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  • Wanderung zu den “due sorelle”

    September 19, 2020 in Italy ⋅ ☀️ 22 °C

    Heute morgen schnappe ich mir meinen Becher mit frischem Kaffee und spaziere hinunter zum Strand. Es sind noch nicht so viele Menschen da, wenngleich mehr als oben im Veneto. Hier gibts überwiegend italienische Touristen und natürlich kommen auch die Einheimischen, denn heute ist ja Samstag. Die Morgensonne ist herrlich! Ich genieße eine Zeitlang die schöne Stimmung und mache mich dann wieder auf nach oben. Die ersten Kalorien des Tages werden verbrannt bei dem steilen Anstieg... 😉

    Ich unterhalte mich mit den netten Campingnachbarn, eine dreiköpfige Familie aus der Nähe von München. Die kleine Antonia ist sehr aufgeweckt und zeigt mir stolz ihre Bastelkunst und ihr Tatoo mit einem Schneemann. Die Familie macht sich fertig für einen Tag unten am Meer.

    Mein eigener Plan ist heute, eine Wanderung oberhalb der Riviera del Conero zu unternehmen zum Passo del lupo mit schönem Ausblick und dann runterzulaufen zur Badebucht bei den “due sorelle”. Die zwei Schwestern sind zwei Felsen im Meer vor der Küste.

    Ich laufe also die Höhenmeter in den Ort Sirolo, dort ist recht viel los. Auch der Weg zum Passo del lupo scheint sehr bekannt zu sein, mir begegnen relativ viele Ausflügler an diesem Samstag. Mit zwei Stunden hin und zurück ist es auch überschaubar. Es geht mäßig bergauf in einem lichten Küstenwäldchen. Immer wieder wird die Küste sichtbar, das sind schöne Ausblicke! Der Weg ist staubig, die Bäume mit einer leichten Staubschicht überzogen, hier hat es länger nicht geregnet! Und es fühlt sich einfach mediterran an und duftet auch so.

    Am Passo del lupo steht ein großer markierter Stein. Ein Gruppe Italiener macht jede Menge Selfies - eine große Gaudi! Ich selbst mache dann auch noch ein paar Selfies, das gehört hier dazu mit Blick auf die “due sorelle” ! 👌 Die allermeisten wandern genau bis zu diesem Punkt und drehen dann wieder um, stelle ich fest. Ich verstehe auch gleich warum ! 😉

    Ab hier wird der Wanderweg zum Klettersteig. Der Pfad führt in den Kalksteinfelsen steil nach unten über Geröll und hohe Felsstufen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier absolut notwendig. An vielen Stellen gibt es eine Seilsicherung. Davon stand in meinem Reiseführer nichts. 😉 Nachdem ich jedoch merke, dass ich es bewältigen kann, steige ich weiter ab. Es ist wirklich steil und erfordert hohe Aufmerksamkeit. Ich habe den Eindruck, dass der Aufstieg sogar schneller wäre. Immer wieder gibt es tolle Ausblicke auf die Küste und den tief unten liegenden Strand.

    Die letzten Höhenmeter werden richtig spannend. Ab hier geht es ziemlich senkrecht nach unten, zwei Seile sind vorhanden zum Abseilen. Ok, eine echte Herausforderung! Ich habe noch meine Wanderstöcke in der Hand, die sind jetzt hinderlich! Ein junger Mann unten am Strand sieht mich, ihm werfe ich meine Wanderstöcke zu. Dann seile ich mich ab, alles klappt gut! Ich bin endlich am Strand 🏖😊👌

    Der Strand ist belebt. Von weiter oben hatte ich gesehen, dass ein Ausflugsboot viele Badefreudige an den Strand gebracht hat. Ansonsten ist der Strand nur über den Klettersteig erreichbar. Für mich gibts erstmal Mittagspause mit meinem mitgebrachten Vesper😋. Das habe ich mir jetzt verdient, uff! Dann ab ins Meer, das ist schön erfrischend!

    Gegen 14.45 Uhr werden die Bootsausflügler wieder abgeholt - plötzlich ist der Strand fast leer. Es bleiben die Wanderfreunde... Ich genieße noch ein bisschen die Zeit am Meer. Plötzlich kommt eine große Welle an den Strand - mein Badehandtuch, Rucksack und Schuhe werden überspült ! Naja, es ist ja warm, also nicht so schlimm 😆 Das einzig Unangenehme ist, dass ich jetzt ein völlig durchnässtes schweres Badehandtuch wieder über den Klettersteig zurück schleppen werde😆

    Dann ziehe ich mich an den Kletterseilen wieder über die ersten Höhenmeter nach oben - der Adrenalinpegel steigt! Es ist für mich schon eine Herausforderung, aber alles klappt! 💪 Dann steige ich immer weiter nach oben - bei grandiosen Ausblicken und tollem Licht! Immer wieder kommen Passagen, die etwas ausgesetzt sind, jedoch dann immer Seilsicherung dabei. Irgendwann bin ich wieder am Passo del lupo und wandere gemütlich Richtung Sirolo zurück. Zwischendurch gibt es noch Materialbruch. Einer meiner Wanderstöcke bricht in der Mitte entzwei 🤷‍♀️ Naja, die Stöcke haben wirklich schon viel mitgemacht und mich viele Jahre auf endlos vielen Wanderungen begleitet....

    Das war eine fantastische Wanderung mit physischer und mentaler Herausforderung, schönem Stranderlebnis und wunderbaren Ausblicken aufs Meer und die mediterrane Landschaft!
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