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  • Day 140

    Valsador - Casar de Cacéres

    April 12, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    Gestern Nachmittag sind Kai und ich in dem Dorf auf der Suche nach Futter gewesen. Kai hatte Heißhunger auf Kohlenhydrate und es MUSSTEN Nudeln sein. Einfach und vor allem schnell zubereitet. Wir fanden eine (die einzige) Bar in dem Dorf und fragten nach einem Supermercado. "Uno momento" sprach der Barkeeper und kam auf die Straße. Er rief etwas und nach wieder ganz vielen "R", kam eine ältere Frau und wies uns an mit ihr zu kommen. Wir folgten brav. Sie deutete uns bei einem Haus zu warten und betrat das Gebäude durch eine Seitenstraße. Dann öffnete sie von innen und uns tat sich tatsächlich ein Paradies auf. Ein echter Supermarkt - von außen absolut als solcher nicht zu erkennen. Zwar hauptsächlich Konserven und lang haltbare Lebensmittel , aber auch frisches Gemüse. Wir kauften die von Kai ersehnten Nudel, frittierte Tomatensoße, grüne Paprika, Knoblauch, eine kleine Flasche Olivenöl, Zwiebel und Zucchini. Sowie 2 Liter Bier - hehe. Wir bedankten uns tausendfach bei der älteren Frau und gingen schnellen Schrittes zurück zur Unterkunft. Dort waren wir kurze Zeit noch allein, aber bereits bei Aufbruch zum Shoppen kamen noch 4 Franzosen und die kleine Pensionen war voll.

    Weil wir jetzt nicht mehr alleine waren, wollten Kai und ich uns beim kochen mit dabei viel verwendeten Knoblauch bei den neuen Gästen "bedanken". Wir bereiten das beste Mahl auf der ganzen Welt zusammen und genossen es mit dem Bier. Danach ging ich zur Bar, weil es dort kostenloses WLAN gab - hehe. Kai legte sich hin. Wenig später rief Dorothea an. Sie sei mit Gerd (ein 65 jähriger deutscher Pilger den ich auch einige Etappen zuvor kennengelernt habe) in Cacéres. Gerd habe einen "schlimmen Zeh" und er müsse zum Arzt und neue Schuhe kaufen. Dorothea wird mir immer lieber. Wie sie sich um "ihre Pilger" kümmert. Einfach toll. Dann kamen Dorothea und Gerd, wie versprochen, mit dem Auto zu der Bar in dem kleinen Ort vorbei. Gerd berichtete, dass der kleine rechte Zeh sich durch eine Blase (und er hatte extrem viele davon, wie zuvor von mir erwähnt) entzündet hatte. Sie waren im Krankenhaus bei einem Arzt und dort erklärte man ihm, einen Tag länger und sie hätten den kleinen Zeh amputieren müssen. Er bekam Antibiotika und sollte sich am nächsten Tag noch einmal im Krankenhaus vorstellen.

    Nach ca. einer Stunde verabschiedeten wir uns (möglicherweise diesmal tatsächlich 😬) und ich ging zurück zur Pension. Kai schlief schon was mich in eine schwierige Situation brachte. Ich konnte meinen Rucksack nicht für morgen früh ohne ihn zu stören vorbereiten. Dann ließ ich es dabei und ging ebenfalls zu Bett.

    Am nächsten morgen berichtet Kai mir, dass ich sehr geschnarcht hätte. Das lag wohl eher am gestrigen vielen Bier 😜

    Ich wollte wieder früh los, da am heutigen Tag bis zu 31 Grad werden sollten und das in flacher Landschaft ohne Bäume. Furchtbar. Denn ich hatte vor einer Woche meine Kappe verloren und somit, bis auf meine Kapuzenjacke, keinen Kopfschutz. Gegen 06:20 Uhr brach ich auf und natürlich war es noch dunkel. Das Dorf war in 2 Minuten durchquert (😜) und es ging an der Straße weiter. Die gesamte Etappe war dadurch gekennzeichnet, dass diese immer an einer Straße entlang oder später sogar direkt auf der Straße verlief. In der dunklen Ferne sah ich pendelnde Lichter. Das deutete darauf hin, dass vor mir ebenfalls Pilger mit einer Stirnlampe waren. Und so war es auch. Ich überholte Franzosen (nicht die aus der Pension) und den Australier. Mal überquerte ich die Straße, dann unterquerte ich die Autobahn. So ging es bis nach "Cacéres" weiter. Der Vorort von "Cacéres" ist keine Schönheit, aber ok. Ich folgte nicht der Via, sondern eine andere, im Wanderführer beschriebene Variante durch die Altstadt.

    Und in der Tat war diese wirklich ganz nett anzuschauen. Durchaus könnte ich mir vorstellen, hier ein oder zwei Nächte zu bleiben. Es ging jedoch weiter, denn die Etappe war noch nicht beendet. Es sollten noch 10km bis zum Ziel sein. Der Weg aus "Cacéres" heraus war besser, als das hinein. Aber dafür ein Stück, ca. 5 km, direkt am Rand der Straße. Man muss schon mit einem großen Rucksack sehr gut aufpassen wenn große LKW vorbeifahren. Denn der nachfolgende Wind kann ganz schön stark sein. Später ging der Weg zunächst etwas an der Straße und wieder etwas später verließ er die Straße und ging ins Landesinnere. Auch hier keine Bäume und die Sonne stieg höher und höher. In der Ferne sah man schon "Casar de Cacéres". Unterwegs habe ich einige spanische "Pilger" überholt, welche offensichtlich (nur) die 10km gehen wollten. In diesen Momenten steigt immer etwas Wut in mir hoch wenn ich daran denke, dass diese "Kurzläufer" den "Langläufern" die Betten weg nehmen. Und so war es dann später auch. Jedoch war ich zunächst der Erste, auch "Primero" genannt - vom Hospitaliero und Barkeeper im Restaurant. Dann kamen auch schon die "Kurzläufer" und nach dem stempeln im Credencial, führte er seine Pilgertruppe zur Albergue. Sie war recht einfache, kostete 5€, kostenlose Waschmaschine, Trockner und WLAN. Was will man mehr - Lach. Dann begann das Warten auf Kai. Er kam dann 3 Stunden (!) später an und da man in einer öffentlichen Herberge nicht reservieren kann, befürchtete ich, dass er womöglich keinen Platz mehr bekäme. Aber es klappte noch und er erhielt noch eines der letzten Betten, weil ich diese zuvor mit meinen Sachen belegt hatte. Dann ging es kurz zum shoppen und in eine Bar etwas trinken und essen.

    Eines weiß ich aber jetzt schon. Da die morgige Etappe insgesamt 36 km weit ist, werde ich wieder früh aufstehen. Ach ja und einen schicken Strohhut habe ich mir auch gekauft.

    Motto des Tages: Es lohnt sich auch einmal der Erste zu sein
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