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  • Day 20

    Tag 17 // Der Gigant der Provence

    September 5, 2016 in France ⋅ 🌬 20 °C

    Teilweise haben wir ihn bezwungen, teilweise hat er uns bezwungen.

    Eins vorneweg, hier stürmt es. Laut Wetterbericht 80-100km/h. Aber man kann sich das Wetter nun nicht aussuchen, insofern ging es früh los.

    Gerade auf den ersten 30km bis zum Fuss des Berges lief es sehr flüssig zumal sich der Wind noch in Grenzen hielt. Nochmal Wasser auffüllen in Bedoin und los ging es in die Steigung. Nach einem mäßig steilen Teil aus Bedoin heraus beginnt 15km vor dem Gipfel der eigentliche Anstieg, der bei der Tour de France auch ab dort erst kategorisiert ist.

    Die Steigungsprozente sind zumeist knapp unter 10% wodruch man im Schnitt pro Kilometer Weg ungefähr 100HM überwindet.

    Über 1000 Meter began ich zu spüren, dass die Luft doch merklich dünner wird. Dazu machte der starke Wind, der einem zuteilen fast den Atem wegnahm, die Aufgabe nicht einfacher.

    Bei 1.500HM passierten wir den Bereich, in dem die diesjährige Tour Etappe beendet wurde, da man aus Sicherheitsgründen bei ebenfalls starkem Wind das Ziel nach unten verlegt hatte. In diesem Bereich werden die Bäume auch immer weniger und der Wind kann zunehmend ohne Hindernisse über den Berg fegen.

    Für mich wurde es ab dem Zeitpunkt immer schwerer, aber nicht wie erwartet wegen der Kraft sondern aufgrund der immer dünner werdenden Luft und dem damit verbundenen Gefühl nicht genug ebendieser zu bekommen.

    Max hatte erfreulicherweise mit der Höhe keine Probleme und konnte ohne größere Schwierigkeiten den Berg hochziehen.

    Der entscheidende Punkt kam bei ca 1.800HM als an einigen Stellen der Wind so böig über den Berg wehte, dass wir fast vom Rad geflogen wären. Für mich bedeutete das absteigen und schieben, da einfach keine Reserve mehr war, um den Wind auszugleichen. Selbst zu Fuss war es teilweise nicht möglich im Gegenwind voran zu kommen.

    Auf 1.862HM wartete Max auf mich vor einer Steinmauer sitzend, die den Wind abhielt. Aber auch nach mehreren Minuten Pause war es mir so schwummrig im Kopf, dass ich es nicht weiter riskieren wollte noch höher zu gehen. In Sichtweite des Ziels, knappe 50HM vor dem Gipfel musste ich schweren Herzens umdrehen und mich vorsichtig an die Abfahrt machen.

    Max konnte nach einigen Meter schiebend doch nochmal aufs Rad steigen und im Windschatten des Gipfels den Mont Ventoux bezwingen.

    Somit können wir, ich zwar nur mit Bleistift aber immerhin, den Punkt "Tour de France Berg hochgefahren" auf unseren Listen der Dinge, die man mal im Leben gemacht haben möchte, abhaken. Zudem bleibt die Erkenntnis, dass selbst solche "Giganten" von der reinen Steigung her für den halbwegs trainierten Hobby Fahrer gut zu schaffen sind. Gesetzt den Fall, dass man eben mit der Höhe klar kommt.
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