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  • Day 63

    Fast von der Taxi-Mafia verprügelt

    October 6, 2019 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Als am nächsten Morgen nur eines der zwei bestellten Autos vor der Tür parkte, war erst mal Quetschen angesagt. Es ist schon ein Erlebnis zu siebt mit 15 Gepäckstücken in einem 5-Mann-Auto zu fahren. Zum Glück stellte der Fahrer die Kindersicherung ein, sodass man in der Kurve nicht herausfallen konnte, hätte einer sein Knie gehoben. Wer eine Hand frei hatte, fütterte die Anderen oder checkte, ob wir uns noch auf der richtigen Route befanden. Völlig zerknittert fielen wir aus dem Auto und entfalteten uns wie eine Ziehharmonika. Dieses Mal konnten wir sogar die Speedfähre nehmen. Die war zwar heruntergekühlt wie eine Tiefkühltruhe war und roch nach frisch Erbrochenem, aber sie brachte uns dafür so schnell ans Festland zurück, dass wir noch genügend Zeit hatten, ins Tsunami Museum zu gehen. Aber dafür müsste man ja irgendwie vom Hafen aus ein Taxi chartern. Und wenn wir eines gelernt haben hier, dann ist das, dass man lieber ein paar hundert Meter laufen sollte und sich dann ein Grab ruft, da es auf Flughäfen oder in Häfen oft nicht gestattet wird, um die dort ansässige Taxi-Mafia zu stärken, die zu völlig überteuerten Preisen fahren. Also wanderten wir außerhalb des Hafens und riefen uns von dort aus ein Grab. Dachten wir zumindest. Denn keine 5min später stand uns ein Typ gegenüber, der uns auf ganzer Linie abziehen wollte. Er kam angefahren für den festgelegten Preis, wurde dann aber von seinen Kollegen angemacht, dass er immer noch zu nah am Hafen sei, leugnete dann unsere Buchung und verlangte mehr als den doppelten Preis, um nicht Ärger zu bekommen. Nach ein paar wilden Verhandlungen, die leider alle fehl schlugen, sattelten wir wieder auf. Plötzlich hielt ein anderes Taxi neben uns und war bereit, uns für einen verkraftbaren Preis zum Museum zu fahren. Wer hätte damit gerechnet, dass uns ein paar Sekunden später der Mafiaboss der vorherigen Taxibande folgte und unserem Fahrer vorwarf, etwa Illegales getan zu haben. Wie in einem Action Film fuhren die Autos einander hinterer, bis wir wieder am "Mafia-Point" starteten. Draußen wurde so aggressiv wie nie zuvor gesehen gestritten und es hätte uns nicht gewundert, wenn einer der Typen eine Knarre oder ein Messer gezückt hätte. Anscheinend warfen sie unserem Fahrer vor, er hätte uns einen zu niedrigen Preis zu gesagt und zerstöre damit die gesamte Mafia-Masche.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ließen wir die laut brüllenden Mafia-Typen hinter uns und fuhren endlich auf direktem Weg in das Tsunami Museum in Banda Aceh. Denn am 26. Dezember 2004 früh am Morgen bebte in halb Asien die Erde - so stark, dass man das Erdbeben sogar in Ostafrika aufzeichnen konnte. Das Wasser zog sich langsam zurück. Viele Menschen sammelten den gestrandeten Fisch auf und wunderten sich, warum das Wasser verschwand.
    Keine Viertelstunde später rollte eine 18m hohe Welle in Banda Aceh an und schob Boote, Autos, Häuser kilometerweit ins Landesinnere. Insgesamt starben 230.000 an diesem Tag. Allein in Banda Aceh 100.000 davon. Man kann sich vorstellen, dass der Tsunami immer noch sehr präsent in den Köpfen der Einheimischen ist. Überall findet man Evakuierungs- und Warnschilder, die eine anrollende Welle zeigen.

    Nach dem Museumsbesuch frühstückten wir erstmal ein paar Fleischbällchen (Bakso genannt) in einer Garküche. Neben ein bisschen Mie und Curry kam auch ein undefinierbares Etwas an, auf dessen Oberfläche bunte Cracker schwammen. Am Grund der Suppenschüssel klebte aufgelöster Reis und irgendwo schwamm auch noch ein bisschen Hühnchen. Keiner wusste, was wir dort bestellt hatten. Papa opferte sich und probierte: "Matschig mit einer starken Note von Bratensauce!"

    Nicht wirklich gesättigt, aber auch nicht in der Stimmung uns weiter durch die Karte zu futtern,
    machten wir uns auf zum Flughafen. Denn nun standen uns an die 24h Flug bzw. Flüge bevor. ^^
    Auf dem ersten Flug war das Flugzeug sogar so leer, dass jeder eine eigene Sitzreihe für sich beanspruchen konnte und damit auch endlich mal das Gekloppe um den Fensterplatz ein Ende nahm. Dass wir am Ende fast in Kuala Lumpur stecken geblieben wären für ein Abendbrot bei Mces, mit unseren heißen Fritten über den Flughafen gerannt sind, sich einer fast übergeben hätte, als wir zum Gate hetzten oder unsere armen Eltern auf einer harten Parkbank schlafen mussten, weil der blöde Domestic Bali-Flughafen erst um 5 Uhr morgens öffnete, sollten wir wohl an dieser Stelle lieber unerwähnt lassen. ;)
    Was wir aber gerne verkünden, ist, dass unsere Eltern erfolgreich ihre erste Hostelnacht hinter sich gebracht haben, auch wenn die Betten nur so knarzten. Wir checkten also in unseren wohl vertrauten 6-Betten-Girls-Dorm ein und steckten die Jungs in ein Viererzimmer. Schlimmer konnte der Rücken ja eh nicht werden von der Airport-Nacht. ;) By the way, wenn man sich mal kurz aufsetzte, um sich zu recken, saß auch schon gleich der nächste Asiate neben einem und stellte einem seinen Koffer vor die Nase. Ich weiß nicht, wie sie das machen, diese Flitze-Asiaten, aber sie tauchen einfach aus dem Nirgendwo auf und sind dann einfach da. Und gehen nicht mehr weg. :D
    Zu dritt konnte man sich dann aber erdreisten eine ganze Bank für sich zu beanspruchen. Luxus pur!

    Egal! Weder die Flughafennacht, noch die quietschenden Betten können uns die Tauchvorfreude verderben. Denn, dieser Blog wird live hochgeladen aus dem Komodo Nationalpark. ^^ Hätte uns einer vor 4 Wochen gesagt, dass wir noch einmal aufs gleiche Liveaboard gehen würden, hätten wir es wohl nicht geglaubt. Aber ja, hier sind wir wieder: vor der Haustür der Mantas und Komodo-Warane. Und wohin uns die Strömung auch immer bringt, es bleibt dabei: Familie Detzel (Denk+Netzel) meldet sich! ^^
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