügigen Verkehr vorwärts in Richtung Norden. 
    Ich finde es lustig, dass die Ampeln hier in Miami Beach quer hängen und nicht wie sonst gewohnt senkrecht. Bild einfügen aus Ordner 2

    Unsere Fahrt führte uns durch so wohl klingende Orte wie Sunny Isles Beach und Golden Beach. 

    Schließlich, nach nur 15 Meilen, erreichten wir Hollywood. Stars und Sternchen sucht man hier allerdings vergebens. Zumindest in der Gegend um die A1A. Die flachen Häuser in dieser Gegend schienen bereits recht in die Jahre gekommenen zu sein. Am Straßenrand reihten sich ein paar schäbig anmutende Shops. 

    Veranlassung zum Anhalten hatten wir hier noch nicht. 

    In Hollywood Beach allerdings entschieden wir uns dafür, ein paar Schritte vor an den Strand zu gehen. Er war sehr sauber, weiß und breit. Im türkisen, warmen Ozean planschten kaum Badegäste. Gern wären wir hier in die Wellen eingetaucht. Doch haben wir uns das verkniffen, da wir für heute andere Pläne hatten. 

    Als wir vom Strand zurück zum Auto gehen wollten, begegneten wir einem älteren Herren, welcher sich als im Jahr 1966 ausgewanderter Ungar herausstellte. Er stand dort unter der Stranddusche und shampoonierte gerade seine Haare. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, mit uns einen kurzen, netten Plausch mit zu beginnen. So sind sie, die Floridianer - easy living!

    Kurz darauf setzten wir unsere Fahrt fort. Zum Leidwesen unserer NAVI – Dame blieben wir unserer A1A treu. Irgendwann war damit allerdings Schluss. Ein Stück nördlich von Hollywood North Beach Park nämlich zog unsere Straße eine Kehrtwende und führte zurück nach Süden. Kurz dachte ich: „Hätten wir doch auf das Navi hören sollen?“ Doch nein, es zeigte sich, dass hier die Insel Miami Beach zu Ende war und wir über eine Schleife auf der A1A von dieser herunter geführt wurden. Die Brücke, über welche wir Miami Beach nun endgültig verlassen würden, wurde heruntergeklappt, und weiter ging unsere Fahrt.

    Bereits vor einigen Meilen fiel uns auf, dass die Grasflächen, welche die Straßen säumten überall mit großen Pfützen befleckt waren. Unbestritten sind wir hier in einem sumpfigen Gebiet. 

    Bild einfügen aus Ordner 2, wo Pic-up durch tiefe Pfütze rauscht

    Weitere knapp 15 Meilen später erreichten wir Fort Lauterdale. Moderne, schlanke Hochhäuser bauten sich vor uns auf. Doch sie waren nicht das, was wir hier suchten. Wir wollten das Venice of America, das Venedig von Amerika sehen. ...und Karsten fand es. Wassergrundstücke, bebaut mir wunderschönen Häuschen und riesigen pastellfarbenen Villen, an denen Yachten vor Anker lagen ebenso wie kleine Bootchen. Hier ist es so gemütlich, dass ich Karsten immer und immer wieder zum Anhalten aufforderte, um die Schönheit auf Chip festhalten zu können. Am liebsten hätten wir eine Bootstour durch die Lagunengassen unternommen. Doch unser Parkplatz ließ Parkzeiten von höchstens einer Stunde zu. Die Tour dauerte aber 95 Minuten. So entschieden wir uns, auch hier einmal an den Strand zu gehen, der ebenfalls unfassbar schön war. 

    Langsam überkam uns der Hunger, den wir in einem legeren Restaurant an der Strandpromenade stillten. Karsten – der Matz – aß frittierten Alligatorschwanz. Sein Angebot an mich, doch einmal zu kosten, lehnte ich dankend ab. Lieber verspeiste ich ausschließlich mein sehr schmackhaftes BBQ-Hühnchen. Die riesige Limonade löschte unseren Durst hervorragend.

    Anschließend verfielen dem Drang, ein paar leichte Sommerklamotten einzukaufen.

    Fotos von den Klamotten hier einfügen

    Nun aber weiter! Wir fragten das Navi, was wir in hiesiger Gegend denn noch unternehmen könnten. Wir bekamen den Vorschlag, das Bonnett House Museum and Gardens zu besichtigen. Gute Idee!

    Auf dem Weg, der zum Bonnett House führte, saß eine riesige Exe, eine überdimensionale Eidechse, ca, 50 cm lang und entsprechend hoch. ...und das, wo ich meine soeben neu erworbenen Schlapperschuhe trug, die lediglich aus einer Gummisole und einen Gummiband durch die Zehen bestehen... 

    Das am Meer liegende Bonett Haus soll das interessanteste Gebäude von Old Fort Lauterdale sein. Es stellte sich als ein Wohnhaus des Künstlers Frederic Barlett und seiner dritten Frau heraus. Ein riesiges Anwesen aus den späten 1800er Jahren. Der Künstler malte sehr viel und richtete Häuser ein. Hiermit verdiente er offenbar ein enormes Vermögen. Allein im ersten Jahr seines Schaffens verdiente er 65.000 $, was eine extrem hohe Summe für die damalige Zeit war. Das Haus, im ursprünglichen Zustand belassen, war entsprechend riesig und sehr interessant eingerichtet. Fotografiert werden durfte leider nur in den Außenbereichen.
    Im tropischen Garten des Anwesens wuchsen einst Haubenlilien, welche Namensgebend für das Haus waren (Haube heißt auf englisch bonnet). 

    Nach der geführten Besichtigungstour durch das enorme Haus und den Garten überlegten wir, hinaus aus Fort Lauterdale zu fahren - leider, da es mir hier in den Lagunen außergewöhnlich gut gefiel!!! Wir wollten weiter nordwärts fahren, so weit wir kommen. 

    Am nördlichen Rand von Fort Lauterdale, wo die Straße rechts von riesigen und vor allem hohen Hotels und links von flachen gemütlichen Motels gesäumt war, entschieden wir uns jedoch bereits, hier zu übernachten. Wir drehten um und fanden das Sunrise Inn, welches unsere Herberge für heute Nacht werden sollte. 

    Es war noch früh genug, um doch noch ein wenig in die Wellen des Ozeans einzutauchen, worauf wir ganz verrückt waren, nachdem wir bereits so schöne Strände gesehen haben.
    Wir checkten ein und begaben uns auf den Weg, ein ausgelassenes Bad im Atlantik zu nehmen. Dies jedoch sollte sich als eine besondere Herausforderung heraus... 
    Die Strände hier in den USA sind per Gesetz zwar frei und für jeden benutzbar. Doch dieses Gesetzt wird zur Pharse, wenn es erlaubt wird, den gesamten Bereich vor den Stränden mit Hotelkomplexen zuzubauen, durch welche ein Hindurchdringen zum Strand unmöglich ist. So genau ist es hier nämlich geschehen.
    Frech, wie ich nun einmal sein kann, entschied ich, dass wir einfach durch eines der Hotels hindurch gehen, um endlich in den Atlantik springen zu können. Karsten war gar nicht wohl dabei. Als dann noch dazu ein Schild darauf hinwies, dass dieses Vorhaben verboten ist, ließ auch ich davon ab - zunächst. Wir gingen weiter entlang der Straße sowie den nicht enden wollenden, nicht einmal eine Lücke lassenden Hotelkomplexen. Schnell wurde uns klar, ein Durchkommen an den Strand wird uns über die nächsten unzähligen Meilen verwehrt bleiben. 
    Von einer nahenden Polizisten hoffte ich, dass sie unsere Rettung sein würde. Ich sprach sie an und sagte ihr, dass wir den Weg zum Strand nicht finden und fragte, ob sie uns helfen könne. Sie antwortete sehr freundlich, dass auch sie diesen Weg nicht kenne. Ich wies darauf hin, dass alle Hotels den Weg zum Strand versperren und fragte, ob wir denn einfach durch eines der Hotels nach vorn gehen sollten. Sie meinte, dass das wohl die beste Entscheidung sei. Und so taten wir es. Immerhin hat es uns die Polizei erlaubt... Hihi!
    Wir schummelten uns also durch einen Nebeneingang, der eigentlich für Rollstuhlfahrer gedacht war, in eines dieser Glötzer hinein. Karsten wurde ganz still. Ich hieß ihm, dass er sich wie ein Gast dieses Hotels verhalten sollte. Das Ding schien nobel zu sein! Wir in Badeklamotten mit Strandkleidchen, Shorts und über die Schulter geworfenes Handtuch würden mit Sicherheit auffallen, wenn wir versehentlich an der Rezeption vorbei kämen. Doch es gelang uns recht schnell, den Weg an die Poolbar zu finden und vorbei an dieser zum Strand. Endlich! Vor uns rauschte der Atlantik. Ein paar Fleckchen waren noch von der langsam untergehenden Sonne beleuchtet. An den meisten Stellen lag der Ozean bereits im Schatten, da die Hotelglötzer der Sonne den Durchgang ebenso wie uns versperrte.
    Doch dann war für uns kein Halten mehr. Wir sausten in den warmen Ozean und spielten mit den tobenden Wellen. Es war einfach wunderbar! 
    Während wir schließlich trockneten, suchten wir Muscheln und Korallen. Faszinierend, was man da hier alles findet. 
    Dann begann unser Rückweg... 
    Karsten wollte auf der Suche nach einem Weg durch die Klötzer in Richtung Süden laufen. Ich plädierte dafür, dass wir Richtung Norden laufen. Ganz weit dort vorn war nämlich ein Bootssteg. Spätestens dort würden wir bestimmt vom Strand weg kommen. Die Sonne verließ diesen Tag merklich und recht zügig. Wir mussten uns beeilen, wenn wir nicht die Nacht am Strand verbringen wollten.
    Alle Zugänge zu den Hotels, die zurück zur Straße führten, waren mit Türen und Zäunen verrammelt. Schilder verboten uns, den Strand über diese Zugänge zu verlassen. Wie denn auch ohne Schlüssel? 
    Weiter und weiter liefen wir. Es wurde immer dunkler. Nur noch wenige Badegäste waren am Strand. Doch selbst die brachen bereits langsam auf, diesen zu verlassen. 
    Langsam breitete sich die Befürchtung aus, dass wir selbst über den Steg nicht zurück in die Zivilisation kommen, dass uns selbst dort vorn die Betonglotzarmee den Weg versperrte... 
    So entschied ich, dass wir uns an eine Familie, die ebenfalls gleich den Strand verlassen will, anhängen und uns von dieser mit ins Hotel nehmen lassen. 
    Langsam und verloren mit aufgesetzten ängstlichem Gesichtsausdruck, pirschte ich mich, gefolgt von Karsten, an den alten, kleinen, runzligen Mann heran, der den Schlüssel zur Freiheit irgendwo in seiner Bermudahose verborgen haben musste. Mutter und Kinder räumten noch die Strandsachen zusammen, während der Alte bereits am Türchen stand. Er machte jedoch keine Anstalten, uns zu helfen, schaute uns nur böse und abwehrend an. Dann kam die Mutti. Mit meinem Kleinmädchenblick schaute ich ihr ängstlich in die Augen. Sie lächelte und fragte sanft: „Did you lost your way?“ Ich sagte ja und das wir unseren Weg zurück vom Strand einfach nicht wieder finden. Sie fragte, in welchem Hotel wir denn wohnen. Ich sagte ihr, dass es das Sunrise Inn auf der anderen Straßenseite sei. Da meinte sie, dass sie uns mit ins Hotel nehmen werden und wir dann rüber kämen. Ein Strahlen der Dankbarkeit nahm Besitz von meinem Gesicht und der mürrische Alte musste uns nun aufschließen. Es waren drei Türen, die er uns öffnen musste, ehe wir im Hotel waren. Drinnen wies er uns den Weg durch diesen verlassenen und schäbig erscheinenden Hochsicherheitstrackt. Rot leuchtende Exit-Schilder zeigten uns alle paar Meter, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind. Dann erreichten wir den letzten Raum dieses Glotzes. Ein winziges Räumchen, welches durch eine Glastür zu betreten und durch die andere in die Freiheit zu verlassen war. Zwischen den beiden Glastüren stand ein Schreibtisch, der die gesamte kurze Länge des Raumes einnahm. An dem Tisch saß ein großer, schwarzer, in Polizeiuniform gekleideter Mann, der ebenfalls die gesamte Breite des Raumes auszufüllen schien. Er blickte uns grimmig an. Er wusste genau, das wir nicht hier hinein gehörten, dass wir gerade etwas ausdrücklich Verbotenes taten. Ich lächelte ihn schüchtern an, während Karsten die letzte Tür zur Freiheit einfach nicht auf bekam. Er rammelte am linken Flügel, nix. Er rammelte am rechten Flügel, nix. Mein Lächeln gefror so langsam. Shit, ich will hier endlich raus!!! Der Typ würde bestimmt gleich aufspringen und uns verhaften. 
    Dann entdeckte ich einen Knopf, auf den ich einfach drückte. Und siehe da. Die Glasfront gab uns den Weg nach draußen frei. Ich sagte zu dem schwarzen Herren noch „Bye“ und wir verschwanden. Jetzt hieß es nur noch weg, weg, weg...   

    Abends gingen wir an der Straße entlang nach Süden, bis wir ein Grillrestaurant fanden, in welchem wir unser Abendessen einnahmen. Wir wählten beide Mahi, der sehr gut schmeckte. Karsten trank dazu zwei Corona, ich einen Pino Noir und dann noch einen Cocktail, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, von dem ich aber noch weiß, dass er recht schmackhaft war. 

    Auf dem Rückweg fanden wir noch einen Supermarkt, in welchem wir unser Frühstück für morgen kauften - natürlich Hummus mit Brötchen und Milch, eine mit Schoko-Mandel-Geschmack, eine mit Vanille-Geschmack. Für heute Abend nahmen wir uns jeder noch ein kleines Häagen Dasz mit - Caramel Cone - lecker!!!!
    Gegen 11 p.m. schliefen wir dann ein.
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