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  • Day 9

    Palästina Pt. 1 Taufstelle Qasr el-Yahud

    May 11, 2019 in Palestine ⋅ ☀️ 20 °C

    Der erste Tag Westbank hat es in sich.

    Wir haben wohl Glück und fahren in einer "kleinen" Gruppe mit 19 statt normalerweise 35 Leuten. Der Guide ist sichtlich erleichtert, mit dem Zählen der Teilnehmer haben sie es hier anscheinend nicht so 😅

    Auf dem Weg in die Bethlehem Area (sowas wie der Landkreis Bethlehem? 😬) passieren wir die israelischen Kontrollpunkte.

    Der Guide steigt erst danach ein.

    Er ist ein christlicher Palästinenser, der nicht mehr nach Jerusalem darf.

    Auch die Straßen der Stadt dürfen sie nicht benutzen. Wir fahren eine neue Straße entlang, die in den 90ern gebaut wurde und um Jerusalem herumführt. Dadurch verdoppelt sich der eigentliche Weg.

    Der Busfahrer ist zwar Palästinenser, aber Einwohner von Jerusalem, deswegen hat er eine Sondergenehmigung und kann in beiden Gebieten fahren. Seine Familie außerhalb der Stadt darf ihn aber nicht besuchen.

    "Raus kann jeder, nur wieder rein nicht", erklärt der Guide.
    Touristenbusse werden bei der Einreise nach Israel nur stichprobenartig kontrolliert.

    ABER: Sollte der Fahrer einen Palästinenser einschmuggeln, landet er jahrelang im Gefängnis, zahlt um die 120.000 Strafe (Währung vergessen, hoppala... 😅 Vielleicht Dollar, ich glaube aber, Schekel, sind dann immer noch ca. 30.000 Euro) und die gesamte Reiseagentur verliert ihre Zulassung. Das überlegt man sich dann wohl zwei Mal.

    Bei Einfahrt in die palästinensischen Gebiete sieht man an den Grenzen überall dicke rote Warnschilder.
    Praktischerweise sogar auf Englisch.
    Es handelt sich um eine Warnung an Israelis, sich unter Androhung von Tod von den Gebieten fernzuhalten.

    Hmmm... 🤨 Warum auf englisch? Haben die Israelis hebräisch verlernt?

    Nein, wir werden aufgeklärt: die Schilder stammen nicht von den Palästinensern, sondern vom israelischen Militär und sind extra schön beeindruckend, damit Touristen sich eher fern halten.
    Man wolle nicht, dass die Touristen in diese Gebiete gehen, die Wirtschaft vor Ort unterstützen und womöglich auch sehen, dass Palästinenser Menschen sind wie jeder andere.
    Und natürlich wollen die Israelis auch nicht, dass der eigene, unfeine Umgang mit den Palästinensern publik wird.

    Es ist total abstrakt, wir fahren ganz dicht an Jerusalem vorbei, können wunderbar auf die Altstadt schauen, und sind doch im Sperrgebiet 😞
    Der Guide zeigt auf eine Stelle neben der Straße und meint, dass sich hier oft junge Palästinenser treffen und von dieser Seite nach Jerusalem schauen, denn als Christen und Moslems hat die "heilige Stadt" für sie einen großen Stellenwert.

    Wir halten bei der Taufstelle Jesu Qasr el-Yahud.
    Eine braune Pfütze des Jordan, wo durch Johannes den Täufer sogesehen die spirituelle Geburt von Jesus statt fand, als dieser 13 oder 14 war.

    Viele Moslem Führer sollen hier begraben liegen.

    Verrückt ist es schon: keine 5 Meter Wasser trennen uns von Jordanien. In der Mitte der Pfütze ein unauffälliger Stacheldraht und auf der anderen Seite ein Kontrollturm mit Militär, der sich in die Landschaft einpasst.
    Ich komme nicht umhin, zu bewundern, wie man es hier versteht, Sicherheit mit Achtung für die Religion zu verbinden.

    Und es ist beeindruckend, die Pilger in ihren weißen Gewändern zu sehen, wie sie ganz in sich versunken in die braune Brühe steigen.

    Da der Jordan immer mehr Wasser verliert, wird auch diese Stelle bald austrocknen, komisches Gefühl.

    Wieder im Bus folgen einige Geschichten um Jesus und die heiligen 3 Könige, aber ich werde hinterher aus meinen Notizen nicht mehr schlau 😅
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