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  • Day 15

    Jagd auf Schakale

    February 15, 2019 in Namibia ⋅ ☁️ 23 °C

    Jeder braucht ein Hobby.

    An die Hingabe zum Braai (Grillen) habe ich mich fast schon gewöhnt. Dass hier jeder in seinem Haus so einen Indoor Braai hat, auch.
    Auch meine Gastfamilie hat gestern ihren riesigen Braai angezündet und kiloschwere Steaks gegrillt. Und ich muss zugeben, dass das Fleisch wirklich sehr gut war.
    Ich war nach dem Essen dann auch recht müde und geschafft vom reiten und dachte mir, dass ich dann gleich wohl ins Bett verschwinden würde.Es kam aber anders.

    Plötzlich herrschte Aufbruchstimmung. Die Männer hatten ihre Gewehre raus geholt und versuchten, noch direkt aus dem Garten die Schakale in einigen hundert Metern Entfernung zu schießen. „Wollt ihr mit auf Jagd? Wir jagen Schakale.“
    Klar wollten wir und kletterten hinten auf den Pickup, den ich bis dahin als ein Fahrzeug für Safaris gehalten hatte, da er ebenfalls silch erhöhte Sitze hinten drauf hat. Jetzt weiß ich es besser...

    Loïse hinterm Steuer, wir drei Mädels und die beiden Männer hinten drauf. In der einen Hand einen Scheinwerfer, Whisky Cola in der anderen. Wir steuerten als erstes die Rindergehege an und tatsächlich hielten sich dort einige Schakale in unmittelbarer Nähe auf. Schakale als auch die Geparden hier stellen eine Gefahr für die Vieh- und auch Pferdeherden dar. Immer wieder reißen Geparden nachts Fohlen oder Kälber. Schakale, so wurde es uns erklärt, jagen nicht, sondern stürzen sich auf schwache oder wehrlose Tiere und fressen ihnen bei lebendigem Leib das Fleisch von den Knochen. Zum Beispiel wenn eine Kuh kalbt oder krank ist und auf dem Boden liegt. Das klingt grausam, aber ich frage mich, warum die Natur das so eingerichtet hat? Ich unterstelle den Schakalen keine willentliche Grausamkeit, dazu sind nur wir Menschen in der Lage. Die Natur hat sie so erschaffen, aber ich verstehe nicht, warum.

    Ich war also ein wenig hin und her gerissen. Einerseits verstehe ich den Gedanken, das Vieh zu schützen und so natürlich auch monetäre Verluste zu vermeiden. Andererseits hatte ich auch Mitleid mit den Schakalen. Einen ersten hat es direkt dort beim Vieh erwischt. Stevie hat ihn herangeholt und ihn uns gezeigt. Eine recht große klaffende Wunde hatte er in der Brust. Ich dachte, dass so ein Schuss kaum sichtbar wäre am Körper. Wenigstens war er sofort tot. Angeblich kommen irgendwann andere Schakale und fressen ihn auf.

    Mit dem Auto fuhren wir weiter, und Ines und Stevie leuchteten mit den Suchscheinwerfen links und rechts die Umgebung ab. Man sieht von den Tiere nur die Reflektion der Augen und dann vielleicht noch das sich bewegende Tier. Für mich war es sehr erstaunlich, dass die Männer die Tiere lediglich an den Augen erkennen konnten und dann jeweils wussten, ob es sich nur um einen Hasen, Kudu, Antilope, Steinbock etc hielt.

    Sie erzählten, dass sie ungefähr im Alter von 4 bis 5 Jahren mit dem Jagen und Schießen beginnen. Sie können auch die Rufe der Schakale perfect imitieren. Wobei ich mir immer ein wenig das Grinsen verkneifen musste, wenn diese recht beleibten Männer auf ihrem Thron so komische Laute von sich gaben.
    Wir fuhren noch ca zwei Stunden die Gegend ab. Trotz eines leicht bewölten Himmels hat der Mond hier eine immense Strahlkraft und wirft sogar Schatten. Ich fand es sehr spannend, hinten auf dem Pickup zu sitzen und durch die namibische Nacht zu fahren. Sowas würde ich nicht erleben, wenn ich in einem Hotel wäre. Es war schon etwas Besonderes und hatte etwas Lebendiges, trotz der Tatsache, dass wir ja eigentlich Leben beenden wollten auf dieser Fahrt.

    In dieser Nacht blieb es bei zwei erlegten Schakalen und einer bereits toten Kobra auf der Straße. Tote Kobra riecht übrigens ziemlich unangenehm!
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