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  • Day 355

    Die Qual mit dem Wal

    August 16, 2019 in Canada ⋅ 🌧 13 °C

    Etwa 200 km nordöstlich von Québec an der Mündung des Saguenay-Fjords liegt Tadoussac. Eine kleine, recht unscheinbare Fischerstadt am Sankt-Lorenz-Strom, der diesen Teil Québecs mit dem Atlantik verbindet. 

    Durch eine warme Süßwasserschicht, die sich über dem kalten Salzwasser anlagert, bietet dieser Teil des Stroms den idealen Lebensraum für riesige Krill-Schwärme. Krill sind kleine Krebstiere, die so ähnlich aussehen wie Garnelen. Und wahrscheinlich auch so schmecken. Zumindest locken sie zahlreiche Wale in die Region. Und viele Wale wiederum viele Touristen. Und das macht Tadoussac zu einem der beliebtesten und besten Orte der Welt, um Wale zu beobachten. 

    Als wir auf den letzten Drücker am Ticketschalter standen, um noch ein Plätzchen auf dem Schlauchboot zu ergattern, wussten wir noch nicht so recht, was uns erwarten würde. Aber viel Zeit zum Grübeln blieb nicht, da wir am Hafen noch eine der raren Parklücken erobern mussten. 

    Am Massenabfertigungsschalter dünkelte uns dann langsam das Ausmaß dieser Pilgerstätte für Besucher aus aller Welt. In drei wind- und wasserdichte Schichten verpackt bekamen wir noch eine vierte Bauarbeiterschale dazu und schwitzten uns durch die Minuten, bis alle hundert Menschen auf Boote verteilt wurden. Mit unserer 24-Personen-Gummi-Schale hatten wir ziemlich Glück, in einem kleineren Boot zu landen. 

    Beim ersten Buckel im Wasser waren wir ziemlich überwältigt. Beim zweiten, dritten, vierten auch noch. Und dann wurde deutlich, hier wimmelt es tatsächlich vor Walen. Vor allem vor Buckel- und Zwergwalen. Man munkelt, sonst auch von Beluga- und Blauwalen. Aber die waren heute woanders schnorcheln. 

    Wir haben in den zwei Stunden hauptsächlich Fontänen, Flossen und Rücken und ein Mal ein neckisches Stück Wal-Bauch aus 30 m Nähe erspähen können. Tims erhoffter Free-Willy-Moment blieb aus. 

    Trotz dessen der Bereich als Schutzgebiet gilt, tummeln sich allerhand Boote im Wasser. Zum Teil kreisten bis zu acht um einen Wal. Ein fragwürdiges Entertainment. Auch, wenn sich die Wale daran nicht zu stören schienen, erschrickt man über sich selbst, wenn man merkt, woran man da gerade teilnimmt, um für ein paar Stunden ein atemberaubendes Erlebnis zu haben.
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