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  • Day 11

    Durch den Regen gen Süden

    May 20, 2018 in Norway ⋅ 🌬 8 °C

    Der Morgen im Fosselvs Camp beginnt recht ruhig und für mich mit einer positiven Überraschung. Vor dem Frühstück will ich mir eine heiße Dusche gönnen. Eigentlich kosten 5 Min. 10 Kronen und wir haben uns gestern dafür beim Platzwart extra 30 NOK in Münzen "gekauft". Aber dann: Bevor ich das Geld einwerfen drehe ich den Hahn auf und es läuft heißes Wasser raus - die ganze Zeit! Herrlich. 30 NOK gespart (denn bei Sebastian passiert später das gleiche) und gut aufgewärmt und erfrischt geht es zum Frühstück zurück in den Camper.

    Sebastian geht es zum Glück heute besser, auch wenn er nach der wenig erholsamen Nacht ziemlich in den Seilen hängt. Ich werde heute erstmal fahren, so viel steht fest.

    Nach dem Frühstück planen wir die Route. Wir beschließen, dass wir aufgrund der Wettervorhersage und auch aus Zeitmangel sowohl Tromsø als auch leider die Lofoten aussparen werden. Gestern hatte ich noch vor diesem Schritt gezögert, heute sehe ich klarer: Unser Ziel auf diese Reise war es, bis ganz nach oben ans Nordkap zu fahren. Das haben wir erreicht. Jetzt auf der Rückfahrt möchte ich nicht von Ort zu Ort rasen, die Lofoten bloß aus dem Auto sehen oder täglich 10 Stunden fahren...Wir sollten direkter nach Süden fahren und das mitnehmen, was uns dabei begegnet. Das wird genügen und wir können jederzeit noch einmal bestimmte Regionen in Ruhe bereisen. Somit steht der Plan: Heute geht es Richtung Narvik - nördlichste Hafenstadt Norwegens und ca. 350 km entfernt.

    Wir lassen uns Zeit heute und fahren nach der üblichen Entleerungsrunde gegen 11 Uhr am Platz los. Von Beginn an begleitet uns heute der Regen. Mal mehr, mal weniger. Wir fahren quer durchs Hochgebirge, zu meinem Glück aber meistens um die Berge herum anstatt drüber- oder durch Tunnel. Die Strecke ist schön, meist am Wasser entlang oder durch Waldgebiete. Ich lege einige Pausen ein und mittags halten wir an einem Rastplatz für gut 30 Min.. Picknick gibt es heute im Auto - das Wetter ist zu nass und kalt (meist unter 10 Grad).
    Ich beschließe weiter zu fahren, Sebastian sieht mir viel zu müde und kaputt aus. Er schläft auch immer mal und so genieße ich die Fahrt oft in Stille bzw. mit etwas Musik und der Natur. Die Berge wirken bei diesem grauen, stürmischem Wetter sehr bedrohlich und massiv - was für ein Kontrast zu den sonnigen Tagen, wo sie angestrahlt wurden und gar nicht bedrohlich erschienen.

    Nach 349 km erreichen wir gegen 17:30 Uhr schließlich Narvik. Ich brauche dringend Bewegung und so unternehmen wir einen Spaziergang zum Hafen. Der Regen und der Wind kommen von vorn - wir kämpfen mit unseren Schirmen in dicker Winterkleidung. Es hat was von Komik! Aber die frische Luft tut trotzdem gut und auch wenn Dank Pfingsten der Hafen und die Stadt heute schlafen, sind wir nach gut einer Stunde froh, die Runde gedreht zu haben.

    Da der Parkplatz mitten in der Stadt nicht schön ist, beschließen wir für die Nacht noch ein Stück zu fahren. Ein paar Kilometer weiter soll ein Aussichtspunkt sein, vielleicht können wir dort stehen.
    Leider finden wir den Punkt nicht und die Uhr zeigt mittlerweile 19:30 Uhr an, mein Magen knurrt und der Regen ist unerlässlich - leichter Anflug von Verzweiflung. Just in diesem Moment taucht ein Schotterplatz am Meer auf, auf dem schon ein paar Wohnmobile stehen. Perfekt! Etwas ab von der Straße, nicht ganz so windig und einigermaßen eben, hier bleiben wir. Nach nun insgesamt 364 km parke ich ein.

    Ich mache mir was von unseren Resten warm und Sebastian bekommt Gemüsebrühe mit ein paar Nudeln für seinen Magen. Dann planen wir noch die Route für morgen und verkriechen uns ins Bett. Der Regen prasselt aufs Dach - jetzt hat es was Gemütliches.
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