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  • Day 102

    Santa Fe

    February 11, 2017 in Argentina ⋅ 🌧 21 °C

    Bereits kurz hinter der Grenze von Misiones, etwa auf Höhe von Posadas, versändert sich die Landschaft. Ab hier wird Argentinien wieder ein wenig langweilig. Man sieht lange Feldabschnitte, kaum Bäume und zahlreiche Kuhweiden. Wir fuhren durch Corrientes, das berühmt für seinen Karneval, der ein wenig mit dem in Río verglichen wird, ist. Daneben gibt es hier eine spezielle Musikrichtung, die eine Mischung aus Polka und indigener Musik ist. Die Polka kam mit den Jesuiten, die oftmals aus Osteuropa stammten, nach Argentinien:
    https://www.youtube.com/watch?v=keUPh3fDrR4

    Unser Ziel war Santa Fe, das die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist. Die berühmteste und größte Stadt der Region ist allerdings Rosario. Dort liegt auch das touristische und kulturelle Zentrum der Provinz. Wir planten dort einen Halt auf dem Weg von Cordoba nach Buenos Aires zu machen. Die Stadt Santa Fe hingegen ist aus historischen Gründen der Gouverneurssitz.
    Bemerkenswert ist hier der Hafen, der zwar nicht sonderlich spektakulär aussieht, es kleineren Hochseeschiffen aber ermöglicht über den Río Paraná ins Zentrum von Argentinien vorzudringen.
    Dieser verleiht der Stadt noch heute eine große Bedeutung für die Argentinische Wirtschaft, wobei ihr der Rang vom Hafen Rosarios abgelaufen wurde.

    Die gesamte Provinz Santa Fe war am zweitstärksten von der Einwanderungswelle Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts betroffen. Dabei wurden Rosario und die Stadt Santa Fe, ähnlich wie Buenos Aires, nur in geringerem Ausmaße, zu kleinen Schmelztigeln. In der gesamten Provinz entstanden aber viele Städte aus homogenen Gemeinden, die „colonias“ genannt werden. So kommt es vor, dass mitten in der Provinz eine Stadt eine starke schweizerische, deutsche oder italienische Tradition hat.

    Wir kamen in Santa Fe an, ohne vorher ein Hotel gebucht zu haben. Wir hatten im Internet gesehen, dass der Busterminal im Zentrum lag und von zahlreichen Unterkünften umgeben war. Wir klapperten ein paar von ihnen ab, darunter eine, die so ziemlich das heruntergekommenste Loch war, dass wir auf der Reise gesehen hatten, bis wir ein kleines, anspruchsloses Hotel fanden.

    Nachdem wir eingecheckt hatten, erkundeten wir etwas die Stadt. Wir wollten ja schon am nächsten Morgen weiter und hatten somit nur den Tag, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Santa Fe steht in kaum einem Reiseführer. Es hat keine nennenswerte touristische Infrastruktur und bietet einem Besucher nicht viel. Aber ähnlich wie wir es in Taltal, Posadas und Concepcion gemacht hatten, war uns ein Zwischenstopp wichtig, um zum einen die Fahrtzeit zu verkürzen und zum anderen ein wenig mehr vom Land kennen zu lernen, als nur die Touristenroute.

    Wir bummelten also etwas durch die Stadt, die um die Mittagszeit menschenleer war. Irgendwann kamen wir zum Plaza de Mayo, der überraschend schön aussah. Auch hier fand sich ein starker Einfluss europäischer Bauweisen in den Gebäuden. Die paar Jugendlichen, die auf dem Platz Tütenwein tranken, fielen da kaum ins Gewicht. Wir bummelten, bis die Stadt zum Nachmittag hin wieder erwachte. Diese „Siesta“ haben wir erst in Argentinien kennen gerlent. Zwar schließen auch in Peru, Bolvien und Chile einige der Geschäfte über den Mittag bzw. Nachmittag, aber hier wurde das von von allen Geschäften so gehandhabt. Man fühlte sich also jeden Nachmittag so, als würde man am Sonntag durch eine deutsche Innenstadt laufen. Am Abend dann, war alles ganz normal.

    Wir wechselten ein paar Dollar, die wir in Paraguay geholt hatten. Das verfahren hierfür war unheimlich kompliziert. Man musste sich an einer Schlange anstellen, wartete dort eine Weile, registrierte sich dann als Kunde, musste seine Identität nachweisen. Es wurden Kopien des Passes angefertigt, einige bekamen dann einen Passierschein. Wir bekamen keinen, wohl weil wir Ausländer waren, durften uns dann aber trotzdem bei der zweiten Schlange anstellen. Hier wartete man nochmal, musste dann sagen, wieviel Geld man tauschen möchte, musste sich erneut ausweisen und konnte dann sein Geld entgegennehmen. Zählte man es nach, wurde man aus allen Richtungen böse angeschaut. Das mag ein wenig daran liegen, dass man recht lange zählte. Zwar gibt es inzwischen in Argentinien auch 500-Pesos-Scheine, es existieren allerdings viel zu wenige, so dass man für etwa 240 Dollar 40 Scheine ausgehändigt bekommt. Will man ihre Echtheit prüfen, was dringend empfohlen wird, muss man auf den Sicherheitsstreifen achten. Die Wasserzeichen werden wohl schon erfolgreich kopiert, einen durchgehenden Sicherheitsstreifen aber, konnte noch nicht, oder zumindest selten, von Fälschern produziert werden. Durch die gigantische Inflation des Landes ist die Notenbank mit dem permanenten Nachdrucken von 100-Pesos-Scheinen beschäftigt gewesen, was (für meine zugegebenermaßen sehr rudimentären volkswirtschaftlichen Kenntnisse) nicht ganz unproblematisch ist. Damit kam man allerdings nicht hinterher, so dass man in Brasilien angefragt hat, ob sie beim Drucken aushelfen konnten. Die Brasilianer sagten zu, konnten aber eine bestimmte Nummer nicht in einer bestimmten Farbe drucken. Da zwischenzeitlich auch mal das Design der Scheine geändert wurde, Eva Perón ziert die neuen Exemplare, sind hier nun 3 verschiedene Sorten von 100-Pesos-Scheinen im Umlauf, was grade bei Touristen ein paar Sorgen erzeugt. All die Verwirrung machen sich Fälscher natürlich zu nutze.

    Den Abend verbrachten wir mit einem Spaziergang zum Hafen, wo auch ein Casino und eine mittelgroße Einkaufspassage liegen. Wir aßen etwas, gingen aber schon zeitnah nach Hause, um am nächsten Morgen pünktlich aufstehen zu können.

    Das Frühstück in unserem Hotel war besser, als wir es erwartet hatten. Richtiger Milchkaffe und Croissants, die ich zwar nicht essen konnte, die aber wirklich gut aussahen. Die Argentinier, zumindest in dieser Region, mögen süßes Frühstück. Höchstens Käse findet einmal seinen Weg auf den Teller. Schinken oder Wurst findet man, in dem Land, das neben italienischer Küche eigentlich nur „Asado“ zu kennen scheint, so gut wie nie am Morgen.

    Bevor wir abfuhren kaufte ich mir noch einen etwas albernen Hut, von dem ich glaube, dass er zu einem Aufenthalt in einer Tango Bar in Buenos Aires passen würde...
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