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  • Day 310

    Indianer, die auf Dinos geritten sind

    July 2, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 14 °C

    Wer hätte gedacht, dass wir in Kanada mal Kakteen wachsen sehen... Drumheller ist die kanadische Antwort auf Steppe. Nach endlos langen Straßen und Wolken jagen am schnurgeraden Horizont, standen wir ziemlich unerwartet mitten im Horsethief Canyon, um den ameisenhaufenartige Hügel ragen. Man fühlt sich gleich wie Winnetou. Hüja! 

    Diese völlig unerwartete, fast schon surreale Landschaft hat uns länger in ihren Bann gezogen, als gedacht. Aber hier wurden nicht nur Pferde über die Landschaften getrieben. Diese abgelegene Gegend hier in Alberta gilt auch als einer der bedeutendsten Orte der Welt, wenn es um Fossilienfunde geht. Besonders für die Zeitspanne von vor 80-55 Millionen Jahren. Was Tim endlich zu dem Ort gebracht hat, auf den er die letzten Monate hingefiebert hat: das Royal Tyrrell Museum of Palaeontology. Das Dinosaurier Museum. Aber auch für mich, die den Zenit ihrer Dino-Phase mit Little Foot und "Nicht die Mama, nicht die Mama!" hatte, war das Museum ziemlich spannend. Hier war für jede Altersklasse und jeden Groupie-Grad was dabei. Es konnte mikroskopiert, gedreht, sortiert, geschaut, gehört, gestaunt, gerochen und angefasst werden. Und das auf allen Augenhöhen. Ein gelungener Kompromiss zwischen Vitrinen und interaktiven Bildschirmen. 

    Ein gläserner Arbeitsplatz gewährte uns zudem einen Blick hinter die Kulissen. Dass Archäologie nicht nur Indiana Jones bedeutet, sondern vor allem auch Geduld, wenn Millimeter für Millimeter mit einer Handvoll Instrumente entsteint und entstaubt wird. Da braucht es auch schon mal fünfeinhalb Jahre intensives Putzen und Puzzeln für ein Skelett. Selten findet sich aber ein vollständiges Knochenhäufchen. Der Rest wird konstruiert und die Knochenreste für die Ausstellung mit aufwendigen Metallkonstruktionen vervollständigt, um den Besuchenden das Bild eines Ganzen zu geben. Forschung und Kunst in einem. 

    Schöner weise wurde im Museum auf Kitsch verzichtet. Die Skelette wurden in natürlichen Posen inszeniert und fühlten sich an, als würde man vor Millionen von Jahren dem ganz natürlichen Tagesablauf der Dinosaurier beiwohnen. Nur ohne Haut und Fleisch.

    Nach all den Fossilien und Skeletten hat man sich ziemlich klein gefühlt. Aber auch ziemlich jung. Und ziemlich lebendig.
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