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  • Day 37

    Vientiane

    April 15, 2017 in Laos ⋅ 🌫 24 °C

    Die Fahrt nach Vientiane verlief ungemein ruhig. Die Straßen in Laos sind nicht die besten, dafür aber die meiste Zeit leer. Zwar fahren viele Motorräder umher, aber kaum Autos. Ab und zu sieht man mal einen LKW. Da die Zugverbindungen des Landes quasi nicht existent sind und das Land vom Import lebt, muss zwar alles irgendwie transportiert werden, davon merkt man aber auf den Straßen kaum etwas.

    Als wir aber die Stadtgrenze von Vientiane erreichen, steckten wir auf einmal im Stau. Überall um uns herum waren Pickups, auf deren Ladeflächen ganze Horden von Menschen saßen. Auf den meisten befand sich zudem ein riesengroßer Bottich mit Wasser, das mit Messbechern und Töpfen ausgeschöpft und für Wasserschlachten benutzt wurde. „Pi Mai“, in Thailand „Songkran“ ganannt und gemeinsam als „Wasserfest“ übersetzt, befand sich im vollen Gange.
    Pi Mai ist das größte Fest in Laos und ist die laotische Version der Neujahrsfeierlichkeiten. Ursprünglich war das Fest ein rein religöses. Man besuchte Tempel, machte Opfergaben und bespritzte Buddhastatuen vorsichtig mit Wasser. Dies stand für die Reinwaschung von Sünden und zur Abwehr von Pech. Menschen, die von ihren Heimatorten weggezogen waren, nutzten diese Tage, um nach Hause zu kommen.

    Dann kam die Moderne und verwandelte Pi Mai in eine große Party, die auch am Ballermann stattfinden könnte. Vor den Häusern der Stadt waren große Musikanlagen aufgebaut, die laute Elektromusik spielten. Große Plantschbecken voller Bierdosen gehören ebenso dazu, wie Wasserschläuche, um vorbeigehenden Passanten die begangenen Sünden vom Leib zu waschen.
    Wir hassten es…

    https://www.youtube.com/watch?v=N2xTAqCNSTk

    Während sich unser Bus so durch die Stadt quälte, konnten wir einen guten Eindruck von den Dimensionen der Feierlichkeiten gewinnen und wir waren uns noch nicht sicher, wie wir es schaffen sollten, halbwegs trocken zu unserem Hotel zu kommen. Als der Bus endlich in einer Seitenstraße anhielt, sahen wir, dass auch unsere Reisegenossen die selben Gedanken gehabt haben müssen. Alle waren eifrig damit beschäftigt ihre Rucksäcke in die Regenhüllen zu packen und Handys und Geldbören in Plastikfolie zu wickeln. Dazwischen liefen die Tuctuc-Fahrer herum und nutzten die hektische Stimmung dazu, Fahrten zu zu hohen Preisen anzubieten.

    Auch wir einigten uns auf einen Betrag für die Fahrt zu unserem Hotel. Wir wussten nicht wo wir waren, denn mein Handy lädt wegen der laotischen Zeichen keine Karten herunter und besteht auf eine Onlineverbindung. Insofern hätte er ohnehin jeden Preis verlangen können. Wir fuhren mitten durch die feiernden Massen, nur geschützt von LKW-Planen, die an den Seiten der Passagierbänken heruntergelassen wurden. Auch packte er das Tuctuc immer voller und teilte sich seinen Frontsitz irgendwann sogar mit zwei Personen, was ziemlich gewagt ausgesehen haben muss, denn ein Tuctuc fährt vorne nur auf einem Rad und hat einen Mofasitz. Wir waren allerdings schneller da als erwartet und waren sogar verhältnismäßig trocken geblieben. Eine Tag später stellten wir fest, dass der Halteplatz des Busses am Ende der Straße lag, in der sich unser Hotel befand. Wir brauchten etwa 5 Minuten zu Fuß für den Weg.

    Den Nachmittag verbrachten wir im Hotel und überlegten, ob wir die Feier auf irgendeine Weise vielleicht doch mögen konnten. Wir stellten dabei fest, dass wir ziemlich spießig geworden sind. Laos ist ein wirklich armes Land und viele der Menschen verzichten auf viel Luxus, der für uns selbstverständlich ist. Wenn sie also ein paar Tage ausgelassen feiern konnten, war das gut. Wir einigten uns also darauf, dass wir den Leuten ihren Spaß vollends gönnten, aber selbst wenig Lust auf nass werden und Technomusik hatten. Trotzdem mussten wir am Abend nochmal raus, wir hatten ja noch nichts gegessen. Wir schafften es natürlich nicht nicht nass zu werden und Silke wurde sogar mit sowas wie Schuhcreme im Gesicht angemalt. Es war ok, aber wir entschlossen uns, nicht noch, wie eigentlich geplant die nächste Nacht in der Hauptstadt zu verbringen, sondern den Nachtbus nach Pakse zu nehmen, trotz bereits bezahltem Hotelzimmer.
    Der Rezeptionist am nächsten Tag war untröstlich, dass er niemanden in der Reiseagentur erreichte. Es sei Neujahr und da sei alles geschlossen. Nur direkt am Busbahnhof könnten wir Tickets kaufen. Der Bahnhof allerdings, lag etwas außerhalb, so dass wir mit einem Tuctuc dahin fahren mussten.

    Die Fahrt selbst war das erste gemütliche, was wir in Vientiane so gemacht haben. Die Stadt selbst ist nicht wirklich schön. Es gibt sie zwar schon recht lange und sie war die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs, als sich aber der König gegen die Oberherrschaft der Siamesen wehrte und den Kampf verlor, wurde er hingerichtet und die Stadt zerstört. Die Bewohner wurden auf die andere Seite des Mekong, auf der heute Thailand liegt umgesiedelt. Ihre Nachfahren stellen eine der Minderheiten Thailands dar.
    Als die Fransosen später „Französisch-Indochina“ kolonisierten, traten die Thailänder das Gebiet an sie ab. Zwar wurde die Region allmählich wieder besiedelt, die Hauptinvestitionen derEs Kolonialherren, geschahen aber in Vietnam, so dass Vientiane zunächst nicht zu seiner urprünglichen Bedeutung zurückfand. Erst als die kommunistische Partei die Führung des Landes nach dem Vietnamkrieg übernahm, wurde Vientiane als Hauptstadt wiederbelebt.
    Es befinden sich also keine wirklichen alten Gebäude, mit Ausnahme einige Tempel, die die Siamesen aus Respekt vor Buddha hatten stehen lassen, in der Stadt. Zwischen den kleinen Häusern der Einwohner tauchen immer mal wieder Prunkbauten auf, die unter anderem Museen beherbergen. Diese konnten wir aber nicht besuchen, weil sie geschlossen waren.

    Nachdem wir die Tickets für den Abend gekauft hatten, besuchten wir noch ein paar kleine Orte in der Stadt, unter anderem das Siegestor „Patuxai“ und That Dam, eine alte verfallene Stupa, in der eine gigantische 7-köpfige Schlange leben soll, die die Stadt beschützt. Dann gingen wir ins Hotel zurück und lasen bis zum Abend.

    Ich hatte mit dem Rezeptionisten ausgemacht, dass ein Taxi um 6 kommen würde, um uns abzuholen. Wir mussten um halb 8 am Bahnhof sein, rechneten mit einer halben Stunde fahrt und hatten sicherheitshalber eine Stunde Reserver eingeplant, weil die Stadt so voll war.
    Als um 6 keiner da war, warteten wir eine Viertelstunde und fragten, er versuchte den Taxifahrer anzurufen und verwies uns darauf, dass er gleich kommen würde. Um halb 7 das selbe. Er sprach kaum Englisch und machte uns mit seiner freundlichen, aber hilflosen Art wahnsinnig. Um Viertel vor sagten wir ihm dann, dass wir eine genaue Auskunft bräuchten. Er sagte 5 Minuten, die auf Nachfrage zu 10 Minuten und auf nochmalige Nachfrage zu einer Viertelstunde wurden. Der arme Kerl hätte mir fast leid getan, immerhin versuchte er ganz gemäß seiner kulturellen Prägung freundlich und hilfsbereit zu sein, obwohl er im Grunde hätte sagen müssen, dass er für nichts garantieren kann. Wir bedanken uns bei ihm und sagten ihm um kurz vor 7, dass er das Taxi abbestellen könnte. Wir rannten dann mit unserem Gepäck die Straße runter, bis wir zu dem Platz kamen, auf dem der Bus uns am Vortag rausgelassen hatte. Es war aber weit und breit kein Tuctuc zu sehen. Ich war etwas weiter vorne und sah, als ich mich nach ihr umdrehte, wie Silke mit zurückwinkte. Sie hatte unseren Taxifahrer gefunden, der offebar wirklich schon fast beim Hotel gewesen war. Als er uns fragte, wann wir da sein müssten und wir mit „8“ antworteten, runzelte er nur die Stirn und sagte, dass wir das nicht schaffen. Wir würden wegen der Feier mindestens eine Stunde nur für den Weg brauchen… Wir waren kurz davor, wieder ins Hotel zu gehen, das Zimmer war ja bezahlt, entschlossen uns dann aber dazu, es noch zu versuchen.

    Der Taxifahrer gab sich alle Mühe und vermutlich war die Fahrt auch die gefährlichste, die wir bisher in Asien erlebt haben, denn er fuhr in Hochgeschwindigket über Seitenstraßen und hupte kontinuierlich, um alle in der Umgebung vor ihm zu warnen. Wir disktieren sogar, ob wir was sagen sollten, damit er langsamer wird, waren dann aber plötzlich aus der Innenstadt heraus und auf einer der Hauptstraßen, so dass das nicht mehr nötig war.

    Als wir am Bahnhof ankamen hatten wir sogar noch 10 Minuten Zeit. Und wir hatten Glück mit dem Bus. Es war einer der besseren. Gut in Schuss und ohne äußerliche Mängel, ganz im Gegensatz zu dem Bus gegenüber von uns, der mit einem gigantischen Loch in der Windschutzscheibee ausgestattet war, das den Fahrer zwang, seinen Kopf auf Höhe des Lenkrads zu halten, um überhaupt herausschauen zu können.

    Die Schlafbusse waren so aufgebaut, wie man sich ein Raumschiff vorstellt. Zwei Etagen und auf jeder ein langer Mittelgang, zu dessen Seiten je eine Art Doppelbett lag. Hatte man Pech und reiste allein schlief man dort mit einem Unbekannten. Mann lag auf Matratzen, die mit Plastikwänden abgetrennt waren. Anschnallgurte gab es nicht und jedes Mal, wenn der Bus bremste, hatte ich Angst, dass er irgendwo gegenfuhr und ich mit den Füßen voran in die Trennwand rutschen würde.
    Ansonsten war die Nacht aber erholsam und schon bald sollten wir ganz im Süden von Laos sein…
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