A 16-day adventure by Chri Read more
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  • Day 6

    Jerash oder das Ende von Lotti

    May 8, 2019 in Jordan ⋅ ☀️ 20 °C

    Ca. 2000 Jahre alt, einst eine der wichtigsten römischen Städte der Welt, durch einen Fluss geteilt, von dem man heute nicht mal mehr ansatzweise etwas erahnen kann.
    Der Fluss war der Grund für die Ansiedlung, heute ist er asphaltierte Straße.

    Der Guide vermittelt unglaublich tolle Eindrücke und zum ersten Mal bekomme ich wirklich so etwas wie ein Gespür dafür, was sich früher in der Stadt abgespielt haben kann.

    Start in die Ausgrabungsstätte durch ein imposantes Stadttor, was vor Fertigstellung durch ein Erdbeben zerstört wurde.

    Dafür umso mühevoller restauriert, zum Teil wurden aber auch einfach neue Steine gebastelt, was einiges erklärt.

    Weiter über das ehemals gigantische Hippodrom, von dem leider fast nichts mehr übrig ist, außer Sand.
    Hier sollen Gladiatoren gekämpft haben und es gab viel Glücksspiel und Wetten, von den 30.000 Bewohnern der Stadt (inklusive Sklaven) passten 15.000 in die Arena.

    Ich sehe die frühere "Shoppingmall", erinnert an die Brezel-Buden im Fußballstadion.
    An einer Stelle finden sich doch noch ein paar Reste des alten Baus. Der Guide bleibt stehen, an einer ganz bestimmten und zeigt, wozu die alten Römer fähig waren:
    Ohne lauter zu werden, spricht er in Richtung der Ruine. Unfassbar: die Konstruktion verstärkt seine Stimme, wie wir es heute nur mit Lautsprechern und sonstiger Technik hinbekommen.

    Über das Südtor, was früher nach Philadelphia führte (heute Amman), komme ich zum Forum, dem alten Marktplatz, in dessen Mitte noch der Original Opferaltar steht.
    Von Säulen umsäumt, die ebenfalls relativ original sind, ist das schon ein toller Anblick.
    Wirklichen Sinn hatten die hübschen Säulen anscheinend nicht, denn sie waren nicht überdacht und scheinen eher Dekoration gewesen zu sein.

    Weiter oben ist der Zeus-Tempel, er sollte das erste sein, was man erblickt, wenn man die Stadt betritt.

    Zur Baukunst: Die alte Straße ist noch komplett erhalten, die Steine wurden bewusst diagonal gesetzt, damit die Wagen nicht so viel Schaden anrichten, wenn sie schwer beladen entlang fahren und tatsächlich sind die Fahrrillen gut zu erkennen.

    🧐 Es gab auch schon Abflüsse in der Straße, nur ist der Gullideckel aus massivem Stein. Neue Erkenntnis: die runde Form der Deckel ist bewusst gewählt, so kann das schwere Ding beim Öffnen nicht versehentlich in die Kanalisation fallen.

    Den Tempel von Artemis hoch, vorbei an 3 ehemaligen byzanischen Kirchen mit schönen Mosaiken geht es zur letzten Station, den alten Theater, in dem Pseudo-Beduinen in alter jordanischer Tradition schottische und amerikanische Lieder auf dem Dudelsack klampfen... Und da ist es passiert... 😫...
    Lotti hat sich nicht mal verabschiedet, sondern sich einfach klammheimlich aus dem Staub gemacht.

    Vermutlich reist sie jetzt allein weiter durch das Land auf der Flucht vor beduinischen Dudelsäcken 😅
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  • Day 6

    Amman - die weiße Stadt

    May 8, 2019 in Jordan ⋅ ⛅ 17 °C

    Durch den langen Grenzübergang fahren wir leider nur durch die Hauptstadt Jordaniens hindurch.

    Fast alle Gebäude sind weiß, die Stadt ist relativ neu und floriert. Die m²-Preise für Wohnungen liegen bei etwa 1.000 USD.

    Gebaut wird viel, Bei Häusern ab 2 Stockwerken darf zu Wohnzwecken noch bis insgesamt 6 oder 7 Stockwerken hoch gebaut werden.

    Kürzlich gab es eine coole Änderung für Industriegebäude: die dürfen zwar so hoch sein, wie sie sollen, zahlen aber für jeder Etage höhere Steuern.

    Der Palast ist abgeschirmt, in der Nähe stehen aber die reinsten Prachtbauten, die Privatleuten gehören.
    Einer hat unsere Agentur sogar extra gebeten (oder bestochen?) an seinem "Haus" vorbei zu fahren... 🤨
    Sein Geld hat er mit guten Geldanlagen verdient... Was mache ich falsch? 😅

    Die meisten Moscheen werden übrigens von Privatleuten gespendet, nur 10 % von sind staatlich finanziert.

    In Amman soll es riesige und prachtvolle Moscheen geben, unter anderem eine
    Kopie der al-Aqsa-Mosche aus Jerusalem.

    Am Abend dann Ankunft im Übernachtungs-Beduinen-Camp, was Gott sei Dank gar nicht mehr so Original ist, in den Zelten sind richtige Betten und es gibt genug Toiletten und Duschen für jeden ♥️
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  • Day 7

    Petra

    May 9, 2019 in Jordan ⋅ ☀️ 16 °C

    Wir fahren vorbei an "Sandstorm Mountains", surrealen Gebirgsformationen, die früher komplett vom Meer bedeckt waren.
    Sie sehen hart aus, aber sind ganz weich, deswegen auch so gut für Sandstürme geeignet.

    Geschätztes Alter: 500.000.000 Jahre. 🤐

    Im Vorbeifahren wirkt sonst alles friedlich,
    Esel, Ziegen, Hunde, Katzen - irgendwie ein Heile-Welt-Gefühl. Kann aber auch an Ramadan liegen, dass es so ruhig ist 🤷‍♀️

    Wir starten früh in Petra, und ich bin erschrocken, wie kalt es noch ist.

    Leider bleibt wegen des früheren Aufbruchs zur Grenze nicht viel Zeit. Gut, dass das Eintrittsticket für rund 65 Euro schon im Tourpaket enthalten war, so verkrafte ich es besser, dass wir nur 4 Stunden haben.

    Bin aber auf jeden Fall froh, dass wir früh angekommen sind, bevor die ganzen Touristenströme wie Heerscharen einfallen.

    Ein Bisschen höre ich dem Guide noch zu, bevor ich mich doch selbst auf Wanderschaft begebe, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.

    Das Tal, durch das wir laufen, wurde um 550 v. C. von Nabatäern befahren, Nomadenstämmen, die als Karawanenhändler mit Gewürzen etc. oft nach Rom unterwegs waren.

    Die haben mit cleveren Bewässerungssystemen die Gegend zu einer künstlichen Oase in der Wüste gemacht.

    Es gab immer ziemlichen Streit um die Handelsrouten, wenn diese von den Feinden blockiert wurden.

    749 n. Chr. hat ein schweres Erdbeben fast alles in Jordanien zerstört.
    Dieses und weitere Erdbeben haben den Eingang zu Petra mit fast 40 Metern Sand bedeckt und die Stadt auch Stück für Stück komplett zugeschüttet.

    Der Anblick, der sich bietet, ist faszinierend. Kilometerlang erstreckt sich die Stadt inmitten von Bergen.
    Es gibt viele Höhlen (frühere Gräber) , die die Erdbeben gut überstanden haben.

    Beinahe stehlen all dem die Kamele, Esel und Pferdewagen die Show, die zahlungswillige Passagiere nur zu gern durch die Gegend befördern. Die Esel sogar die Treppen hinauf 😱

    Ich entscheide mich gegen das große Kloster und steige den Berg gegenüber des Mausoleums hinauf und genieße die sich eröffnende Aussicht über die Landschaft.

    🐫 🏜 🏜️🐪🏜️🐪🏜️🐫🏜️🐪🏜️🏜️🐪🏜️🐫

    Im Bus auf der Fahrt zur Grenze noch ein paar interessante Informationen zum Land:

    🚸 Frage nach Schulkindern kam auf, da diese offensichtlich in Petra geholfen haben, die Waren der Eltern an den Mann zu bringen.
    Ja, eigentlich gibt es Schulpflicht von 7 - 14. Je nach den familiären Situation schicken einige Eltern ihr Kinder aber nur 1-2 tage pro Woche hin.
    Wenn Kinder von den Behörden "erwischt" werden, die mit 14 nicht lesen und schreiben können, müssen die Eltern Strafe zahlen.

    🛃 Fahrt durch Akaba: die Stadt ist seit 2000 eine zollfreie Sonderzone, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Jordanier dürfen für 300 Dollar zollfrei einkaufen, Touristen alles.

    🏝 Wir passieren das Rote Meer, das Eilat in Israel und Akaba trennt.
    Den Namen hat es, weil so viele Korallen am Strand liegen.
    Jordaniens Strandstreifen wurde übrigens 1972 mal eben von 10 auf 25 km erweitert, weil König Hussein sich beim König von Saudi-Arabien beklagt hat, dass er kaum Strand hat.
    Der fand das durchaus richtig und hat König Hussein so viel geschenkt, wie er haben wollte.
    Ich will auch einen eigenen Strandabschnitt 😭😬

    ⚚ Handelsbeziehungen zwischen Jordanien und Israel sind total offen.
    Israelis können ohne Visum einreisen.
    Jordanier allerdings müssen in Amman vor Ort ein Visum beantragen, was ca. 6 Wochen dauert und meist abgelehnt wird. Wenn man verwandte in der Westbank hat, sowieso... 🤨
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  • Day 8

    Old City Tour oder American Logorrhea

    May 10, 2019 in Palestine ⋅ ⛅ 15 °C

    Interessant, dass Find Penguins Jerusalem als Palästina deklariert 😱🤪😂

    Morgens geht es los, zur gebuchten Altstadtführung. Es gibt genug gratis Führungen, also verspreche ich mir umso mehr von der bezahlten Variante.

    Leider ist die Gruppe riesig, der Guide anscheinend überbezahlt und spricht als ehemaliger Amerikaner so schnell und unzusammenhängend, dass ich mit den Notizen nicht hinterher komme und die Lust verliere.

    Die Altstadt selbst ist wunderschön, umgeben von riesigen Stadtmauern ist der Eintritt durch eines der Tore wie eine Zeitreise. Auf gerade mal einem km² finden sich hunderte verwinkelte Gassen und Ecken verschiedener Kulturen.

    Los geht es durch das Jaffa Tor, durch das vermutlich auch Napoleon 1799 auf seinem Jaffa-Feldzug getrabt ist.
    Im Toreingang sitzt standesgemäß ein harfenspielender Jesus.

    Die Stadt selbst ist 2.000 bis 2.700 Jahre alt, die Gebäude natürlich nicht 😅 Die Straßen sind etwa 1.200 Jahre alt, die umgebenden Mauern und Gebäude stammen größtenteils aus dem 15. Jahrhundert.

    Die Region hat viele Probleme mit Erdbeben, ca. alle 100 Jahre gibt es ein verheerendes Beben, weswegen die Gebäude i. d. R. nicht sehr alt werden.

    Die meisten Plätze haben mehr als einen Namen, auch muslimische, ich hoffe, ich finde mich zurecht.

    Unterteilt ist das kleine Areal in 4 Glaubensrichtungen Stadtviertel, das muslimische, christliche, jüdische und armenische. Und tatsächlich ist jedes Viertel anders.

    Generell ist die Stadt und auch die Altstadt extrem laut, überall vermischen sich die Töne: Baustellen, Gesang, Autos, Glocken, Helikopter, schreiende Menschen...

    Start im armenischen Viertel:

    Wir begegnen einer seltenen Gruppe koptischer Priester aus Ägypten und einigen anderen Glaubenstouristen.

    Bei einem der ersten systematischen Genozide wurden im 1. Weltkrieg, ca. 1,5 Mio. Armenier durch die Osmanen ermordet.

    Dennoch gibt es armenische Flüchtlinge schon seit dem 3. Jahrhundert.

    Die Armenier seien sehr unter sich, hielten sich aus allem raus und andere auf Distanz, weswegen sie als einzige Völkergruppe nie aus Jerusalem vertrieben wurden.
    Ganz im Gegensatz zu den Juden, die zwar zuerst da waren, aber immer mal wieder "Hausverbot" hatten.
    Somit ist das armenische Viertel der älteste Stadtteil Jerusalems.

    Für Touristen mache dieses Verhalten einiges schwieriger, wir besuchen eine Kirche, welche wir nur von außen sehen können, weil sie nicht einmal zwei Stunden täglich geöffnet hat, dabei sei es eine der schönsten Kirchen der Stadt.

    Handwerklich sind sie berühmt für schöne Keramik, die auch am Eingang zu sehen ist.

    Weiter durch das Zionstor, was voller Einschusslöcher ist, zum Raum des letzten Abendmahls.
    Tatsächlich hatte der mit Abendmahl so gar nichts zu tun, es handelte sich um eine Fehlinformation an die Kreuzritter. Überhaupt gibt es hier einige Namen in der Stadt, die nie da waren...

    Von einem Aussichtspunkt sehen wir das Dach der Dormitio-Abtei und haben einen tollen Blick auf die gesamte Stadt.
    Bei der Abtei handelt es sich um eine von 3 Kirchen, die Kaiser Wilhelm vor dem ersten Weltkrieg baute.

    Nachdem er 2 Kirchen hatte bauen lassen, hat er seiner Kaiserin, die diese so hübsch fand, mal eben heimlich eine dritte errichten lassen.
    Sie nahm an, unter der Bedingung, dass diese Kirche für gemeinnützige Zwecke genutzt werden soll, und so wurde daraus ein Hospital, welches noch heute - auf Behandlung von Krebs spezialisiert - genutzt wird.
    Allerdings wird die derzeitige Nutzung bewusst nicht publik gemacht, da Hilfe auch für Patienten verfeindeter Nachbarländer geleistet werde und diese ihren Schutz verlieren würden...
    Ich frage mich, ob ich dem Guide diese aktuelle Geschichte glauben soll, denn ich wüsste nicht, wie diese Patienten das Land betreten haben sollen... 🤨

    Weiter zum jüdischen Viertel.

    Langsam geht mir die Luft aus. Bei den wasserfallartigen Redeergüssen des Guides bekomme ich nicht mal mehr ein Viertel davon mit, was interessant sein könnte und bin erschöpft... Insgesamt soll die Führung 4 Stunden gehen, davon aber 1,5 Stunden Mittagspause, irgendwie unpassend das alles.

    Das jüdische Viertel ist wesentlich jünger als das armenische.

    1948 hat die jordanische Armee in einer Art Amoklauf das ganze Viertel platt gemacht und alles zerstört.

    Erst 1967 war der Wiederaufbau, wobei viele archäologische Artefakte entdeckt wurden, die die Juden heute zu ihren Gunsten auslesen.

    Insgesamt wurde die Stadt 3x zerstört bei über 30 Kämpfen.

    Es gibt 50 oder 60 unterschiedliche Unterarten von Juden, mit unterschiedlichen Sprachen und Ausrichtungen.
    Vor allem aus Deutschland kommen die aschkenasischen Juden, die jiddisch sprechen.
    Spanien und Portugal haben z. B. sefardische Juden, die latinojüdisch sprechen usw., usw.....

    Und. So. Weiter. Der Wasserfall reißt nicht ab 😭

    🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊

    1492 Blütezeit in Spanien... Irgendwas mit Christen...
    17.... Aschkenasische Juden kamen... Haben sich schlecht verhalten und vieles wurde zerstört ...
    1850 oder so kamen weitere aschkenasische Juden, mit Geld, die haben vieles wieder aufgebaut...
    2010 wurde wieder alles aufgebaut, aber es gab keine Einigkeit über das Aussehen...

    Wie auch immer am Ende steht eine Moschee gebaut von einem Juden neben einer Synagoge gebaut von einem Moslem...

    🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊🌊

    Ich gebe auf, ich komme nicht hinterher, das ist schlimmer als trockener Geschichtsunterricht.

    Zu der Sprechgeschwindigkeit kommen die Hintergrundgeräusche und gleich zwei Hobby-Simultanübersetzer in der Gruppe, die die Kaskaden des Guides in Chinesisch und Spanisch in kleine Mikrofone plappern... Es reicht.

    Vor der Klagemauer lasse ich noch einen letzten halbstündigen Monolog über was auch immer über mich ergehen, danach geht es weiter auf eigene Faust 👊
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  • Day 8

    Via Dolorosa mit Lücken und rückwärts

    May 10, 2019 in Palestine ⋅ ☀️ 18 °C

    Side-Fact zur Klagemauer: Männer und Frauen sind getrennt, wobei die Männer mehr Platz haben als die Frauen.

    Ansonsten ist es einfach beeindruckend: Menschen pressen ihre Gesichter in ihre Gebetsbücher, stecken Zettel in die Mauer... auf einmal herrscht Ruhe inmitten der Hektik Jerusalems.

    Wir verabschieden uns vom Schwafel-Ami und ziehen mit 3 Mädels von der Klagemauer aus allein los.

    Unterwegs sammeln wir noch Richard ein, unseren 73-jährigen schwulen Kanadier. Der ist auf der Führung abhanden gekommen, ohne dass es dem Guide aufgefallen wäre. Dankbar schließt er sich uns an.

    Erst mal einen Erholungs-Eiskaffee, dann geht es an die Planung des restlichen Nachmittags.

    Anja ist der neue Guide, zusammen mit ihrem Lonely Planet. Der Tempelberg ist heute - wegen Shabbat - für Touristen gesperrt. Also versuchen wir, die Via Dolorosa - den ehemaligen Kreuzweg - unsicher zu machen. Zwar rückwärts, aber egal.

    Die Altstadt ist extrem verwinkelt und - wegen Freitag - so voller Menschen, dass die Orientierung schwerfällt und wir aus Versehen fast alle Stationen auslassen, was für mich nicht weiter wild ist. 😜

    Mit fällt es ohnehin schwer, mich auf diese ganze Jesusgeschichte einzulassen, zumal ich mittlerweile sehe, wieviel falsch überliefert wurde und/oder wie viele verschiedene Interpretationen es zu allen vermeintlichen Tatsachen gibt, weswegen sie die Menschen die Köpfe einhauen...

    Trotzdem finde ich die Gläubigen und ihr Verhalten interessant und habe auch Ehrfurcht vor der Macht der Religion und vor der Möglichkeit, Menschen friedlich zu vereinen.

    Wir starten an der Grabeskirche, wo Jesus gekreuzigt wurde und wieder auferstanden ist.

    Beeindruckend ist der Bau auf jeden Fall, er hat gigantische Ausmaße.

    In der Warteschlange für den Blick auf Jesus Grab treffen wir zwei deutschsprachige Jungs, die gerade eine Art Priester - Praktikum machen, und uns einiges erklären.

    Gleich am Anfang der Kirche ist der Salbungsstein Jesus, was erklärt, warum dort so viele Menschen den Boden küssen.

    Errichtet wurde die Kirche von Helena um 300 n. Chr. auf dem Golgata Felsen, auf dem Jesus gekreuzigt wurde.

    Vorher stand da Hadrians Venustempel. Helena nahm an, dass dieser die Christen vertreiben ließ und hat daher den Tempel platt gemacht und durch die Kirche ersetzt. Und wohl auch den Leichnam Jesus "umgeparkt".

    Auf der Rückseite vom Grab Jesus gibt es eine winzige Kapelle, in der ausgewählte Gläubige auf Knien beten und weinen.

    Als wir dran sind mit dem Blick auf das Grab, dauert es keine 5 Sekunden, bevor ein Priestertürsteher energisch gegen die Wand klatscht und "Come on!" schreit, Fotos sind natürlich eh verboten. Ist schon so eine Sache mit dem Business Religion.

    Mein Fazit: So beeindruckend der Prunk und die Intensität der Gläubigen auch ist, habe ich mich in den kleineren Kirchen in Nazareth viel entspannter und heimeliger gefühlt. Hier geht es zu wie einem Taubenschlag aus Selfies.

    Vorbei an weiteren Kreuzwegstationen enden wir bei Station 2, es wird ja auch später und alle machen pünktlich Feierabend 😅
    Diese Station ist ein hübscher Innenhof.
    Hier soll Jesus gegenüber dem Eingang zur Verurteilungskapelle sein Kreuz genommen haben. In der Geißelungskapelle soll er gegeißelt worden sein.

    Vor dem Altar hängt eine große Dornenkrone von der Gewölbedecke. Die Fenster dieser Kapelle zeigen die Menschenmassen, die sich das Ereignis nicht entgehen lassen wollten.

    Yoah. Reicht für mich. Fühle mich ein Bisschen wie in einer Märchenstunde, und freue mich, dass jetzt Feierabend mit Kreuzweg ist.

    Durch wahnsinnige Menschenmassen, die aus der Al-Aqsa-Moschee zurückkommen, lassen wir uns aus einem der vielen Alstadttore schieben. Ich halte mich zwischen ein paar Frauen versteckt, um möglichem Gegrabbel zu entgehen und entdecke unter ihnen auf das ein oder andere freundliche Gesicht, was mich mit Blicken ermutigt, durchzuhalten.

    Alles klappt super.

    Weiter auf den Ölberg, wo es zum Hintergrund der sinkenden Sonne einen traumhaften Blick über Jerusalem gibt.
    Und über den gigantischen Friedhof unter uns.

    Wer sich hier heute begraben lassen möchte, zahlt etwa 100.000 Euro pro Grab und wir philosophieren in der Abenddämmerung darüber, ob einem das wohl einen der vorderen Plätze im Himmel sichert oder ob man mit dem Geld nicht lieber was Gutes anstellen sollte.

    Da Rich die Klagemauer am Tag verpasst hat, aber auch etwas orientierungslos ist begleite ich ihn am Abend noch einmal und bin begeistert. Jaaaaa. Eigentlich sollte man als Tourist da wohl nicht unbedingt Freitag Abend hin, aber die Stimmung und das Ambiente waren einmalig und ganz anders als am Tag. Frauen und Männer singen und tanzen, liegen sich in den Armen und sind ganz beisammen. Fast ein bisschen Festivalfeeling, alles ist ganz friedlich.

    Ich bin erstaunt, wie viele junge Menschen hier sind. Nur vereinzelt ist mal jemand über 40 zu sehen...

    Zurück geht es wieder durch die Gassen der Altstadt, wo diesmal anstelle der Muslime die Juden durch die Gänge sausen, auf dem Weg zur Mauer, in Hektik, Kinder werden angetrieben und Touristen aus dem Weg geschoben mit arroganten Blicken, die zu sagen scheinen "Aus dem Weg, Gott wartet auf mich!" 🙃
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  • Day 9

    Palästina Pt. 1 Taufstelle Qasr el-Yahud

    May 11, 2019 in Palestine ⋅ ☀️ 20 °C

    Der erste Tag Westbank hat es in sich.

    Wir haben wohl Glück und fahren in einer "kleinen" Gruppe mit 19 statt normalerweise 35 Leuten. Der Guide ist sichtlich erleichtert, mit dem Zählen der Teilnehmer haben sie es hier anscheinend nicht so 😅

    Auf dem Weg in die Bethlehem Area (sowas wie der Landkreis Bethlehem? 😬) passieren wir die israelischen Kontrollpunkte.

    Der Guide steigt erst danach ein.

    Er ist ein christlicher Palästinenser, der nicht mehr nach Jerusalem darf.

    Auch die Straßen der Stadt dürfen sie nicht benutzen. Wir fahren eine neue Straße entlang, die in den 90ern gebaut wurde und um Jerusalem herumführt. Dadurch verdoppelt sich der eigentliche Weg.

    Der Busfahrer ist zwar Palästinenser, aber Einwohner von Jerusalem, deswegen hat er eine Sondergenehmigung und kann in beiden Gebieten fahren. Seine Familie außerhalb der Stadt darf ihn aber nicht besuchen.

    "Raus kann jeder, nur wieder rein nicht", erklärt der Guide.
    Touristenbusse werden bei der Einreise nach Israel nur stichprobenartig kontrolliert.

    ABER: Sollte der Fahrer einen Palästinenser einschmuggeln, landet er jahrelang im Gefängnis, zahlt um die 120.000 Strafe (Währung vergessen, hoppala... 😅 Vielleicht Dollar, ich glaube aber, Schekel, sind dann immer noch ca. 30.000 Euro) und die gesamte Reiseagentur verliert ihre Zulassung. Das überlegt man sich dann wohl zwei Mal.

    Bei Einfahrt in die palästinensischen Gebiete sieht man an den Grenzen überall dicke rote Warnschilder.
    Praktischerweise sogar auf Englisch.
    Es handelt sich um eine Warnung an Israelis, sich unter Androhung von Tod von den Gebieten fernzuhalten.

    Hmmm... 🤨 Warum auf englisch? Haben die Israelis hebräisch verlernt?

    Nein, wir werden aufgeklärt: die Schilder stammen nicht von den Palästinensern, sondern vom israelischen Militär und sind extra schön beeindruckend, damit Touristen sich eher fern halten.
    Man wolle nicht, dass die Touristen in diese Gebiete gehen, die Wirtschaft vor Ort unterstützen und womöglich auch sehen, dass Palästinenser Menschen sind wie jeder andere.
    Und natürlich wollen die Israelis auch nicht, dass der eigene, unfeine Umgang mit den Palästinensern publik wird.

    Es ist total abstrakt, wir fahren ganz dicht an Jerusalem vorbei, können wunderbar auf die Altstadt schauen, und sind doch im Sperrgebiet 😞
    Der Guide zeigt auf eine Stelle neben der Straße und meint, dass sich hier oft junge Palästinenser treffen und von dieser Seite nach Jerusalem schauen, denn als Christen und Moslems hat die "heilige Stadt" für sie einen großen Stellenwert.

    Wir halten bei der Taufstelle Jesu Qasr el-Yahud.
    Eine braune Pfütze des Jordan, wo durch Johannes den Täufer sogesehen die spirituelle Geburt von Jesus statt fand, als dieser 13 oder 14 war.

    Viele Moslem Führer sollen hier begraben liegen.

    Verrückt ist es schon: keine 5 Meter Wasser trennen uns von Jordanien. In der Mitte der Pfütze ein unauffälliger Stacheldraht und auf der anderen Seite ein Kontrollturm mit Militär, der sich in die Landschaft einpasst.
    Ich komme nicht umhin, zu bewundern, wie man es hier versteht, Sicherheit mit Achtung für die Religion zu verbinden.

    Und es ist beeindruckend, die Pilger in ihren weißen Gewändern zu sehen, wie sie ganz in sich versunken in die braune Brühe steigen.

    Da der Jordan immer mehr Wasser verliert, wird auch diese Stelle bald austrocknen, komisches Gefühl.

    Wieder im Bus folgen einige Geschichten um Jesus und die heiligen 3 Könige, aber ich werde hinterher aus meinen Notizen nicht mehr schlau 😅
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