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  • Day 53

    Lunch mit Elefanten

    March 25, 2019 in Namibia ⋅ ☁️ 31 °C

    Regungslos und mucksmäuschenstill sitzen wir in unseren Trucks. Nur wenige Sekunden vorher kam das Kommando „alle ab ins Auto, die Elefanten kommen!“ Wir haben uns zum Lunch ausgebreitet, die einen dösen etwas, andere verdrücken die letzten Bissen ihres Sandwiches. Wir lassen alles stehen und liegen und beeilen uns, ins Auto zu kommen. Alle, bis auf Big Matthias. Der steht seelenruhig neben dem Auto und kaut weiter. Big Matthias ist unser Tracker, also Spurenleser. Er sei eine Legende in Damaraland und begibt sich seit seinem 16. Lebensjahr auf die Spuren der Elefanten. Wie alt er jetzt ist, weiß ich nicht. Dafür wissen wir, dass er 19 Kinder von 18 Frauen hat. Davon eine offizielle Ehefrau und zwei offizielle Freundinnen. Vielehe ist hier durchaus üblich. Big Matthias ist eine imposante Erscheinung. Er spricht kaum und hält sich meist etwas abseits der Gruppe.

    Und kaum sitzen wir, zieht eine kleine Herde Elefanten an unserem Picknickplatz vorbei. Man hört sie nicht, sie bewegen sich trotz ihrer Größe fast geräuschlos. Das Einzige, was zu hören ist, ist das knacken und brechen der Äste und Zweige, die sie auf ihrem Weg zur Wasserstelle mit dem Rüssel abbrechen und fressen. Ehrfürchtig beoabchten wir, wie sie langsam das trockene Flussbett passieren. Nach wenigen Minuten sind sie außer Sicht und wir sind ganz ergriffen von dieser Begegnung.

    Seit drei Tagen befinden wir uns auf der patrol week, dem zweiten Teil des Volunteerprogramms. Das Wochenende haben wir im Base Camp verbracht und einen Tag sind wir nach Uis gefahren in eine Guestlodge, wo wir Pool und Wifi genießen konnten. Zum Abschluss der vorangegangenen building week hatten wir am Samstag noch eine kleine Spezialaufgabe erledigt. In der Nähe des Camps waren in der Nacht Elefanten bei einer kleinen selbstversorger Familie gewesen. Sie haben den Zaun um den Garten plattgepflügt und sich an dem Gemüse gütlich getan und nichts mehr übrig gelassen. Zum Schutz gegen die Elefanten, so erklärt uns Markus, würden wir nun möglichst spitze Steine sammeln und sie mit der Spitze nach oben zu einem Steinteppich um den Garten herum drapieren. Später wird Zement drüber geggossen und alles weiß gestrichen. Scheinbar treten Elefanten nicht gern auf spitze Steine und sie mögen keine hellen Farben.

    Als wir am Montag morgen zu unserer Patrouille aufbrechen, stoßen wir eher zufällig direkt auf zwei Elefantenbullen. Einer von ihnen ist Voertrekker, afrikaans für Pionier. Er ist der älteste und massivste Bulle in der Gegend und quasi der Boss. Wenngleich er ziemlich kurze Stummelbeine und nur noch einen vollständigen Stoßzahn hat. Irgendwas müssen die Damen an ihm finden...

    Die nächsten Tage verbringen wir in unseren beiden Offroadern. Etwa 8 Std fahren wir täglich abseits der Straßen, über holprige Steingründe oder trockene Flussläufe, den Spuren der Elefanten folgend. Nicht immer haben wir Glück und finden sie, einen Tag lang haben wir gar keine gesehen. Aber wenn wir sie finden, kommen wir ihnen recht nah. Abends schlagen wir unser Lager geschützt am Fuße eines großen Felsens auf, die Autos rechts und links und wir schlafen in der Mitte, über uns der klare Sternenhimmel. Wobei, zweimal werden wir nachts vom Regen überrascht und ziehen uns in die Zelte zurück. Und einmal bekommen wir tatsächlich Besuch von einem kleinen Scorpion, der über die Plane krabbelt.

    Nun sitze ich bereits wieder im Flieger Richtung Kapstadt. Ich verlasse Namibia nach knapp sieben Wochen. Am Volunteering hat mir gefallen, dass wir einen klaren Auftrag und ein klares Ziel vor Augen haben. Man hat das Gefühl, etwas beizutragen und etwas da zu lassen. Die Stimmung in der Gruppe war gut und wir haben viel gelacht. Dennoch war ich nach zwei Wochen froh, aus der Hitze, dem Sand, und Staub heraus zu kommen. Mir ging das schon an die Substanz, dass man einfach überhaupt keine Möglichkeit hatte, sich dem für eine Weile zu entziehen. Ich habe jetzt wieder das Bedürfnis nach Zivilisiation und ein wenig Stadtleben.

    Ach so, und auf facebook gibt es auch noch ein paar Bilder: https://www.facebook.com/199242753803/posts/101…
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