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  • Day 11

    Kompakte Bürokratie

    September 6, 2018 in Canada ⋅ 🌙 18 °C

    Die Bürokratie in Kanada ist ähnlich der in Deutschland, nur kompakter: sowohl in der Größe des Papierbergs, als auch in der Anzahl der Ämter. Denn als Work and Traveller braucht man hier lediglich eine Sozialversicherungsnummer. Die erhält man in einer der zahlreichen Service Canada Offices, wo die Zeit in den überfüllten Wartezimmern mit einem vergleichbaren Enthusiasmus abgebummelt wird, wie in Deutschland. Der erlösende Moment bis zum Aufrufen hat auch zwei, drei Anläufe gebraucht, da der Mund der englischen Muttersprachlerin wohl nicht auf Anhieb wusste, was er mit meinem Nachnamen anfangen soll.

    Bis ich dann das wertvolle Blättchen Papier in den Händen hielt (das sich wider meiner Ordnungswut übrigens nicht in eine popelige A4-Hülle stopfen ließ, da das Standardblattformat hier exotische Maße hat), vergingen nicht einmal 10 Minuten charmanten Plauderns. Mit der Sozialversicherungsnummer als solide Grundlage standen mir jetzt alle Türen offen: Kontoeröffnung, SIM-Karte, gut bezahlte Karriere auf dem Traktor, ... 

    Auf der Suche nach den besten Konditionen für Work and Traveller kann man sich bei der Recherche übrigens einiges an Nerven und Hornhaut an den Fingern sparen, wenn man sich in die entsprechenden Facebook-Gruppen einschleust. Nur für die Auto-Suche wühlt man sich durch das recht zähe Überangebot auf Craigslist und Kijiji, den Ebay Kleinanzeigen Kanadas. Aber selbst wenn man nicht auf Anhieb den richtigen Wagen erwischt, können beim Stöbern auch unverhofft die wunderbarsten Bekanntschaften entstehen. So wie mit Merav und Tom. Die Beiden wollten ihren geräumigen Flitzer nach drei Monaten in British Columbia und den Rocky Mountains verkaufen, bevor es wieder zurück nach Israel ging. Ein Farmer fortgeschritten Alters war zwar leider schneller und ist jetzt glücklicher Besitzer dieses Autos. Nichtsdestotrotz haben wir uns aufgrund ausgiebiger E-Mail-Sympathie auf ein ungezwungen herzliches Pläuschchen getroffen. 4 Stunden später hab ich mich mit einem gut gefüllten Kopf voller Tipps und einer neuen Bratpfanne wieder von den beiden verabschiedet. Schade, dass sie diese Woche schon wieder abreisen.

    Übrigens gab es nachts einen ersten Besuch von Kanadas wilder Tierwelt. Ein Stinktier hat sich unter den Balkon verirrt. In welcher Gefahr wir uns tatsächlich befanden, hat uns später aber erst das Internet verraten. Wikipedia hat den gefährlichen Analdrüsen des kleinen Stinkers immerhin einen ganzen Absatz gewidmet.
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