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  • Day 5

    Spili Déjà-vu und Schattenjäger

    August 23, 2020 in Portugal ⋅ ⛅ 26 °C

    In der Nacht war es trotz Klimaanlage so warm, dass wir diese ausgeschaltet und die Fenster geöffnet haben. Dann bekam man wenigstens etwas Luft und es kühlte sich auch schneller ab. Dementsprechend haben wir „gut“ geschlafen. Ich hatte sogar einen schlechten Traum mit homophoben Verfolgern und ich musste durch ein Loch im Fußboden in ein tosendes Meer springen. Das war aufregend und verstörend zugleich.

    Pünktlich gegen 08:00 Uhr waren wir beim Nachbarhotel. Dort gab es für uns frühstück, obwohl wir keins gebucht hatten - egal. Es war ausreichend. Dann gingen wir wieder zu einem Lidl (so langsam werden wir richtige Fans), kauften Brot, Wasser, Nüsse und etwas Mangosaft. Ich wollte heute mal meine Flüssigkeitszufuhr mit verdünnten Mangosaft bestreiten. Auf dem Parkplatz von Lidl füllten und packten wir alles um und gingen los. Laut Wetterbericht sollten es heute maximal 24 Grad werden.

    Zurück auf dem Weg folgten wir dem gelben Pfeil. Um es gleich zu sagen, es war wenig reizvoll. Es ging zunächst teils nur an der Straße entlang. Zwar sind die portugiesischen Autofahrer sehr vorsichtige Fahrer (kein Vergleich zu Deutschland), aber es nervte eben doch an der Straße entlang zu gehen.

    Hin und wieder gab es ein architektonisches Highlight und auch ein paar Fliesen für Olaf. Jedoch insgesamt - ich traue es mich kaum zu schreiben - eintönig mit einem Hang zur Langweiligkeit.

    Wir gingen so durch die ineinander übergehenden Ortschaften und plötzlich gesellte sich ein kleiner Hund zu uns, der uns längere Zeit fröhlich begleitete. Wir nannten ihn Barcelos - nach der Stadt aus der wir kamen und schon hatten wir die Erinnerung an „Spili“ (Ort auf Kreta, wo wir einem ähnlichen Hund begegneten). Wir haben Spili auf Kreta kennen gelernt und er folgte uns eine lange Zeit beim Wandern. Aber als wir uns der Schnellstraße näherten, die wir entlang gehen mussten, wollten wir nicht das Spili uns weiter begleitete. So versteckten wir uns in einer kleinen Kapelle auf einem Friedhof und warteten dort eine halbe Stunde. Dann schlichen wir zwischen den Gräbern entlang, denn Spili suchte uns am Eingang von dem Friedhof. Es gelang und Spili folgte uns nicht mehr.

    Diese Gedanken hatten wir auch und Barcelos lenkte uns von der Umgebung ab. Machten wir Pause, wartete er auch, gingen wir weiter, folgte er uns und schaute sich auch häufig nach uns um. Meist gingen wir auf einer befahrenen Straße entlang und Barcelos waren offensichtlichen die Auto bekannt. Er hatte ein fehlendes rechtes Auge, was bei Olaf die Sympathie-Punkte nach oben schnellen ließ. Jedesmal zuckten wir zusammen, wenn ein Auto daher kam. Aber Barcelos hatte sie gut im Blick und die Situation unter Kontrolle. Die Autofahrer waren auch sehr vorsichtig, als sie ihn sahen und wir glauben, dass sie dachten, dass er zu uns gehören würde. In einer Kurve passte Barcelos nicht so gut auf und einen Bruchteil hat gefehlt und ein Auto hätte ihn voll erwischt. In dem Moment hielt ich mir die Hände vor das Gesicht und Olaf schreckte auf.

    Also wir mussten ihn loswerden und so wendeten wir dieselbe Strategie an, wie damals bei Spili. Wir saßen auf einer Bank im Schatten und Barcelos schnupperte in der Umgebung herum. Plötzlich ging er in einen Hinterhof hinein und wir witterten unsere Chance. Schnell packten wir alles zusammen, schnallten die Rucksäcke auf und gingen flux die Straße weiter. Aber er sah uns und folgte uns erneut. Das hat nicht geklappt. Wir suchten auf unserem Weg nach Möglichkeit und manche sahen zunächst aus als wenn sie klappen könnten, wie zum Beispiel eine öffentliche Toilette - aber die war leider geschlossen. An einem Weiler machten wir Pause und Barcelos trank endlich auch ein wenig. Es ging leicht den Berg hinunter und rechts bot sich uns DIE Chance. Ein Weg zu einer Weinreben-Anpflanzung. Schnell gingen wir dort entlang, denn Barcelos war vor uns und wir versteckten uns hinter den üppigen Weinreben. Die Weintrauben schmeckten Olaf gut. Nach einer Weile gingen wir zum Weg zurück und siehe da, Barcelos war (leider) weg. Zwischenzeitlich habe ich ihn noch zwischen den Weinreben uns suchen gesehen.

    Wir folgten dem Weg und durch die steigende Sonne, wurde es zunehmend wärmer und dadurch viel anstrengender. Mehr als sonst machten wir kurze Pausen und tranken etwas. Schatten war rar und jedes bisschen herzlich willkommen. Wir folgten sogar den Schattenverläufen von Mauern, Zäunen, parkenden Autos, Bäumen etc. Alles war uns recht.

    In einer Bar, etwas abseits vom Weg, machten wir eine länger Pause mit kühlen Getränken. Ein letzter Aufstieg stand uns bevor und der war kurz. Dann ging es wieder durch Wälder und wir hatten Schatten. Je näher wir unseren heutigen Ziel „Ponte de Lima“ kamen, nahmen auch wieder die zersiedelten Ortschaften zu. Das machte einfach keinen Spaß und so sank in uns die Motivation.

    Am Fluss angekommen wurde es von den Temperaturen her angenehmer. Heute ist Sonntag und somit waren viele Menschen unterwegs und es gab einen Markt. In „Ponte de Lima“ suchten wir unsere Unterkunft und fanden sie in einem alten Stadthaus. Olaf rief die Nummer an, welche auf der Tür stand und der Vermieter war in 40 Minuten da. Bis dahin tranken wir wieder ein Bier und suchten im Internet nach Restaurants für uns.

    Der Vermieter zeigte und das Zimmer - ähm... Wohnung. Eine geile alte Stadtwohnung mit Küche, Wohnzimmer und Bad. Es gab zwar noch eine Etage höher noch zwei Zimmer, aber die schienen nicht belegt zu sein. Hoffentlich bleibt das so - hehe. Auch gab es frisches Obst, etwas Kuchen und Toast. Wir werden uns entscheiden müssen, ob wir hier kochen oder essen gehen werden. Erst wir geduscht, wir haben es nötig und verdient.
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