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  • Day 91

    Jodphur, Indien

    May 8, 2017 in India ⋅ ⛅ 40 °C

    Nach etwa 4,5 Stunden Fahrt erreichten wir "Jodhpur", auch die "blaue Stadt" genannt. Auch hier hielt der Bus wieder irgendwo am Straßenrand und ließ die Fahrgäste aussteigen, die draußen gleich von den Riksha-Fahrern überrumpelt wurden und kaum dazu kamen, ihr Gepäck aus dem Gepäckraum des Busses zu nehmen. Nachdem wir unsere Rucksäcke eingesammelt hatten, nahmen wir uns einen der Riksha-Fahrer (oder er uns, wie man es nimmt 😅) und fuhren in Richtung Hotel. Der Fahrer hatte uns wie immer versichert, er wüsste genau, wo er uns hinbringen müsste. Mittlerweile wussten wir ja bereits, dass es in den seltensten Fällen stimmt. Und so hielten wir auch diesmal zwischendurch an, damit unserer Fahrer bei den anderen Riksha-Fahrern am Straßenrand nach dem Weg fragen konnte. Wir hatten den Weg zwar auf unserem Handy mit der offline Karte verfolgt und wussten bereits, wo wir hin mussten, aber offensichtlich vertraute er lieber seinen Kollegen. Am gewünschten Zielort angekommen, standen wir vor einem großen Steintor, welches den Zugang zum Markt bildete, weshalb uns der Riksha-Fahrer nicht genau bis vor das Hotel bringen konnte. Herrlich, uns Hotel befand sich genau am Markt, also mitten im bunten Treiben. Es war bereits dunkel und reges Begängnis auf dem Markt. Wir kämpften uns mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken durch die Menschen, die gerade ihrem gewohnten Alltag des Handelns nachgingen. Das Hotel befand sich natürlich auch hier nicht exakt an der angegebenen Adresse, nachdem wir noch ein paar Strassenecken weiter gesucht hatten, hatten wir es jedoch gefunden.
    Der Hotelbetreiber empfing uns sehr freundlich, brachte uns in unser Zimmer und zeigte uns im Anschluss noch die Dachterasse des Hauses, von der aus man einen wundervollen Blick auf das Fort der Stadt und das Treiben auf dem Markt sowie den Straßen umher hatte. Das Hotel bzw. das Haus sei bereits über 300 Jahre alt, früher verkehrten hier die Reichen oder die indischen Tänzerinnen buchten sich ein. Es war ein tolles, verwinkeltes Haus mit altertümlichem Charme. Zum Abendessen gingen wir in eine der Rooftop-Bars und genossen den abendlichen Blick auf das beleuchtete Fort.
    So schön das alte Hotel auch war, die zwei Nächte die wir hier verbracht hatten, waren weniger erholsam. Da die Zimmer noch nicht über Klimaanlagen verfügen, sondern nur Ventilatoren, es nachts aber immer noch um die 35 Grad warm war, war es fast unmöglich zu schlafen. Also quälten wir uns durch die erste Nacht, gingen im zwei Stunden Takt duschen, da es dann für einen Moment kühl unter dem Ventilator war, bis der Wind alles getrocknet hatte. Etwas gerädert starteten wir mit einem einfachen Frühstück auf der Dachterasse in den Tag. Danach liefen wir den Berg zum Fort hinauf, um den Ausblick auf die Stadt zu genießen. Aufgrund der Hitze konnten wir den Weg nur langsam zurücklegen. Vom Fort aus liefen wir eine Runde zu einem ebenso höher gelegenen Tempel und im Anschluss in die Stadt zurück. Wir sahen uns einen Stufenbrunnen an, der etwas anders aufgebaut war, als der, den wir in Ahmedabad gesehen hatten und dieser hier war mit Wasser gefüllt, in dem ein paar Jugendliche badeten.
    Zum Lunch gab es Obst, welches wir auf dem Markt besorgt hatten. Mit dem Hotelbetreiber hatten wir abgesprochen, dass er uns die Tickets für die Weiterreise mit dem Bus nach "Jaisalmer" besorgen würde. Er meinte, wir müssten uns darüber keine Sorgen machen. Da wir von der kurzen Nacht noch ziemlich müde waren und die Hitze uns ebenfalls geschafft hatte, versuchten wir uns noch ein wenig auszuruhen. Am frühen Abend ließen wir uns wieder auf dem Dach einer der Rooftop-Bars nieder. Der Restaurant-Betreiber hatte uns am Nachmittag auf Deutsch angesprochen, ob wir am Abend bei ihm essen wollten. Wir hatten die Dachterasse für uns, da noch keine anderen Gäste da waren und nutzen die Ruhe, um den Ausblick noch einmal auf uns wirken und auch die Eindrücke noch einmal Revue passieren zu lassen. Fast wie selbstverständlich waren wir nun auch hier in Indien bereits 2,5 Wochen unterwegs. Waren mit Zug uns Bus von A nach B gereist, haben verschiedene Menschen kennengelernt und uns an die Gegebenheiten angepasst, aber wirklich verarbeiten konnten wir das alles nicht. Nach all dem was wir bereits auf unserer Reise gesehen hatten, war Indien einfach eine, vielleicht auch zwei oder drei Schippen mehr. Auch hier in Jodhpur häufte sich der Müll, in dem die Menschen und Tiere lebten, das Abwassersystem war eine Katastrophe und roch bei diesen Temperaturen widerlich. Die Tiere aßen aus dem Müll, Menschen schliefen auf der Straße oder ebenfalls im Müll, Kinder spielten und bastelten mit dem Müll. Jede Straße besaß einen kleinen Laden am anderen, wo alle denkbaren Waren zu finden waren. Die Gegensätze waren so groß und wechselten von einem Moment auf den nächsten, so dass man manchmal nicht wusste, ob man weinen oder lachen sollte. Wir führen so ein privilegiertes Leben in Deutschland, dass ist im Vergleich zu Indien, einem Land mit der fast ältesten Kultur, kaum vorstellbar ist.
    Da wir schon ahnten, dass die Nacht nicht viel besser als die vorherige werden würde, saßen wir noch ziemlich lang in dem Restaurant und philosophierten über das Leben. Zurück im Hotel schauten wir uns über das Internet einen Tatort an und irgendwann in der Nacht gingen wir noch ein paar Stunden schlafen. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen, wollten wir uns bei dem Hotelbetreiber versichern, dass unser Bus wie geplant gegen 15:30h nach Jaisalmer fahren würde. Leider hatte er keine Tickets besorgt, da diese angeblich nicht mehr für den angesprochenen Preis erhältlich gewesen wären und es wohl auch kein Bus mit Klimaanlage sei. Super! Es war bereits 11h und ein bisschen enttäuscht waren wir schon, denn eigentlich hatte er einen recht zuverlässigen Eindruck gemacht. Nun ja, also zogen wir selbst los und suchten uns eine der nahegelegenen Agency's, wo wir glücklicherweise noch zwei Tickets für einen klimatisierten Bus nach Jaisalmer bekamen. Es sollte bereits 13:00h los gehen. Wir nutzten die verbleibende Zeit, um noch einen Spaziergang in die andere Richtung der Stadt zu unternehmen. Dabei gerieten wir in eine Hochzeitsgesellschaft, die durch die Straßen zog. Auf dem Rückweg zum Hotel wollten wir noch etwas für zwei kleine Kinder besorgen, die wir am Vortag im Müll spielen sahen und deren Eltern daneben im Müll schliefen. Leider waren sie nicht mehr aufzufinden...
    Im Hotel schnappten wir unsere Rucksäcke, nahmen eine Riksha und ließen uns zum Abfahrtsort des Busses bringen. Pünktlich 13:00h saßen wir dann auch schon im Bus und die Weiterreise nach "Jaisalmer" startete.
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