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  • Day 271

    Dharavi - Mumbais größter Slum

    March 5, 2018 in India ⋅ ☀️ 30 °C

    Wir hatten eine Tour bei "Reality Tours" durch Mumbais größtem Slum mit anschließendem Holi Festival gebucht. Ich war im Vorhinein schon sehr gespannt aber auch ein bisschen besorgt. Denn einige Male als ich durch die Straßen in armen Vierteln gegangen bin, oder schon wieder Bettler die furchtbar arm aussahen vor mir standen, dachte ich "wird in Dharavi alles noch krasser und auf was sollte ich vorbereitet sein?"
    Zu meiner großen Erleichterung wurde ich des Gegenteils belehrt.
    Jitu unser Tour Guide hat uns das Leben in Dharavi gezeigt und gut erklärt. Er ist dort aufgewachsen und wohnt seit einem Jahr nicht mehr dort, seit fünf Jahren arbeitet er als Tour Guide.
    Er erklärte uns das in den Slums nicht die ärmsten Menschen wohnen. Die Menschen die wirklich nichts haben leben auf der Straße. Die Menschen in Dharavi arbeiten hart um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen!
    In Dharavi leben über 1Millionen Menschen auf 2 Quadratkilometern. Viele Menschen habe sich dort Betriebe aufgebaut. Der größte Teil der Betriebe sind Recycling Betriebe. Es wird Müll von den Händlern auf der Straße aufgekauft, recycelt und dann weiter an große Firmen verkauft. Heutzutage ist es vor allem Plastik, welches nach Güte sortiert, zerkleinert und gewaschen wird. Seifenreste werden zu Spülmittel verarbeitet. Alte Farbtöpfe werden ausgebrannt gesäubert, entbeult und weiter verkauft. Aber dies sind nur ein paar Recyclingbetriebe. Es gibt aber auch Bäckerein, Betriebe die Leder herstellen und Töpfereien und viele andere Betriebe. Die Menschen dort arbeiten hart und verdienen 250-350 Rupien pro Tag, was 4,36 Euro sind. In Indien kann man damit überleben.
    Jitu hat uns einige Betriebe und auch Wohngebiete gezeigt. Er führte uns durch enge und dunkle Gassen zwischen den Häusern hindurch und manchmal konnten wir Blicke in Wohnungen werfen. Wohnung heißt hier ein sehr kleiner Raum für eine gesamte Familie. Klein heißt hier 10m². Meistens hat ein Paar zwei bis drei Kinder. Es gibt Gemeinschafts Sanitäranlagen, doch viel zu wenig und durch mangelnde Hygiene verbreiten sich Krankheiten sehr schnell.
    Dharavi ist wie ein eigenes Dorf, es gibt alles was man braucht, auch Läden, Schulen und ein Krankenhaus und es herrscht ein großer Gemeinschafts Sinn. Das ist auch der Grund warum viele Bewohner das "housing project" nicht in Anspruch nehmen wollen. Die Regierung bietet an Hochhäuser zu bauen in dem die Bewohner leben können, wenn sie dafür ihre Hütten im Slum aufgeben. Diese würden dann abgerissen und an dieser Stelle ein Hochhaus gebaut - kostenlos. Das Angebot wird bisher nur wenig angenommen. Die Menschen leben dort seit Generation und haben sich selbst etwas aufgebaut. Man kann man in einer Wohnung im Hochhaus vielleicht besser leben, aber nicht auch gleichzeitig einen Betrieb dort haben und somit Lebensunterhalt verdienen. Außerdem steigen die Lebenskosten ohne dass der Verdienst steigt.
    Wir haben viele Menschen in ihrem Alltag auf unserer Tour gesehen und viele Kinder haben uns begrüßt, niemand sah traurig aus und keiner hat gebettelt. Die Leute schienen uns nicht abgeneigt gegenüber, manchmal hatte ich das Gefühl sie sind sogar ein bisschen stolz uns zu zeigen was sie machen. Natürlich sind sie die Touren gewöhnt und sie wissen auch, dass 80% von unserem Geld von "Reality Tours" dafür genutzt wird um den Slum zu helfen. Sie geben Englisch Unterricht und bringen den jungen Menschen den Umgang mit Computern bei, sodass sie Chancen auf einen Job mit besserem Gehalt haben. Dazu kommen noch Aktivitäten für Kinder wie zum Beispiel auch Mädchen Fussball, was mich natürlich besonders freut!
    Unsere Tour endete mit einer Holi party, von der ich separat berichte.
    Auf der Tour durften aus Respekt keine Bilder gemacht werden, was ich gut verstehen kann. Diese Bilder sind von der Tour Company.
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