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  • Meine Camper-Reise - Resümee

    October 2, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 14 °C

    Nun bin ich wieder zurück von meiner dreiwöchigen Camper-Reise. Harry ist wieder bei seinem rechtmäßigen Besitzer Kai in Gießen. Ja, es war gestern abend ein merkwürdiges Gefühl, mein temporäres „Zuhause“ wieder vollständig ausgeräumt und geputzt zu übergeben. Wir hatten uns gut aneinander gewöhnt :). Gleichzeitig habe ich es auch genossen, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen und ein komplettes Badezimmer für mich alleine zu haben 😉.

    Ich schwelge noch in den Erinnerungen an diese Reise mit so vielen unterschiedlichen und sehr bereichernden Erfahrungen und Erlebnissen. Es war die ganze Bandbreite der Erlebnis- und Gefühlswelt dabei. Physische und mentale Herausforderungen wie das Klettern an der Küste von Sirolo und die allerersten Tage, als viele Handgriffe noch neu waren, ich mich mit dem Wagen noch nicht gut auskannte und vor überfüllten Campingplätzen stand.

    Ich habe einsame Momente erlebt und gleichzeitig die wunderbare Erfahrung, Strände für mich fast alleine zu haben. Dann wieder Touristenströme in den Cinque Terre. Und die unzähligen Glücksmomente in der Natur und am Strand mit ruhiger Morgenstimmung, leckeres Essen und nette Begegnungen auf den Campingplätzen.

    Ich bin mehrere Tausend Kilometer allein über italienische, deutsche, österreichische und Schweizer Autobahnen und auch holprige Landstraßen gefahren. Manchmal gab es knifflige Situationen beim Rangieren auf engen Park- oder Campingplätzen und bei der Abwasserentleerung. Ich habe sie alle gemeistert💪. Und wenn ich alleine gar nicht mehr weiterkam, habe ich immer freundliche Hilfe irgendwoher bekommen!

    Die Autofahrten waren in gutem Gleichgewicht mit Strandtagen und Aktivsport wie Wandern und Radfahren. Kulturelle Sehenswürdigkeiten spielten nur eine kleine Nebenrolle - im Mittelpunkt stand das tiefe Erleben der Natur, des Meeres und der Strände und die Erfahrung des Lebens in einem Camper. Ich habe immer in mich reingespürt, was mir gut tut und dann jeweils ganz spontan meine Entscheidungen getroffen. Durch das Alleinsein habe ich viel nachgedacht und -gespürt, so war es auch eine Reise zu mir selbst...

    Das Schlafen im Dachzelt unter dem Sternenhimmel und mit den Geräuschen der Natur (und sogar der Züge) war ein großes Highlight! Außerdem der morgendliche Kaffee am Strand, am Meer oder mit toller Aussicht von oben. Die Unabhängigkeit und Spontanität, jeden Morgen neu zu entscheiden, was ich mache und wo ich die nächste Nacht verbringe, war ebenfalls eine wunderbare Erfahrung! Die Einfachheit des Lebens auf den Camping- und Parkplätzen ist schön. In manchen Situationen konnte ich mich dann über eine funktionierende Toilette freuen, als ob es der größte Luxus wäre!

    Nicht jede Erfahrung war “schön” im klassischen Sinn. Es gab natürlich unangenehme und schwierige Situationen, die sich nicht gut anfühlten, z.B. das Gewitter über mir, als ich im Campingbus festsaß und angesichts der Wetterprognosen nicht wusste, wo ich die nächste Nacht verbringen soll. Oder die Erfahrung von mehreren Tage ohne nennenswerte Kommunikation und Begegnung mit anderen Menschen, da die Campingplätze und Strände fast leer waren. Gleichzeitig hat dieses Alleinsein eine intensive Begegnung mit mir selbst ermöglicht.

    Solche Herausforderungen gehören immer zum Leben dazu. Meine Erfahrung und Erkenntnis ist: Ich bin keiner Situation ausgeliefert, denn es gibt immer mindestens eine Handlungsoption. Wenn wir uns allen Herausforderungen stellen und sie so gut wir können meistern und uns selbst in der Tiefe begegnen, stärkt dies das Selbstvertrauen. Und meine Erfahrung ist auch, dass sich das Gute immer wieder “automatisch” einstellt.

    Ich habe auch wieder mal festgestellt, dass ich zwar gut alleine sein kann und dies auch sehr schätze und brauche. Andererseits liebe ich den Austausch, die Begegnung, Lachen und Feiern mit anderen Menschen! Die richtige Balance ist für mich das A&O !😊

    Mit Blick auf all diese Erfahrungen fällt es mir sogar schwer, die geographischen “Highlights” dieser Reise zu nennen. Ich habe zu jedem einzelnen Standort mit seinen Besonderheiten eine intensive Beziehung:

    - Die erste Probenacht im Camper noch in Oberursel mit einem leckeren Abendessen bei Waldtraut
    - Eine Übernachtung beim Kloster Andechs mit überfüllten Campingplätzen und vielen hilfsbereiten Menschen
    - Der Millstätter See mit dem wunderschönen Campingplatz in Terrassenlage, Baden im See und der Begegnung mit Lisa und Reinhard
    - Der familiäre Villa al mare-Campingplatz mit der Entdeckung des morgendlichen Kaffees am Strand, dem Ausflug nach Venedig und einer schönen Radtour
    - Eine Nacht im Hinterland der Marken auf einem schönen ruhigen Stellplatz im Grünen
    - Sirolo mit der wunderschönen Kalksteinküste und dem Campingplatz in Terrassenlage und eigener Badebucht
    - Die Übernachtung auf einem Parkplatz in Montopoli alleine mit fantastischer Aussicht und eigenem “Balkon”
    - Der naturbelassene weitläufige Campingplatz bei Anzio mit wenigen Gästen und weiten fast menschenleeren Stränden und einem hervorragenden Fischlokal
    - Die Palmenriviera bei Grottamare mit gut ausgebauten Radwegen und einem Stellplatz mit Frühstück und Abendessen direkt am Strand
    - Tolle Wanderungen in den Cinque Terre und Wiedersehen der hübschen Dörfchen und mit einem familiären Campingplatz abseits vom Touristenrummel
    - Und schließlich die wunderschöne Morgenstimmung am Lago Maggiore

    Ich fühle mich sehr erfüllt von dieser Reise und bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen!
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