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  • Day 27

    Der Pilgerstrom

    May 1, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute Morgen wollte ich früh losgehen, um nicht wieder in der Mittagshitze laufen zu müssen. Als mein Wecker dann um 6:30 Uhr abging wurde dieser im Schlaf ausgestellt und weitergeschlafen. Um 7 Uhr klingelten dann zum Glück noch andere Wecker im Zimmer und ich wachte doch noch auf. Ich packte alle Sachen zusammen und bemerkte, dass meine abnehmbaren Hosenbeine fehlten. Ich suchte im Badezimmer, in der Küche, im Rucksack, ging zurück ins Zimmer, nirgends auffindbar. Als ich dann nochmals den ganzen Rucksack ausgeräumt habe, tauchten sie endlich auf. Daraufhin brauchte ich erstmal ein Frühstück. Um 8:15 lief ich dann endlich los. Soviel zum frühen Start heute.

    Der Morgen lief sehr gut. Meine Blasen schmerzten nicht mehr, das Wetter war gut, die Stimmung war gut und die Vorfreude auf Santiago gross. Am frühen Nachmittag kam ich in Arzua an. Das ist der Ort, wo der Küstenweg mit dem Camino frances zusammentrifft. Eigentlich freute ich mich auf diesen Moment. Als ich an die besagte Kreuzung kam, sah ich gerade gleichzeitig einen Pilger vom französischen Weg herkommen und lächle ihn an. Keine Reaktion. Dann schaue ich die Strasse hinauf und hinab. Mich trifft fast der Schlag. Ein Pilger nach dem anderen. Die gesamte Strasse wimmelt davon. In jedem Café sitzen sie. Unglaublich. So ein Bild hätte ich niemals erwartet und hatte es auch nicht mehr so in Erinnerung von meinem letzten Camino. Eigentlich wollte ich im Städtchen eine Pause einlegen, aber diese Masse an Pilger löschte mir völlig ab. Nichts wie weg hier. 11 km hatte ich noch vor mir und die bin ich praktisch gerannt. Ich wollte nur noch weg von all den Menschen. Was ich nicht überlegt habe, wenn ich so schnell laufe, überhole ich alle und treffe somit auf noch mehr Menschen. Nach gerade mal knapp 2h habe ich die Strecke geschafft und fand ein Bett in einer Herberge in Salceda. Hier werde ich sehr herzlich empfangen und treffe wieder auf Fabio. Elena hat heute eine Abkürzung genommen und ist schon ein Stück weiter als ich. Ich werde sie wahrscheinlich morgen erst in Santiago wiedersehen. In der Herberge komme ich mit zwei Deutschen ins Gespräch. Die beiden bewundern uns, dass wir den Küstenweg komplett gemacht haben und fragen immer wieder, wie es war mit den Höhenmetern. Die waren im Nachhinein zwar streng, aber definitiv machbar mit einem gewissen Fitnesslevel. Aber auf jeden Fall ein gutes Gefühl, etwas geleistet zu haben.
    Jetzt wird nach einer Massagedusche (!!!) sogar noch meine Wäsche gewaschen und ich warte im Schlafsack, bis ich wieder etwas zum Anziehen kriege.

    Heute habe ich leider praktisch keine Fotos gemacht, ich war zu beschäftigt mit Laufen ;-)

    Für morgen bleiben noch 27 km bis Santiago, ich freu mich unglaublich auf die Pause dort!
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