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  • Day 21

    Auf nach Santorini

    September 9, 2020 in Greece ⋅ 🌙 27 °C

    Der Meltemi hat wieder zugenommen und schaukelt mit 8-9 Windstärken das Womo tüchtig durch. Überall liegt eine dicke Staubschicht. Die Joggingroute führt daher heute auf der geteerten Straße Richtung Náxos, sonst knirscht es zu sehr zwischen den Zähnen. Anschließend präparieren wir das Womo für einen Umzug auf einen einigermaßen baumfreien Platz, einerseits wegen der Spatzenschwärme, die abends einfallen und die Autos bis morgens komplett vollk..., andererseits wegen des Sturms (heute Windstärke 8-9), da Nachbarn uns warnten, dass von dem Baum, unter dem wir stehen, vor drei Tagen ein Männerarm dicker Ast heruntergeknackt sei.
    Frühstück ist nach dem Platzwechsel angesagt, danach packen wir unsere Reiseutensilien für Santorin, das wir nur per Fähre anlaufen werden. Per Bus geht es mit Jogi in der Einkaufstasche nach Náxos und von dort auf die Blue Star Fähre Delos. Diese verspätet sich nur um eine halbe Stunde. Als wir die vielen Menschen sehen, die hier deboarden, wird uns ganz anders - eigentlich sollte der Andrang jetzt Corona-bedingt gar nicht so groß sein!? Lassen wir uns überraschen! Um 13.20 laufen wir schließlich aus und erleben wieder einmal eine entspannte und sonnige Überfahrt, bleibt man sitzen, spürt man den Seegang kaum.
    Nachdem wir einige versprengte Inselchen passiert haben, nähern wir uns schließlich Santurin. Es ist beeindruckend, wie sich diese schroffe und abwechslungsreich gefärbte, mächtige Felsenwand des ehemaligen Vulkankraters, der Caldera, aus dem tiefblauen Wasser erhebt und von den weißen Häusern bekrönt wird, die die Vulkanfelsen wie schneebedeckt wirken lassen. Im kleinen Hafen angekommen werden wir sofort von diversen Männern angesprochen, die Mietfahrzeuge vermitteln wollen, doch wirken die so aufdringlich, dass wir es vorziehen, zunächst mit dem Bus nach Firostefani zu fahren, um uns dort umzusehen. War keine wirklich gute Idee, denn die Vermietungen sind noch ein ganzes Ende entfernt im oberen Teil des Ortes, wohin wir längs der Hauptstraße etwas abgenervt hinkraxeln angesichts des Verkehrs und des Rummels, der sich hier bereits andeutet. Nach einer kurzen Stärkung bei McDo werden wir nach einigen vergeblichen Versuchen fündig mit einem einigermaßen fairen Angebot (30€ pro Tag für einen Toyota Yaris incl. Shuttle zum Hafen bei Rückgabe). Ganz in der Nähe befindet sich dann auch schon unsere Unterkunft, die uns überwältigt - ein wirklich traumhaftes Plätzchen, wunderschön und großzügig gestaltet, vor allem aber mit einem absolut grandiosen Blick auf die Insel und den Ort am schwarzen Kraterrand, ein Motiv wie aus 1001 Nacht. Die meist weiß gekalkten Gebäude, in ihrer quadermäßigen Grundform dennoch abwechslungsreich in Größe mit Rundbögen, Kuppeln, Durchbrüchen, unterschiedlichsten Fensterformen und abgerundeten Kanten gestaltet, scheinen wie Waben labyrinthartig eng am Hang gestaffelt, nur unterbrochen von Palmen, reichlich blühender Bougainvillea und Yucca und dem Blau der Kuppeln und Pools und einigen schmalen Treppen. Dieses Ambiente müssen wir erst einmal genießen und auf uns wirken lassen. So kommt es, dass wir uns zu spät nach Oía, dem an der äußersten Nordspitze gelegenen Ort aufmachen, der 1956 durch ein Erdbeben komplett zerstört und inzwischen zu DER griechischen Postkartenidylle wiederaufgebaut wurde. Obwohl Norbert auf der kurvenreichen Straße tüchtig Gas gibt, schaffen wir es bei Sonnenuntergang lediglich bis zum Ortseingang und nicht, wie geplant, zur Ruine des Kastells an der Spitze. Schon auf der marmorgefliesten Promenade überkommen uns komische Gefühle angesichts der geballten Ansammlung von Bars, Souvenirläden, Edelboutiquen, Juwelier- und Designergeschäften. Das wird kurz darauf dann getoppt durch die uns wirklich in Massen entgegenkommenden Touristenströme, natürlich ohne Maske, keinerlei Abstand haltend, alle aufgebrezelt und ständig selbstverliebt posend, egal ob Männlein oder Weiblein - offenbar nur auf Sehen und Gesehenwerden bedacht. Wir sind zutiefst ernüchtert, auch wenn dieser Ort mit den Mühlen als beliebtestes und weltbekanntes Sonnenuntergangsziel berüchtigt ist, so hatten wir gehofft, dass durch die Corona-bedingte Reduzierung des Tourismusverkehrs hier viel weniger los sein würde. Nun denn, das müssen wir uns nicht noch einmal geben. Etwas gefrustet fliehen wir von hier und fahren zu unserer Unterkunft zurück, um noch eine Kleinigkeit in einer von TripAdvisor empfohlenen Taverne zu essen. Leider stehen wir nach einem kleinen Fußmarsch vor verschlossener Tür, so dass wir aus lauter „Verzweiflung“ in der daneben liegenden Imbissbude einen griechischen Salat (immer lecker!) und eine Pita zu uns nehmen. Auf unserer wunderschönen Terrasse gönnen wir uns noch einen kühlen Wein und genießen den traumhaften Blick.
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