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  • Day 20

    The last (wo)man standing

    May 30, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Fast seit Beginn der Via de la Plata war ich mit Louis unterwegs. Wir haben jetzt schon so viele Leute hinter uns gelassen. Sei es aufgrund Verletzungen, Taxifahrten oder einfach fehlender Motivation für lange Strecken. Überholt wurden wir so viel mir ist noch von niemandem.
    Irgendwie schweisst es zusammen, wenn eine einzelne Person die einzige Konstante ist im momentanen Pilgerleben. Alle anderen Leute sah ich bis jetzt nie mehr als ein paar Tage.

    Heute hat es Louis genommen. Bis mittags habe ich nichts von ihm gehört, was sehr ungewöhnlich ist, denn er findet selten den Weg beim ersten Anlauf. Also habe ich mich bei ihm gemeldet und erfahren, dass er im Bett liegt, nichts im Magen halten kann, die ganze Zeit heiss und kalt hat und sein Kopf hämmert. Ich tippe auf Sonnenstich.

    Somit hat es auch den letzten genommen und ich bin wieder alleine unterwegs. Klar kenne ich ein paar Leute hier, aber niemand von denen macht meine Distanzen (oder ist in meinem Alter).
    Einerseits ist das ein doofes Gefühl, andererseits (und das soll jetzt nicht arrogant klingen) fühl ich mich im Moment ziemlich stark und motiviert. Seit der Halbzeit in Salamanca hat sich irgend ein Schalter umgelegt, der die Kilometer nur so dahinschmelzen lässt.

    Heute bin ich in Zamora angekommen, eine der letzten grösseren Städte vor Santiago. Jetzt muss ich das Stadtleben noch ein bisschen geniessen, bevor es wieder raus in die Kuhdörfer geht.
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