Satellite
  • Day 60

    Kräftesammeln an der Laguna Colorada

    January 9, 2018 in Bolivia

    Völlig abgekämpft und entnervt komme ich an der Laguna Colorada an, wo ich zunächst am Nationalpark-Eingang Eintritt zahlen muss. In dem Häuschen bin ich nicht der einzige, gerade waren mehrere Jeeps voll mit Touristen angekommen. Während ich darauf warte, dass ich drankomme, erkennt mich ein Spanier mit seinen Kumpels und flippt völlig aus. Er ist vor einer halben Stunde im Jeep an mir vorbeigefahren und kann es kaum fassen, dass ich hier mit dem Rad unterwegs bin. Ich in diesem Augenblick allerdings auch nicht. Da wir alle in demselben Refugio an der Laguna bleiben werden, läd er mich direkt auf ein Feierabendbier ein. Als ich mit meinem Ticket in der Hand dann endlich am Refugio ankomme, erklärt man mir, dass man hier keine Betten an Einzelpersonen vergibt. Sämtliche Zimmer sind mit sechs Betten genau auf eine Jeep-Besatzung zugeschnitten und werden daher nur komplett vergeben. Ich werde langsam angepisst und frage mich langsam, ob es überhaupt schlechtere Bedingungen für einen einzelnen Radfahrer geben kann. Man findet jedoch eine Lösung für mich: Ich werde zu einem alten Typen geschickt, der mir ein völlig vermülltes, verstaubtes Zimmer für einen viel zu hohen Preis anbietet. Ich schlage notgedrungen ein, fühle mich dabei aber irgendwie ausgenutzt. Die Fensterscheiben sind natürlich kaputt, die Tür schließt nur wenn man einen schweren Balken von innen dagegenlehnt. Nachdem ich mir was zu Essen gekocht habe, gehe ich rüber zu dem Spanier, um mir mein wohlverdientes Bier abzuholen. Wir spielen zusammen mit ein paar Brasilianern und einem bolivianischen Jeepguide ein Kartenspiel, bei dem der Verlierer tanzen muss. Zu meiner Erleichterung gewinne ich das Spiel und einer der Brasilianer muss seinen Hüftschwung zur Schau stellen.

    Am nächsten Tag fahre ich sieben Kilometer weiter bis zu einem weiteren Refugio, wo ich mir eigentlich nur einen geschützten Platz zum Zelten suche und anfange, an Türen zu klopfen. Als bei der ersten Tür keiner öffnet, ruft plötzlich von der anderen Straßenseite jemand zu mir rüber und bedeutet mir, zu ihm in die gegenüberliegende Bar zu kommen. Ich erkläre Luis, dass ich einen Platz zum zelten suche. Er schüttelt den Kopf und meint, er hätte was besseres. Er zeigt mir den Hinterraum seiner geräumigen Bar, der anscheinend zurzeit renoviert wird. Ich dürfe hier mein Lager beziehen, Toiletten sind nebenan, Strom läuft ab 19 Uhr auch. Ich bin begeistert und danke ihm für seine Gastfreundschaft. Den Rest des Tages ruhe ich mich aus, am nächsten Tag soll es nämlich auf den höchsten Punkt dieser Reise gehen.
    Read more